der Konstanzer Lokalredaktion

Uwe Vincon

Uwe Vincon, Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz.
Uwe Vincon, Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz. | Bild: Polizeipräsidium Konstanz/SK-Archiv

„Ich habe damals beim Staatsschutz, im Bereich der politisch motivierten Kriminaldelikte, gearbeitet. Ich war gerade im Einsatz und auf dem Weg zur Dienststelle in Sindelfingen, als die Nachricht im Radio lief. Dann habe ich die Dienststelle betreten und es waren keine Mitarbeiter da. Stille. Ich war regelrecht erschlagen. Ab da war der Achtstundentag für mich dahin. Auch am Tag danach war es wie bei einer Sonnenfinsternis – kein einziges Telefon hat geklingelt.“

Prof. Dr. Katharina Holzinger

Prof. Dr. Katharina Holzinger, Rektorin der Universität Konstanz.
Prof. Dr. Katharina Holzinger, Rektorin der Universität Konstanz. | Bild: Oliver Hanser/SK-Archiv

„Wir, sechs Kollegen aus europäischen Forschungsinstituten, arbeiteten am 11. September 2001 in einem Sitzungsraum der Max Planck-Gesellschaft in Bonn an einem EU Forschungsantrag. Als die Nachricht von den Attacken auf New York und Washington hereinplatzte, wurden wir in eine benachbarte Wohnung eingeladen, in der sich überraschend ein riesiger Fernseher befand, fast zwei Meter Bildschirmdiagonale, damals sehr selten. Wir saßen auf dem Boden vor dem Gerät und verfolgten den Einsturz der Türme in dieser Größe und Perspektive mit umso größerem Entsetzen.“

Christian Bücheler

Christian Bücheler, Chef des Transportunternehmens Transco, aus Allensbach.
Christian Bücheler, Chef des Transportunternehmens Transco, aus Allensbach. | Bild: Zoch, Thomas

„An dem Tag kam mein Sohn David ins Gymnasium an der Geschwister-Scholl-Schule in Wollmatingen. Vor der Einschulungsfeier bin ich ins Büro, weil ich kurz etwas erledigen wollte, und habe deshalb alles ausgeblendet. Vor der Feier sprach mich eine Bekannte an, ob ich schon von dem Anschlag in den USA gehört hätte. In den ersten Nachrichten hieß es erst, dass es sich um ein Flugzeugunglück handle, später dann, dass das Pentagon angegriffen wird. Ich konnte es nicht glauben. Die Einschulung fand wie geplant statt, aber ich weiß noch, wie unruhig alle im Publikum waren. Das war die Zeit vor den Smartphones. Was an Nachrichten hereinkam, haben wir uns zugeflüstert. Später saßen wir vor dem Fernseher, sahen wieder und wieder die Bilder der einstürzenden Türme und konnten nicht fassen, was passiert war.“

Hiltrud Schneider-Cimbal

Hiltrud Schneider-Cimbal, Dekanin des evangelischen Kirchenbezirks Konstanz.
Hiltrud Schneider-Cimbal, Dekanin des evangelischen Kirchenbezirks Konstanz. | Bild: Nikolaj Schutzbach

Hiltrud Schneider-Cimbal hat erst vergleichsweise spät von den Anschlägen in New York erfahren. Der Grund: Die Theologin geht sehr gezielt bei der Mediennutzung vor. „Ich war damals in Eberbach und habe zunächst nichts davon mitbekommen, da wir keinen Fernseher haben und hatten“, so schreibt sie. „Ich hatte außerdem – anders als sonst – auch keine Nachrichten im Radio gehört. Erfahren habe ich von den Anschlägen, als ein Kollege mich angerufen und mir davon erzählt hat.“

Thomas Niederberger

Thomas Niederberger, Stadtpräsident (schweizerische FDP) von Kreuzlingen
Thomas Niederberger, Stadtpräsident (schweizerische FDP) von Kreuzlingen | Bild: IDK

