Viele Einheimische und Gäste warten darauf, endlich wieder die Marienschlucht erkunden zu können. Seit sieben Jahren ist sie nach massiven Erdrutsch, der zum Tod einer Person führte, gesperrt. Bauliche Maßnahmen sind bereits geplant, damit eine Durchwanderung wieder möglich sein kann. Die Protagonisten sind überzeugt und schildern das Vorhaben in schillernden Farben.
Teile des Konstanzer Haupt- und Finanzausschusses (HFA) hingegen sind nicht überzeugt. Sie haben Bauchweh wegen der hohen Kosten für das interkommunale Projekt, denn für die Erstellung eines Stegs sowie einer Schutzhütte und den Maßnahmen am Mondfelsen werden mehr als 3,5 Millionen Euro veranschlagt. Und damit allein ist es nicht getan.
Die Planung für die Marienschlucht steht. Matthias Weckbach, Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, der die Konzeption dem Konstanzer HFA vorstellte, schien einer Diskussion vorbeugen zu wollen, als er sagte: „Es gibt nicht mehr viel Spielraum“, denn die Planung „ist mit den Behörden abgestimmt“. Sobald alle drei beteiligten Gemeinden die entsprechenden Beschlüsse gefasst hätten, solle die Ausschreibung der Gewerke erfolgen. Das Ziel: „Wir wollen Mitte September beginnen“, so Weckbach.
3,5 Millionen Euro sind kein Pappenstiel
Die teuersten Investitionen sind mit mehr als 3,5 Millionen Euro die neue Steganlage, die in etwa zehn Metern Höhe durch die Marienschlucht führen soll, die Schutzhütte sowie die Maßnahmen am Mondfelsen. Weckbach stellte gleich in Aussicht: „60 Prozent Bezuschussung sind zu erwarten wegen des interkommunalen Zusammenschlusses.“
„Aus Sicht des Tourismus hat die Marienschlucht eine besondere Bedeutung für die Region“, so FGL-Stadträtin Dorothee Jacobs-Krahnen. „Dennoch: Bei den Kosten haben wir großes Bauchweh.“ Die Schlucht sei im Jahr 2009 gesichert worden, aber seit sieben Jahren nicht mehr begehbar. Sie treibt die Sorge um, dass „die sehr teure Stahlkonstruktion (des Steges) wieder zerstört“ werden könne.
Matthias Weckbach entgegnete, dass der Steg bislang über den Bach, also an der tiefsten Stelle, geführt worden sei. Die westliche Seite der Schlucht sei 2009 gesichert worden. Der Erdrutsch 2015 sei von der Ostseite der Schlucht ausgegangen. Wegen den Sicherheitsanforderungen wurde die Neuplanung erforderlich. Die neue Steganlage befinde sich deshalb auf der westlichen Hangseite in einer Höhe von zehn Metern über dem Bachbett.
Das teure Projekt passt nicht in die Zeit
„Es war ein Fehler, sowas auf den Weg zu bringen“, opponierte Jürgen Faden (Freie Wähler). Auch wenn es 60 Prozent Fördermittel, welche er als „süßes Gift“, bezeichnete, gebe: „Auch das ist unser aller Geld“, spielte Faden auf die Steuermittel an. Er versagte im Namen seiner Fraktion die Zustimmung und forderte: „Entweder reduzieren oder stoppen und warten, bis wir es uns leisten können. Es passt nicht in die Zeit.“
Auch Jacobs-Krahnen hat Zweifel an den Kostenschätzungen. „Da kommen Mehrkosten drauf ohne Ende. Das muss uns klar sein“, so die Stadträtin. SPD-Stadtrat Jürgen Ruff brach eine Lanze für das Gemeinschaftsprojekt: „Wir stehen zum Gesamtprojekt. Es ist eine gute Lösung“, die nicht nur den Touristen, sondern insbesondere den Einheimischen diene. Zudem machte er bezüglich der Kostenteilung unter den drei Gemeinden eine Rechnung auf: „Konstanz ist extrem bevorteilt“, wenn man die Kosten auf die Einwohner umlege. Für Konstanz sei das quasi geschenkt, für Bodman- Ludwigshafen richtig teuer.
„Wir können uns nicht unsolidarisch aus dem Projekt stehlen. Das wäre den Partnern gegenüber sehr unfair“, postulierte der Sozialdemokrat. Auch das Thema Sicherheit brachte Ruff aufs Tapet. Die Menschen würden, wenn nichts getan werde, „querbeet“ laufen. Die Kanalisierung sei überdies notwendig, „um Schaden an der Natur zu minimieren“. Allerdings habe er Bauchschmerzen, was die Unterhaltskosten auf Dauer anbelange.
Unter anderem Susanne Heiß (Freie Wähler) überlegte laut, ob man nicht Eintritt verlangen könne, beispielsweise für die Nutzung der Steganlage. Simon Pschorr (Linke Liste) gab zu bedenken, dass den Einnahmen auch Kosten gegenüberstünden, beispielsweise für Personal.
Bürgermeister: „Wer weiß, was die Zukunft bringt…“
Matthias Weckbach betonte die überörtliche Strahlkraft der Marienschlucht, von der auch benachbarte Gemeinden profitierten. Er sieht auch die Nachbarkommunen in der Pflicht, einen monetären Beitrag zu leisten. Mit einem knappen Mehr stimmte der HFA für das Projekt, das final vom Gemeinderat am Donnerstag, 5. Mai, entschieden wird. Zum Schluss der Diskussion sinnierte Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn: „Was ist eine gute Zeit für ein Projekt? Wer weiß, was die Zukunft bringt…“