Wenn man will, kann man den Renkenweg 6 in Allmannsdorf als einen weiteren Beweis sehen. Neben der Nissenbaum-Villa. Oder dem Reihenhaus in der Markgrafenstraße 10. Oder dem Schmidtenbühl in Dettingen. Als einen Beweis dafür, dass das Zweckentfremdungsverbot der Stadt Konstanz nichts bringt. Aber stimmt das wirklich?
Was ist da los?
Das greift, wenn Wohnungen mehr als sechs Monate leer stehen. Und der terracottafarbene Bau steht leer, seit mindestens zwei Jahren, drei sogar, meinen sich einige Anwohner zu erinnern. Was ist da los?
Ein Termin vor Ort: Versammelt haben sich Mitglieder der Bürgervereinigung Allmannsdorf-Staad, unter anderem Chef Sven Martin und Ehrenchef Alexander Gebauer, außerdem Anwohner und zwei Stadträte, die ebenfalls in der Nähe ihr Heim haben. Es sind Peter Müller-Neff von der Freien Grünen Liste und Zahide Sarikas von der SPD. Trotz unterschiedlicher Ziele eint alle Anwesenden der Wunsch, dass der Leerstand beseitigt wird.
„Hier könnten Familien wohnen“
„Es ist so schade, hier könnten Familien wohnen“, sagt Zahide Sarikas. Peter Müller-Neff berichtet, dass er sich erkundigt hat im Technischen Ausschuss über die Casa Renkenweg 6.
Ein Bauantrag sei gerade wieder zurückgezogen worden. Das Bestandsgebäude steht in einer verkehrsberuhigten Straße, umringt von hohen Bäumen, der Bodensee ist nahe. Eine Lage, wie man sie in Konstanz nicht mehr häufig findet. „Das ist ein Spekulationsobjekt der Investoren geworden, es wird hin- und herverkauft, hier geht es nicht um bezahlbaren Wohnraum“, sagt Sven Martin.
Das ist die Geschichte des Grundstücks
Das ist nach SK-Recherchen die Geschichte des Grundstücks: Das Mehrfamilienhaus mit drei Wohneinheiten war bis 2019 vermietet. Danach kaufte die Konstanzer Firma Dirks Immobilien Haus und Grundstück mit dem Plan, Wohnraum zu schaffen.
Wie die Stadtverwaltung auf Anfrage mitteilt, wurden im Jahr 2019 zwei Anträge auf Bauvorbescheid gestellt. Dann veräußerte Dirks Immobilien das Anwesen jedoch wieder. Die Bürgerinitiative Allmannsdorf-Staad und die Anwohner vermuten, dass es sich dabei um Immobilienspekulation handele und mit Sicherheit die ein oder andere Million hängengeblieben sei.
Fragt man nach, zeigt sich eine andere Seite
Fragt man jedoch Geschäftsführer Patrik Dirks, stellt sich der Fall anders da. Er erzählt von den Problemen, die es mit dem Renkenweg 6 gab: „Es haben wie man das mittlerweile in Konstanz, Baden-Württemberg und eigentlich ganz Deutschland kennt, alle möglichen Nachbarn Einspruch eingelegt. Dann kam die Coronakrise hinzu und wir haben uns von dem Projekt getrennt.“ Er erlebt es als Paradoxon: Überall werde nach Wohnraum gerufen, „aber bloß nicht vor meiner Haustür“, sagt er.
Von Dirks Immobilien kaufte das Grundstück die Schweizer Immo Projekt GmbH in Gerlingen bei Stuttgart.
Die Firma stellte Ende 2020 einen Bauantrag bei der Stadt: für einen Neubau von zwei Mehrfamilienhäusern mit Tiefgarage. Insgesamt 14 Wohnungen. Der wurde mittlerweile zurückgezogen. Weil die Planung noch einmal geändert werden sollen, sagt der städtische Pressesprecher Walter Rügert. Nun gehe man davon aus, „dass der monierte Leerstand in absehbarer Zeit nicht mehr vorhanden sein wird, da ein Abbruch und Neubau erfolgen soll.“
Stadt sagt, sie hat Druck gemacht
Was er auch berichtet: Gegen beide Besitzer des Grundstücks Renkenweg 6 in diesen letzten Jahren sei ein Zweckentfremdungsverfahren anhängig gewesen. Die Stadt hat also Druck gemacht. Glaubt man jedoch den Worten des Dirks-Geschäftsführers, lag und liegt die Verzögerung nicht auf Seiten der Entwickler. Sondern der Bürokratie und der Anwohner.
Neubau ist kein Happy End für Anwohner
Aus Sicht von BAS und Anwohner ist das Neubaugesuch alles andere als ein Happy End. Sie fürchten den Neubau und wünschen sich von den Stadträten, dass sie ihn verhindern. Diese drei Gründe werden genannt: Die großen Gebäude passen nicht in das schmucke Ortsbild (Sven Martin), die geplante Tiefgarage könnte den alten Baumbestand zerstören (Alexander Gebauer) und ohnehin entstehen nur wieder Luxuswohnungen statt der so dringend benötigte bezahlbare Wohnraum (alle).
Im Magazin „Entree – Leben und Wohnen am Bodensee“, Ausgabe 2021, wird für das Projekt geworben: „Wohnen mit Stil in Seenähe“ „hochwertige Wohnungen mit dem gewissen Extra“. Bezahlbar klingt tatsächlich anders.
Die Bilder des Projekts zeigen breite Glasfronten und abgerundete Ecken. Die, wie es in dem Werbebeitrag heißt, „die Betrachter mit ihren fließenden Formen unweigerlich an das nahe Wasser erinnern“ sollen.
Die Bürgerinitiative Allmannsdorf-Staad hofft, dass die Stadt das Bauvorhaben zurück- und einen Bebauungsplan aufstellt. In dem könnte festgelegt werden, dass solche großen Einheiten nicht in die Umgebung passen. Stadtrat Peter Müller-Neff glaubt allerdings nicht, dass das klappt: „Dafür gibt es in der unmittelbaren Umgebung schon zu viele große Bauten.“