„Ich habe erst drei Tage nach den Anschlägen überhaupt davon erfahren. Meine Frau und ich fuhren im September 2001 mit unserem Camper der US-Westküste entlang. Wir hatten damals noch keine Handys und anstatt Autoradio hörten wir unsere Musikkassetten. Wir lebten weitestgehend autark auf Campingplätzen. Am 11. September wollten wir das Disneyland bei Los Angeles besuchen. Doch es war geschlossen, also reisten wir weiter. Was uns während der folgenden Tage auffiel: Menschen, die auf Brücken standen und die US-Flagge schwenkten. Den Grund dafür erfuhren wir erst am Donnerstag, 13. September, als wir bei San Francisco keinen freien Campingplatz fanden und in einem Motel übernachten mussten. Im Zimmer stand ein Fernseher. Als wir ihn einschalteten, habe ich zunächst gar nicht verstanden, um was es geht, nur dass etwas Großes passiert sein muss. Und als ich es begriff, war ich einfach nur geschockt, konnte es nicht glauben.“

Insa Pijanka

Insa Pijanka, Intendantin der Südwestdeutschen Philharmonie.
Insa Pijanka, Intendantin der Südwestdeutschen Philharmonie. | Bild: privat/SK-Archiv

Insa Pijanka hielt sich am 11. September 2001, bei ihrer schwer erkrankten Mutter in Mannheim auf, um ihr an ihrem ersten Tag nach einem Krankenhausaufenthalt zu unterstützen. „Ich weiß nicht, warum wir den Fernseher angemacht haben, aber wir waren wie gebannt und verfolgten so, wie das zweite Flugzeug in das Hochhaus stürzte“, erzählt sie. Für sie ist der Tag durch die Verquickung von politischer Katastrophe und persönlicher Betroffenheit durch die Krankheit ihrer Mutter zu einer ganz eigenartigen Gefühlsmischung in Erinnerung. 2001 war zudem das Examensjahr von Insa Pijanka, die Politikwissenschaft studiert und sich dabei insbesondere mit Konfliktforschung beschäftigt hat. „So ist für mich an diesem Tag irgendwie alles zusammengekommen und das prägt mich bis heute.“ Bei ihr paaren sich vor dem Hintergrund des Afghanistan-Einsatzes die Bitterkeit über die begrenzte Lernfähigkeit des Menschen und der Politik beim Umgang mit Konflikten mit dem Bedürfnis, sich gegen dieses Unvermögen aufzulehnen. Sie will sich mit der üblichen Reaktionskette von Gewalt und Gegengewalt nicht abfinden – eine Grundhaltung, die sie auch in ihre Arbeit einfließen lässt.

Dieter Böttcher

Dieter Böttcher, Friseur und Inhaber von Salon Madame Coiffeure in Konstanz.
Dieter Böttcher, Friseur und Inhaber von Salon Madame Coiffeure in Konstanz. | Bild: Priscilla Ogundipe/SK-Archiv

„Ich war gerade im Urlaub auf Elba. Ein Freund hat mich angerufen und gesagt, ich soll mal den Fernseher anmachen. Ich konnte es gar nicht glauben. Ich war ja selbst im World Trade Center und habe meinen 50. Geburtstag im Windows on the World gefeiert. Man hat sich vorgestellt, dass man in dem Moment auch selbst in den Türmen hätte sein können. Dann wäre alles vorbei gewesen. Alle haben gedacht Amerika sei unverletzlich – das konnte keiner fassen. Ich war zerstört.“

Gaby Hauptmann

Gaby Hauptmann, Schriftstellerin und Moderatorin, aus Allensbach.
Gaby Hauptmann, Schriftstellerin und Moderatorin, aus Allensbach. | Bild: privat

„Ich war an jenem Tag bei der Einschulung meiner Tochter Valeska in die Geschwister-Scholl-Schule. Mit dabei war unser damaliges Au-pair-Mädchen, dass mich während der Rede des Direktors über eine SMS ihres Freundes informierte, wonach zwei Flugzeuge in die Twin-Towers gestürzt seien. Dieser Freund hat immer mal wieder seltsame Geschichten erzählt, weshalb wir uns zunächst gedacht haben, dass er sich mal wieder was zurecht gelegt hat. Erst im Auto haben wir dann übers Radio mitbekommen, dass es wirklich so ist. Das ist mir alles noch sehr präsent, und es gibt einfach solche Momente, die hat man dann sein Leben lang im Kopf. Ähnlich war das bei mir, als ich vom Tod von Prinzessin Diana erfahren habe – da saß ich beim Frühstück bei einem Freund in Frankfurt.“

