Der Bürgerrat, eine Gruppe von 160 bundesweit ausgelosten Teilnehmern, hat vor etwa zwei Wochen der Bundesregierung seine Empfehlungen für eine gesunde Ernährung vorgelegt. An erster Stelle stand dabei die Empfehlung, jedes Kind solle bundesweit täglich ein gesundes und kostenfreies Mittagessen an seiner Schule oder Kindertagesstätte erhalten. Die Empfehlung wurde vielerseits gelobt – doch ist sie auch umsetzbar? Und falls ja, zu welchen Kosten?

Zunächst ein Blick auf die gegenwärtige Situation: Wie viele Essen werden täglich an Konstanzer Schulen und Kindergärten ausgegeben und was kostet das?

2,7 Millionen Euro für das Kita-Essen

In den städtischen Kitas werden etwa 450 bis 500 Mittagessen pro Tag ausgegeben, schreibt Mandy Krüger, Sprecherin der Stadtverwaltung, auf Anfrage. Daraus summierten sich für das Mittagessen an allen Kitas Kosten von etwa 540.000 Euro im Jahr. Berücksichtige man alle Konstanzer Kitas, also auch die der freien Träger, seien es bis zu 2500 warme Mahlzeiten pro Tag. Die Kosten dürften dafür dürften dann bei 2,7 Millionen Euro im Jahr liegen.

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Etwa 1,2 Millionen Euro fürs Schulessen

Auch der finanzielle Aufwand beim schulischen Mensaessen wäre enorm: Im Schulbereich werden täglich etwa 1600 Essen ausgegeben, schreibt Mandy Krüger, davon etwa 900 Essen bei den weiterführenden Schulen und circa 700 weitere bei den Betreuungen an den Grundschulen. Gehe man von einem Preis von fünf bis sechs Euro pro Essen aus an etwa 150 Schultagen im Schuljahr, dann ergeben sich 1,2 bis 1,4 Millionen Euro an Kosten, wenn das Essen jeweils kostenlos abgegeben wird.

Aktuell zahlen Eltern für die Mittagsverpflegung ihrer Kinder. In den Kitas kostet das Essen 90 Euro im Monat. Bei der Schulverpflegung sind die Preise unterschiedlich und variieren von 3,50 bis 5,90 Euro. Bei den Schulen werde das Essen mit jeweils einem Euro bezuschusst, nicht allerdings bei den Schulkindbetreuungen.

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Nicht alle Schüler aber nehmen an der Schulverpflegung teil, das Interesse ist dabei sehr unterschiedlich. So werden an der Gemeinschaftsschule Gebhard bei 980 Schülern täglich etwa 200 Essen ausgegeben (Schuljahr 2022/23). Am Humboldt-Gymnasium beträgt die Zahl der ausgegebenen Essen 150 bei 1080 Schülern, wie Jürgen Kaz, Direktor des Humboldt-Gymnasiums, auf Nachfrage schreibt. Diese Zahl sei seit Jahren stabil, ergänzt er – in der Regel benötigten die Schüler nur an zwei Nachmittagen mit Schulunterricht ein Mittagessen.

Relativ viele Mensaessen an der GMS

An der Gemeinschaftsschule Gebhard (GMS) in Petershausen nehmen verhältnismäßig viele Schüler das Angebot des warmen Mittagessens in Anspruch. Das hänge womöglich auch damit zusammen, dass die GMS eine gebundene Ganztagesschule sei, sagt Rektorin Charlotte Dreßen. Die Schüler dürfen den Schulcampus während der Unterrichtszeit nicht verlassen – und sind somit auf ein Mensaessen angewiesen.

Frank Heinzelmann, stellvertretender Schulleiter, lobt das Essen: Er esse gern hier und freue sich insbesondere über den frischen Salat, der angeboten werde. „Die Idee eines kostenlosen Mittagessens für jeden Schüler gefällt mir. Vielleicht würden sich dadurch auch einige der älteren Schüler vom Essen in der Schulmensa überzeugen lassen – im Sinne einer gesunden Ernährung wäre das sicher hilfreich.“

Die Salatbar in der Mensa der Gemeinschaftsschule
Die Salatbar in der Mensa der Gemeinschaftsschule | Bild: Wagner, Claudia

Patrick Hartleitner, Direktor am Suso-Gymnasium, kann die Empfehlung des Bürgerrats nachvollziehen, wie er auf Anfrage schreibt. „Gesunde Ernährung ist ein wichtiges Thema und auch Gegenstand der Bildungspläne der Schulen.“ Allerdings liege die Sicherstellung gesunder Ernährung von Kindern in erster Linie in der Verantwortung der Eltern. Dennoch sei es denkbar, dass an den Schulen ein praktischer Beitrag hierzu geleistet werde.

„Man darf aber auch nicht vergessen, dass das Essensangebot in den Schulmensen seit deren Existenz immer schon Diskussionsgegenstand an den Schulen, bei den Eltern und in den Medien ist. Sei es, ob das Essen gesund, regional genug oder preiswert genug ist.“ Zudem sie die Entscheidung für oder gegen die Schulverpflegung stark von den individuellen Vorlieben der Schüler geprägt.

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Ob es jemals zu dem für alle Kinder kostenfreien Mittagessen kommt, das der Bürgerrat empfiehlt, wird wohl in erster Linie von den künftigen Haushaltslagen in Bund und Kommunen abhängen. Was auf den Teller kommt, darüber hat die Stadt Konstanz schon zuvor eine Grundsatzentscheidung getroffen: Das Essen soll deutlich pflanzenlastiger werden, um der Klimaschutzstrategie der Stadt zu entsprechen.

In den Kindertagesstätten wird das neue Konzept bereits seit September 2023 umgesetzt. Dort ist das Standardmenü vegetarisch oder vegan, Fleisch oder Fisch soll nur noch einmal pro Woche angeboten werden. Bei Gymnasien und der GMS stehe eine Neuausschreibung des Essensanbieters in diesem Jahr an, wie Mandy Krüger schreibt. Die Neuausschreibung soll nun ebenfalls den Klimaschutzzielen der Stadt entsprechen und wie bei den Kitas grundsätzlich auf vegetarisches Essen setzen.