„Papst, Kaiser, Löwe“ – so lautet der Titel eines Beitrags in einem Heftchen des Stadler-Verlags von 1994 über die Konstanzer Imperia. Darin heißt es, dass die Statue von Künstler Peter Lenk „vergrämt dreinblickende Figuren, die durch ihre Kopfbedeckungen als Papst und Kaiser zu identifiziert sind“, in Händen hält. Doch was hat es nun mit dem Löwen auf sich, der in der Überschrift des Beitrags nebst Papst und Kaiser erwähnt wird?

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Dazu heißt es in dem Heftchen: „Den Sockel seiner Imperia wird Peter Lenk noch mit mehreren Löwen ergänzen. Er wählte den Löwen, weil er in der Mythologie als Hüter des Wassers gilt. Außerdem war er ein Symbol der Fruchtbarkeit und schon große Muttergottheiten hatten Löwen zur Seite oder zu Füßen sitzen.“ Das stimmt: Auch die indische Göttin Durga, die griechische Göttin Cybele und die ägyptische Göttin Sachmet werden erst durch das Tier komplett.

Aus der Imperia-Broschüre von 1994 geht sogar hervor, dass der Künstler Anfang der 1990er-Jahre ein Modell der Löwen-Figur angefertigt hatte. Ein Foto zeigt einen Löwen, auf dessen Rücken ein kleiner Amor reitet. Im Text unter dem Bild heißt es dazu, dass diese Statue zu Füßen der Imperia aufgestellt werden soll und der Bogen des Amor auf das Konzilgebäude gerichtet sein wird.

Eigentlich hieß es 1994 noch, dass die Imperia einen (oder mehrere) tierische Begleiter bekommt. Doch dieses Modell eines Löwen wurde ...
Eigentlich hieß es 1994 noch, dass die Imperia einen (oder mehrere) tierische Begleiter bekommt. Doch dieses Modell eines Löwen wurde nicht umgesetzt. Wieso nicht? | Bild: Sondermann, Julia

Auch im SÜDKURIER vom 21. Dezember 1993 steht: „Von der Kurtisane zur Schutzheiligen – Bald drei Löwen zu Füßen der Konstanzer Imperia“. Darin heißt es, dass sich „demnächst drei, 1,30 Meter hohe und zwei Meter lange Löwen“ im Hafen tummeln werden. Künstler Peter Lenk wird damals folgendermaßen zitiert: „Die imperialen Löwen sind zwar nicht so groß wie der Lindauer, dafür aber gefräßiger.“

Der Löwe an der Hafeneinfahrt in Lindau.
Der Löwe an der Hafeneinfahrt in Lindau. | Bild: Achim Mende/Lindau Tourismus und Kongress GmbH | SK-Archiv

Aus einem anderen Artikel vom 15. Dezember 1993 geht außerdem hervor, dass geplant gewesen sei, „den stählernen Drehsockel der steinernen Hafenschönen hinter einem Arrangement von Figuren“ zu verbergen. Dazu sollten die Löwen dienen. Das Vorhaben sei allerdings gestoppt worden, nachdem nicht klar war, ob die Imperia überhaupt auf dem Leuchtturmsockel bleiben dürfte. Der Gemeinderat hatte ihr nur einige Monate im Hafen eingeräumt.

Trotz der Unsicherheit zum Verbleib der Imperia fanden sich Sponsoren, die dazu bereit waren, die Löwen zu finanzieren. Dabei handelte es sich – laut SÜDKURIER vom 15. Dezember 1993 – um einen Anwalt, einen Universitätsprofessor, eine Lehrerin und einen Handwerker. Namentlich genannt werden diese Sponsoren im Artikel allerdings nicht.

Dieses Bild veröffentlichte der SÜDKURIER am 21. Dezember 1993 gemeinsam mit dem Artikel unter dem Titel „Von der Kurtisane zur ...
Dieses Bild veröffentlichte der SÜDKURIER am 21. Dezember 1993 gemeinsam mit dem Artikel unter dem Titel „Von der Kurtisane zur Schutzheiligen“. | Bild: Gerhard Herr/SK-Archiv

Wohin sind Imperias Löwen verschwunden?

Doch der tierische Begleiter samt Liebesgott fand nie den Weg in den Konstanzer Hafen. Zu Füßen der Imperia sind heutzutage zwar hunderte Liebesschlösser zu finden, aber keine Löwen-Statuen. Wieso nicht? Was hat dazu geführt, dass dieser Plan verworfen wurde? Nachfrage bei Peter Lenk.

Der Künstler erinnert sich im Telefonat mit dem SÜDKURIER: „Der Löwe hatte die falsche Größe, er war zu klein für den Imperia-Sockel.“ Daher sei er nie aufgestellt worden. Die im Stadler-Heft abgebildete Statue sei außerdem nur ein Entwurf gewesen, so Lenk. „Sie wurde später zerlegt und wiederverwertet.“ So blieben die ständigen Begleiter der Figur nur ein Päpstlein und ein kleiner Kaiser.