Marcel Jud

Marcel Jud, Reporter der SÜDKURIER-Lokalredaktion Konstanz.
Marcel Jud, Reporter der SÜDKURIER-Lokalredaktion Konstanz. | Bild: Priscilla Ogundipe

„Den Sprecher auf dem Bildschirm habe ich noch genau vor Augen: Wie die Schweißperlen auf seiner Stirn immer größer und seine Augenringe immer tiefer werden. Dazwischen die immer selben Bilder in Endlosschleife: Die Flugzeuge, die in die Türme des World Trade Centers fliegen, die Rauchsäulen, Silhouetten von Menschen, die in den Tod springen. Ich muss damals krank gewesen sein. Anders kann ich mir nicht erklären, wie ich sonst als 12-Jähriger auf dem Sofa liegend diese Bilder gesehen hätte. Eigentlich hatte ich an einem Dienstagnachmittag um die Uhrzeit jeweils Schule, und Fernsehen durfte ich während des Tages nur schauen, wenn ich krank war. Genau kann ich das aber nicht mehr rekonstruieren. Das einzige, was in meinem Gedächtnis haften geblieben ist, sind die Bilder und die schwer fassbaren Gefühle, die sie in mir auslösten: alles schien surreal, wie in einem Fiebertraum – und Fieber hatte ich ja vermutlich.“

Dorena Raggenbass

Dorena Raggenbass, Kreuzlinger Stadträtin (parteiunabhängig) und Vorsteherin des Departements Gesellschaft.
Dorena Raggenbass, Kreuzlinger Stadträtin (parteiunabhängig) und Vorsteherin des Departements Gesellschaft. | Bild: Aurelia Scherrer/SK-Archiv

„Ich saß im Zug von Kreuzlingen nach Zürich. Plötzlich, wie ein Lauffeuer, ging von Sitzreihe zu Sitzreihe die Nachricht eines Anschlags rum, ein Flugzeug sei in den Tower in New York geflogen. Kurz darauf eine zweite Maschine. Unfassbar der Gedanke, die Nachricht nur über telefonische Informationen. Damals war ich noch ohne Handy, also auf die Erzählungen der Mitreisenden angewiesen. Nach der ersten Unruhe im Zugabteil folgte ein deprimiertes Schweigen, Trauer um alle Opfer und die bange Frage, ob dieser Terroranschlag eine Kriegserklärung an die westliche Welt ist. Der Terror sich fortsetzt und alle großen Städte nun angegriffen werden. Unsicherheit, Bangen vor dem, was alles folgt.“

Andreas Osner

Andreas Osner, Kultur- und Sportbürgermeister von Konstanz.
Andreas Osner, Kultur- und Sportbürgermeister von Konstanz. | Bild: Oliver Hanser/SK-Archiv

„An dem denkwürdigen Tag war ich noch Projektmanager bei der Bertelsmann Stiftung. Ich war im Büro. Auf dem Weg zur Kaffeemaschine guckte ich in eines der Besprechungszimmer, wo auf der großen Screen ein rauchender Turm des World Trade Centers zu sehen war. Ein paar Kollegen saßen stumm und regungslos davor und ich dachte zuerst: ‚Ach, unsere TV-Junkies gucken in der Pause mal wieder ne krasse Serie.‘ Bis ich merkte, was wirklich los war. Kurz danach stürzte das zweite Flugzeug in den anderen Turm. Nach wenigen Minuten war allen klar, dass es der schlimmste Terrorakt war, den die Welt je gesehen hat. Das ganze Haus stellte die Arbeit ein, die Belegschaft versammelte sich in allen Sitzungsräumen, wo TV-Empfang war und man schaute stundenlang die Nachrichten. Trauer, Wut, absolute Hilflosigkeit und Fassungslosigkeit waren die kollektiven Gefühle im Kollegium. Diejenigen, die Freunde oder Verwandte in New York hatten, versuchten fieberhaft, Kontakt aufzunehmen. Die Brutalität, Trauer und kollektive Verunsicherung durch diesen Anschlag schien damals einzigartig und unübertrefflich. Wer hätte gedacht, dass wir nach 2001 weltweit noch viel mehr Krisen, Gewalt und unermessliches Leid werden erleben müssen, als wir uns vorzustellen imstande waren…“

