Für die Idee einer Markthalle auf dem Stephansplatz lässt sich im Gemeinderat wohl kaum eine Mehrheit finden. Zu deutlich fiel das Votum im vorberatenden Fachausschuss aus. Der Antrag der FDP-Fraktion, bei der geplanten Neugestaltung des Platzes die Konstruktion einer überdachten Markthalle nach südfranzösischem oder italienischem in die Überlegungen einzubeziehen, wurde mit deutlicher Mehrheit abgelehnt.
Nur drei Stadträte sprachen sich dafür aus, sechs Räte stimmten dagegen und zwei enthielten sich der Stimme. Es ist so gut wie aussichtslos, dass die Ablehnung im Gemeinderat als letzter Entscheidungsinstanz kassiert werden könnte.
Freie Grüne Liste will keinen „Rummelplatz“
Bei der politischen Vorbereitung der Initiative ist somit offensichtlich etwas falsch gelaufen. Die FDP-Fraktion, die im Gemeinderat gerade einmal über drei von insgesamt 41 Stimmen verfügt, will nach eigenen Angaben bei anderen Fraktionen abgefragt haben, wie man dort zu der Initiative steht. CDU, Freien Wähler (FW), Junges Forum Konstanz (JFK) sowie SPD sollen demnach Interesse an einem solchen Projekt bekundet haben.

Die sich scheinbar anbahnende Koalition dürfte mit ein Grund für die Freie Grüne Liste (FGL) gewesen sein, gegen das Vorhaben mobil zu machen. Die mit 13 Mitgliedern stärkste Fraktion im Konstanzer Gemeinderat wehrt sich vehement gegen die Entwicklung des Stephansplatzes zu einem „Rummelplatz“ und hält an der bisherigen Planung einer autofreien Zone mit Begrünung, Bänken und eventuell Wasserspielen fest.
Im Vorfeld der Ausschusssitzung leistete FGL-Stadtrat Peter Müller-Neff dazu ganze Lobby-Arbeit: Er brachte eine Reihe wichtiger Standbetreiber zusammen, die ebenfalls nichts von der FDP-Idee halten.
Mit seiner Ausdrucksweise ging ferner Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn auf Distanz. Wenn der Vorschlag von der Stadtverwaltung geprüft werden solle, dann müsse man eingehend damit beschäftigen. Ihm sei auf der Basis des Antrags allerdings noch nicht einmal klar, worin genau der Auftrag bestehe.
So wisse er nicht, ob es hier um ein „Dächle“ oder eine richtige Markthalle gehe. Grundsätzlich könne man der Sache – auch in Kooperation mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) – nachgehen, größere Ressourcen darauf wolle er jedoch nicht auf die Prüfung verwenden.
Überdachung nur ein „besserer Schopf“?
Dem schlossen sich die meisten Ausschussmitglieder an. Alfred Reichle (SPD) ist überzeugt, dass die Verwaltung zurzeit unter anderem wegen der Flüchtlinge aus der Ukraine genug zu tun hat, Holger Reile von der Linken Liste Konstanz (LLK) sprach sich gegen das „Malträtieren der Stadtverwaltung“ aus und Heinrich Fuchs (CDU) bezeichnete eine eventuelle Überdachung von 15 mal 15 Metern als „besseren Schopf“.
Der Tenor: Wenn überhaupt, dann müsse die Idee einer Markthalle als ständiger Veranstaltungsort jenseits der üblichen Wochenmarktzeiten mit einem erfolgversprechenden Betriebskonzept unterlegt werden – und dafür fehle es an Geld und Zeit.
Immerhin gab es zumindest in der Tonlage ein paar wohlmeinende Beiträge, die den offensichtlichen Zweck verfolgten, die Initiative der FDP nicht gänzlich abzukanzeln. Daniel Groß stufte die Minivariante einer Halle als „städtebaulichen Unsinn“ ein, doch wenn man mehr wolle, dann habe der Vorschlag durchaus seine Berechtigung. Und Verena Faustein (JFK) kann der Idee sogar etwas Charmantes ab. Sie könnte unter Umständen mit einem „Dächle“ leben, da der Platz aus ihrer Sicht nicht komplett von einer Markthalle bestimmt werden sollte.
Einzig FW-Stadtrat Daniel Hölzle ließ sich von der sich während der Aussprache entwickelnden Gruppendynamik nicht vollständig mitreißen und plädierte für eine Neugestaltung des Stephansplatzes, auf dem an 365 Tagen im Jahr etwas geboten werde. Der Multifunktionalität einer Markthalle könne er dabei einiges abgewinnen, weshalb die Idee in die laufenden Überlegungen einbezogen sollte.