Wie wichtig Spielplätze in Konstanz sind, hat Philip Ditting besonders während der Corona-Pandemie gemerkt. Trotz Abstandsregeln und Maskenpflicht war etwa der Spielplatz am Schänzle „knallvoll“, wie der Konstanzer sagt. Ditting ist Vater von zwei Kindern, die fünf und sechs Jahre alt sind. „Auf Spielplätzen können die Kinder rauskommen, sich bewegen und mit anderen Kindern in Kontakt treten.“
Die Stadt Konstanz listet über hundert Spielplätze für das gesamte Stadtgebiet auf, wobei sich manche Plätze überschneiden. Auf dem Konstanzer Gebiet, ohne die nördlichen Stadtteile Dingelsdorf, Litzelstetten und Dettingen, sind es rund 50 öffentliche Orte zum Spielen.
Wenn es nach Philip Ditting geht, wäre gar nicht so wichtig, wie viele Spielplätze es in der Stadt gibt. Relevanter ist seiner Ansicht nach, in welchem Zustand sie sich befinden. Und da sieht Ditting Handlungsbedarf. Deshalb engagiert sich der 40-Jährige für bessere Spielplätze in der Stadt.
Als Beispiel führt Ditting nach Petershausen, zum Spielplatz am Klinikum – wenn man das, was dort übrig geblieben ist, noch Spielplatz nennen kann. Auf einer größeren Wiese stehen eine einsame Vogelnestschaukel und ein verwitterter Holzpflock, das Relikt eines Volleyballnetzes. Etwas abseits eine Tischtennisplatte aus Beton und eine alte Bank. „Das ist einfach kein Ort, der zum Verweilen einlädt.“
Seiner Meinung nach gibt es zu wenig gute Spielplätze, wie den Schänzle-Spielplatz, für die Konstanzer Kinder. Und zu viele unattraktive Anlagen, wie jene am Klinikum. Die Familien müssten deshalb für einen ausgiebigen Spielplatzbesuch häufig Konstanz verlassen und nach Kreuzlingen oder auf die Mainau gehen. „Wären alle Spielplätze auf dieser Karte auch in einem guten Zustand, müsste niemand mehr dafür woanders hinfahren.“
Wie wichtig es ist, dass Spielplätze in einer Stadt zu Verfügung stehen, das weiß auch Martina Kanning. Sie ist Professorin für Sportwissenschaft an der Universität Konstanz und beschäftigt sich vor allem mit der sozialen Dimension von Sport und Bewegung. „Gerade in Städten sind Spielplätze oftmals die einzige Möglichkeit für Kinder, sich draußen zu bewegen“, sagt Kanning.

In ländlichen Bereichen können Kinder im Wald, auf Wiesen oder im Hof spielen. In Städten geht das nicht so einfach, da müssen sie zum Beispiel auf Verkehrsteilnehmer achten. Spielplätze bezeichnet Kanning deshalb als geschützte Räume, in denen Kinder als gesellschaftliche Gruppe unter sich sein können.
Kinder sind auf Spielplätzen doppelt aktiv – körperlich und sozial
In Spielplätzen, sagt sie, kommen sowohl die sportliche als auch die soziale Aktivität zusammen. „Natürlich geht es dabei um körperliche Aktivität, die für die Entwicklung wichtig ist“, sagt Kanning. „Aber auch die soziale Aktivität von Kindern wird auf dem Spielplatz gefördert. Sie sehen Freunde, treffen aber auch zufällig andere Kinder, die sie nicht kennen.“
Nicht nur für die Kinder sind Spielplätze ein wichtiger sozialer Ort, findet Philip Ditting. Auch für die Eltern sei es gut, wenn man sich dort austauschen könne. Dafür brauche es zum Beispiel viele Bänke und Tische auf Spielplätzen, die einander zugewandt sind.

Es ist nur ein Vorschlag von vielen, die Ditting für bessere Spielplätze in Konstanz macht: Als Mitbegründer einer Eltern-Initiative hat er Unterschriften gesammelt und die Aufmerksamkeit auf die Relevanz guter Spielorte in der Konzilstadt gelenkt. Nach einer dadurch angestoßene Petition für bessere Spielmöglichkeiten versprach die Stadt deshalb vergangenen Herbst 200.000 Euro für die Erneuerung des Spielplatzes am Georg-Elser-Platz.
„Jede Bevölkerungsgruppe muss ihren Platz haben“
Laut Martina Kanning ist es in der Stadtplanung wichtig, genügend Spielplätze zu berücksichtigen. „Eine Kommune hat die Aufgabe, verschiedenen Altersgruppen öffentliche Räume zu Verfügung zu stellen. Jede Bevölkerungsgruppe muss ihren Platz haben“, sagt die Sportwissenschaftlerin.
Demnach reiche es nicht, irgendwelche Grünflächen wie Parks dafür bereitzustellen. „Kinder spielen nun mal anders, als andere Altersgruppen ihre Freizeit verbringen. In einem ruhigen Park kann lautes Schreien und Lachen von Kindern andere Parkbesucher stören.“

Was aber, wenn es nirgends die Möglichkeit dazu gibt? Auch Martina Kanning kommt bei dieser Frage zurück zu den Corona-Erfahrungen: „Als während der Pandemie viele Spielplätze gesperrt waren, wurden die Eltern doch langsam hörbar. Da gab es plötzlich Gegenwehr und Forderungen nach Spielplatzöffnungen.“ Daran sehe man gut, wie wichtig Spielplätze im Sozialgefüge einer Stadt seien.