Das Leben auf dem Wasser wird von Stadtplanern schon längst als Antwort auf die demografische Entwicklung in den Schwarmstädten und den Klimawandel gesehen. Das bekannteste Beispiel für eine Stadt, in der Hausboote längst ganz selbstverständlich zum Stadtbild dazugehören, ist Amsterdam. In den Niederlanden gibt es – Schätzungen zufolge – rund 10.000 Boote, auf denen Menschen leben.
Allein 2500 bewohnte Schiffe und umgebaute Lastkähne sollen die Grachten von Amsterdam säumen. Zusätzlich wurde in IJburg, am Rande von Amsterdam, die größte schwimmende Siedlung Europas gebaut. Sechzig Häuser je Hektar, die auf Pontons stehen und sich mit der Ebbe und Flut heben und senken. Denn mit der neuen Wohnform will die Stadt nicht nur der Wohnungsnot, sondern auch dem Klimawandel begegnen.
Auch hierzulande hat sich das Wohnen auf dem Wasser vielerorts schon durchgesetzt. Beispielsweise in Hamburg. Die Hansestadt hat eine Karte erstellt, in der geeignete Standorte für Hausboote und schwimmende Häuser verzeichnet sind. Zudem kann inzwischen über verschiedene Anbieter Urlaub auf dem Wasser gebucht werden. Insbesondere in Nord- und Ostdeutschland können Hausboote gemietet werden.
Baubürgermeister: „Keine nachhaltige Lösung“
Wieso sieht man aber in Süddeutschland – am größten See des Landes – keinerlei Hausboote? Ein Blick in andere Städte zeigt ja, dass die Nachfrage nach dem Leben oder Urlaub auf dem Wasser und der Markt dafür wächst. Angesichts des Konstanzer Wohnungsmangels wäre das Wohnen auf Hausbooten zudem eine innovative Lösung.
Diese Idee hatte auch ein Konstanzer im Jahr 2019 . Er fragte bei Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn nach, ob es nicht möglich wäre, sechs Haus- und Wohnboote vor dem Sea Life zu installieren. Die Intention dahinter war damals nicht zwangsläufig die Behebung des Wohnraummangels, sondern eher die Idee eines attraktiven, touristischen Angebots.
Damals erklärte der Baubürgermeister: „Für den Wohnungsmarkt sind Hausboote keine nachhaltige Lösung.“ Langensteiner-Schönborn weiter: „Es müssten neue Liegeplätze ausgewiesen, Uferzonen befestigt und eine Infrastruktur für die Ver- und Entsorgung auf den Booten geschaffen werden. Dies würde den Bemühungen entgegenlaufen, die Ufer zu schützen und die Qualität der Uferzonen weiter zu verbessern.“
Eine Konstanzer WG auf einem Hausboot?
Auf dem Portal wg-gesucht.de wurde außerdem im April 2021 eine ungewöhnliche Wohnungsanzeige veröffentlicht, wie Pressesprecherin Annegret Mülbaier unlängst dem SÜDKURIER verriet. Darin wurde nach Gleichgesinnten für die Gründung einer Wohngemeinschaft (WG) auf einem Hausboot in Konstanz gesucht. Ob dies gelang, ist nicht übermittelt. Allerdings ist es äußerst unwahrscheinlich, dass die WG jemals auf dem Bodensee ein Schiff bezogen hat.
Das verrät der Blick in die Bodensee-Schifffahrtsordnung, die auf Schweizer, österreichischer und deutscher Seite gilt – und das Verbot von Wohnbooten auf dem Bodensee einheitlich regelt. Im Abschnitt XIV (Paragraf 14.01.) steht, dass Wohn- und Hausboote auf dem Bodensee nicht zugelassen sind. Wörtlich heißt es darin: „Fahrzeuge, die nach ihrer Bau- oder Betriebsart oder nach ihrer Ausstattung überwiegend für Wohnzwecke bestimmt sind“, werden nicht zugelassen.