Die Reportagen, vor allem die Bilder sind ein Trost. Es tut der Seele gut, wenn mit Lastwagen oder privaten Autos Hilfsgüter an die ukrainischen Grenzen transportiert und damit Kriegsflüchtlinge und die Menschen in der Ukraine mit dem Notwendigsten versorgt werden können. Die Folge: Beim DRK-Ortsverein gibt es Anfragen, was benötigt werde. Medikamente? Babynahrung und Windeln? Kleidung? Oder Konserven?

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Jan Welsch, der Ortsvorsitzende des DRK, erkennt die gute Absicht. Für seine Hilfsorganisation rät er von Sachspenden aber ab. Sie seien eher hinderlich, erfordern unnötige Kapazitäten und gehen im Zweifel am Bedarf vorbei. „Wer helfen will, der kann das am besten mit Geld tun“, sagt er. Das gilt zumindest für das DRK, das über zwei Vorteile verfügt: Es sind die international aufgestellte Infrastruktur des Roten Kreuzes und Mitarbeiter, die Erfahrungen mit Katastrophen haben und in den Krisenregionen eingesetzt werden können.

Gute Absicht allein ist kein Garant für bestmögliche Hilfe

In der Praxis sieht das so aus, dass mit den Schwesterorganisationen in den Grenzregionen zusammengearbeitet wird. Dort weiß man, was benötigt wird – sowohl in der Ukraine, aber auch in den Nachbarländern wie etwa Polen, wo zurzeit das Gros der Flüchtlinge ankommt. Und so wie es laut Jan Welsch momentan aussieht, sind dort die meisten benötigten Artikel noch erhältlich. Wenn Geld vorhanden ist, können sie die Organisationen des Roten Kreuzes also ortsnah beschaffen. Nach Kenntnis des DRK-Ortsvereinsvorsitzenden sind solche Beschaffungen derzeit teilweise sogar noch in der Ukraine möglich.

Es gehe allerdings nicht nur um den Kauf von Medizin, Nahrung oder Kleidung. Das Rote Kreuz arbeite zum Beispiel mit der Feuerwehr zusammen, die für ihre Arbeit ebenfalls auf Geld für Beschaffungen angewiesen sei. In anderen Fällen geht es nach Darstellung von Jan Welsch um die Finanzierung der Flucht – das könne je nach Umständen auch mal eine direkte Bargeldhilfe sein.

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Darüber hinaus gebe es Erste-Hilfe-Kurse in Behelfsunterkünften, in die sich die Bevölkerung zum Schutz vor Luftangriffen zurückgezogen hat, und nicht zuletzt seien mentale Hilfen für die Helfer selbst erforderlich. All das kostet direkt oder indirekt Geld, womit eine effektivere Hilfe geleistet werden könne als durch Sachspenden.

Neben der organisatorischen Infrastruktur steht dem Roten Kreuz ein geschultes und durch weltweite Katastropheneinsätze erfahrenes Personal zur Verfügung. Ein Notfallexperte des Roten Kreuzes sorgt laut Jan Welsch von Lublin/Polen aus für die zentrale Koordination der Aktivitäten. Dabei wird auch der Einsatz von externen Profis organisiert, bei denen es sich zum Beispiel um Ärzte mit einschlägigen Krisenerfahrungen handelt.

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Das DRK sammelt das Geld übrigens nicht über die Ortsvereine, sondern über ein Nothilfekonto, das eigens für die Hilfe für die vom Krieg in der Ukraine betroffenen Menschen eingerichtet wurde. „Das trägt zu einer schnellen Hilfe bei, weil auch dadurch Verzögerungen durch Zweitüberweisungen verhindert werden“, sagt Jan Welsch. Die Einrichtung des Sonderkontos habe zudem den Vorteil, weil es dadurch keine Umlage von allgemeinen Verwaltungskosten gebe. Jede Geldspende werde in voller Höhe für ihren eigentlichen Zweck verwendet.

Mit Geld geht vieles schneller

Das alles heißt nicht, dass Hilfstransporte in Richtung Ukraine nutzlos sind. „Es geht darum, unnötige Transporte zu vermeiden und die Hilfe so effektiv wie möglich zu gestalten“, sagt der Ortsvorsitzende. Mit Geldspenden werde derzeit der finanzielle Aufwand gering gehalten und Zeit gespart, außerdem könne die Hilfe bedarfsgerecht gesteuert werden.

Jan Welsch ist sich allerdings eines Nachteils bewusst. „Es macht einen psychologischen Unterschied, ob Geld überwiesen wird, oder ob man persönlich Medikamente oder Nahrungsmittel einkauft, die dann in Richtung Ukraine transportiert werden“, sagt er. Und eben dieses Bedürfnis fühlt sich zurzeit geradezu übermächtig an. Viele Menschen wollen hierzulande helfen und sitzen doch fest in der Rolle eines zur Untätigkeit verdammten Zuschauers.

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