Ursula Klaußner

Ursula Klaußner, 1. Vorsitzende des Schwimmvereins Sparta.
Ursula Klaußner, 1. Vorsitzende des Schwimmvereins Sparta. | Bild: Eva Marie Stegmann/SK-Archiv

„Am 11. September 2001 kam ich aus der Schule. Wir mussten unseren Holzbaubetrieb am 31. August aufgeben und ich deswegen nochmal die Schulbank drücken. Zu Hause angekommen, saß meine Schwiegermutter bereits vor dem Fernseher und erzählte vollkommen schockiert, von Anschlägen in den USA. Auf allen Kanälen wurden die Sendungen unterbrochen und mit unvorstellbaren Bildern über das Geschehen berichtet. Wir waren fassungslos, sprachlos, konnten nicht glauben, was da in New York passierte. Kurz darauf kam ein Anruf von meiner Tochter Bettina. Sie lebte damals in Auckland und war auf dem Weg zum Skifahren. Auch sie war völlig aufgewühlt und wütend über diese unvorstellbare Aktion irgendwelcher Fanatiker.“

Bernd Roth

Bernd Roth, Kommandant und Amtsleiter der Feuerwehr Konstanz.
Bernd Roth, Kommandant und Amtsleiter der Feuerwehr Konstanz. | Bild: Feuerwehr Konstanz/SK-Archiv

„Zu dieser Zeit war ich als Feuerwehrbeamter bei der Berufsfeuerwehr in Frankfurt am Main tätig. An diesem denkwürdigen Tag fand auf dem Messegelände in Frankfurt die Internationale Automobil Ausstellung statt. Ich war dort zum Dienst eingeteilt und habe während des dortigen Dienstes von den Ereignissen erfahren. Heute kann ich nicht mehr sagen, wie die Reaktionen der Aussteller oder auch der Besucher waren. In meiner Erinnerung glaube ich, erst am darauffolgenden Tag das ganze Ausmaß der Katastrophe realisiert zu haben.“

Prof. Dr. Sabine Rein

Prof. Dr. Sabine Rein, Präsidentin der HTWG Konstanz.
Prof. Dr. Sabine Rein, Präsidentin der HTWG Konstanz. | Bild: Lucht, Torsten

„Ich kann mich sehr gut an den Tag erinnern und an den Ort, an dem ich die ersten Bilder des Anschlags gesehen habe. Ich war zu der Zeit mit meinem Mann – damals hatten wir noch keine Kinder – an der französischen Atlantikküste. Die Nachricht vom Terroranschlag haben wir in einem Restaurant gesehen, in dem ein Fernseher ohne Ton lief. Aber auch ohne Ton haben wir verstanden, dass etwas Schreckliches passiert war, was große Auswirkungen haben wird. Die Bilder haben sich eingebrannt, der Urlaub war danach überhaupt nicht mehr unbeschwert. Die Gedanken an die Opfer haben uns beschäftigt und wir haben viel über die möglichen Folgen des Anschlags gesprochen.“

Andreas Schuler

Andreas Schuler, SÜDKURIER-Reporter aus Litzelstetten.
Andreas Schuler, SÜDKURIER-Reporter aus Litzelstetten. | Bild: Tesche, Sabine/SK-Archiv

„Ich war gerade auf dem Weg von der Betriebsküche zurück in die Regionalsportredaktion des SÜDKURIER, als mein Kollege Markus Waibel am Fernseher im Büro herumdrückte. ‚Da ist wohl irgendetwas in Amiland passiert‘, sagte er und stoppte auf dem Sender, der gerade die Bilder aus New York zeigte. CNN International. Wie versteinert verfolgten wir die Bilder. Nur wenige Augenblicke später sahen wir ‚live‘, wie das zweite Flugzeug in das World Trade Center flog. Ein Kollege aus der Kulturredaktion kam hinzu und blieb gefühlt den ganzen Nachmittag. Niemand redete ein Wort. Das Zeitungmachen war an diesem Tag zweitrangig. Daheim verfolgte ich die Nachrichten bis tief in die Nacht.“