Schon lange trägt das denkmalgeschützte alte Gasthaus, das zwischen den siebenstöckigen Bürotürmen von Meichle und Mohr eingeklemmt ist, ein Gerüst. Genauso lange war unklar, was einmal aus der Bruchbude werden soll. Bürger vermuteten, das Haus solle vor sich hingammeln, bis es von selbst einstürzt.

Doch das ist nicht wahr: Im Herbst 2022 sicherte eine Fachfirma das Gebäude statisch, weil es erhalten werden muss. Denn für den Konstanzer Denkmalschutz ist das Gasthaus eines der wenigen noch erhaltenen Relikte vorindustrieller Bebauung am rechten Ufer des Seerheins und muss somit erhalten werden.

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Sehr zum Unmut der Firma Meichle und Mohr, der das Gelände am Seerhein gehört. „Wir müssen das Haus denkmalgerecht sanieren, ohne davon irgendeinen Nutzen zu haben“, ärgert sich Rolf Mohr, einst langjähriger Geschäftsführer des Unternehmens und gemeinsam mit Martina Mohr für die Entwicklung des Areals zuständig. „Das Gebäude ist restlos marode und wir dürfen es nicht mehr als Wohnung vermieten, was früher noch ging.“

Deshalb wird das Haus demnächst nutzungsneutral saniert. Die Stadt Konstanz erteilte laut Meichle und Mohr inzwischen die Sanierungsgenehmigung. Geplant ist, dass die Arbeiten im Jahr 2024 beginnen. Wird sich vielleicht ein Mieter oder Pächter finden, wenn das Haus grundlegend auf den baulich neuen Stand gebracht wurde? Rolf Mohr lacht nur. Hoffnung hat er keine.

„Wir müssen das Haus denkmalgerecht sanieren, ohne davon irgendeinen Nutzen zu haben“, ärgert sich Rolf Mohr, einst ...
„Wir müssen das Haus denkmalgerecht sanieren, ohne davon irgendeinen Nutzen zu haben“, ärgert sich Rolf Mohr, einst langjähriger Geschäftsführer des Unternehmens Meichle und Mohr. | Bild: Jarausch, Gerald | SK-Archiv

Deshalb hat das Unternehmen sich eine andere Lösung einfallen lassen: „Wir haben für die Nutzer der Bürotürme keine Fahrradabstellplätze. Gut möglich, dass das alte Gasthaus später mal zur Fahrradgarage wird.“ So könnte sich das Kulturdenkmal, das wahrscheinlich 1606 erbaut wurde, in einen aufwändig sanierten Stall für Drahtesel verwandeln.

„Verständnis für die Entscheidung des Konstanzer Denkmalschutzes haben wir nicht!“, erbost sich Rolf Mohr. Doch für die Denkmalpfleger steht das Gasthaus für die bauliche Entwicklung in Konstanz zu Zeiten der Industrialisierung. Vom 17. bis ins 20. Jahrhundert war das Gebäude ein beliebtes Ausflugslokal. Um 1850 trug es den Namen Rheingarten, zuletzt wurde es als Wohnhaus genutzt.

(Archivbild) Die Postkarte aus dem Jahr 1904 zeigt das Gasthaus Rheingarten am Seerhein. Der gebürtige Konstanzer Paul R. Stengele ...
(Archivbild) Die Postkarte aus dem Jahr 1904 zeigt das Gasthaus Rheingarten am Seerhein. Der gebürtige Konstanzer Paul R. Stengele übertrug die Notizen seiner Vorfahren, die eine der Vorgängerwirtschaften am Seerhein betrieben. | Bild: Rindt, Claudia | SK-Archiv