Arbeitnehmer – besonders diejenigen mit nicht so hohen Verdiensten – haben es auf dem Konstanzer Wohnungsmarkt zunehmend schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Der SÜDKURIER berichtete bereits mehrfach über die prekäre Situation. Selbst Familien mit mittleren Einkommen und mehreren Kindern finden oftmals nur schwer ein geeignetes und vor allem bezahlbares Dach über dem Kopf.
Die Spitalstiftung verfolgt deshalb eine eigene Strategie – und baut vermehrt Wohnungen für Mitarbeiter. Zudem wird versucht, Arbeitnehmern eine geeignete Wohnung zu vermitteln, wenn diese selbst keine finden, wie Rebecca Koellner, bei der Spitalstiftung Konstanz verantwortlich für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, erklärt. Denn auch der Mangel an Fachkräften ist prekär. Koellner dazu: „Es gibt einen leergefegten Pflegemarkt.“
Schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt
Zwar bezahle man nach Tarif, aber die Preise für die Mieten explodierten. Viele potentielle Mitarbeiter würden deshalb „ihr Glück in der Schweiz“ oder auch woanders suchen, ist Koellner sicher. Deshalb sieht die Spitalstiftung einen großen Anreiz darin, für die Angestellten einen Platz zum Leben zu schaffen – und dafür nehme man viele Millionen in die Hand, meint Koellner. Sie fügt hinzu: „Es ist einfacher, Mitarbeiter zu generieren, wenn wir Wohnungen haben, die wir zu günstigen Preisen anbieten können.“

In der Tat lägen die Mietpreise bei den Wohnungen der Spitalstiftung bei sieben bis neun, vereinzelt auch bei zehn Euro pro Quadratmeter, erklärt Constanze Kenck. Sie ist bei der Spitalstiftung unter anderem verantwortlich für Mietangelegenheiten und Wohnungsvergabe. Das liege für Konstanzer Verhältnisse unter dem Durchschnitt und dieses Niveau wolle man halten.
Schwierige Lage auf dem Wohnungsmarkt
Die Spitalstiftung besitzt rund 400 Wohnungen in der Stadt, etwa 200 davon in Wohnheimen. In den Objekten wohnen vorrangig Stiftungs- und Klinikmitarbeiter. Besonders Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund hätten es oft sehr schwer auf dem Wohnungsmarkt, meint Constanze Kenck.
Auch für Mitarbeiter, die für den Job sogar nach Konstanz ziehen würden, ist es keineswegs leicht, eine Bleibe zu finden. „Von außerhalb ist es fast nicht möglich eine Wohnung zu finden“, sagt sie im Bezug auf Arbeitskräfte, die nicht bereits zuvor in der Stadt gewohnt haben und somit keine Kontakte hätten. „Wenn sie nicht hier sind, haben sie keine Chance.“
Eigener Wohnraum soll die Probleme lösen
Das alles sind Gründe, warum die Spitalstiftung das Bauprojekt Sierenmoos-Süd neben dem Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ), einem Eigenbetrieb der Spitalstiftung Konstanz, realisiert. Sie baut dort 40 Personalwohnungen, die über eine Kooperation auch an Mitarbeiter des Klinikums vergeben werden können.
Außerdem realisiert man das Bauprojekt Weiherhof, wo eine Pflegeeinrichtung, aber auch Wohnraum entsteht. Zusätzlich sollen zwei Wohntürme an der Mainaustraße, die sich im Besitz der Stiftung befinden, saniert werden. „Die Türme mit Baujahr 1975 sind marode und werden in absehbarer Zeit saniert“, sagt Roman Pfeifer, Architekt bei der Spitalstiftung.
Wegen der Klage eines Anliegers verzögerte sich bisher der Start des Projekts Sierenmoos-Süd, dessen Kosten inzwischen auf rund 13 Millionen Euro veranschlagt werden. Zunächst war von 11 Millionen Euro die Rede. Die Klage wurde jedoch im April 2021 vom Verwaltungsgericht Freiburg abgewiesen, doch der Anwohner legte beim Verwaltungsgerichtshof Mannheim Berufung ein. Diese wurde ebenfalls abgelehnt. Inzwischen rollen die Bagger.
Mieterbund fordert Wohnungsfürsorge für Beschäftigte
Auch andere Beobachter in Konstanz sind sich des Problems der Wohnungsnot im Zusammenhang mit dem Arbeitsmarkt bewusst. Der Deutsche Mieterbund Bodensee verfolgt die Strategie der Spitalstiftung dabei durchaus mit Wohlwollen. „Die Spitalstiftung Konstanz realisiert in Zusammenarbeit mit der Wobak neue Personalwohnungen“, so Winfried Kropp, Pressesprecher des Mieterbunds. Andere öffentliche und private Unternehmen sollten ähnlich vorgehen, meinen die Verantwortlichen vom Mieterbund.
„In der Wohnraumförderung des Landes gibt es seit 2020 dafür die Förderlinie ‚Mitarbeiterwohnen‘, die geförderte Sozialwohnungen mit einer Sonder-Belegungsbindung zugunsten von Mitarbeitern eines Unternehmens oder mehrerer bestimmter Unternehmen verknüpft“, so Kropp weiter. „Die Betriebe sollten daher nicht nur über Fachkräftemangel klagen, sondern Wohnungsfürsorge für ihre Beschäftigten als Erfolgsfaktor betrachten und entsprechend handeln.“

Auch beim Verein Treffpunkt Konstanz sind die Mietpreise ein Thema. So betrifft es dort nicht nur die Angestellten selbst, sondern auch die Arbeitgeber aufgrund von hohen Ladenmieten. Der Verein verfolge laut dem Vorsitzenden Daniel Hölzle die Aktivitäten der Spitalstiftung, Wohnraum für Mitarbeiter zu schaffen. Auch die Ideen zu Angeboten für Auszubildendem, beispielsweise im Handwerk, beobachte man mit Interesse.
Claudius Marx, Hauptgeschäftsführer der IHK Hochrhein-Bodensee, bestätigte vor Kurzem gegenüber dem SÜDKURIER, dass das Thema bezahlbarer Wohnraum gerade bei Mitgliedsunternehmen, die sich in der Ausbildung engagieren, eine große Rolle spiele. „Manche Unternehmen haben auf die Situation bereits in der Art reagiert, dass sie selbst Wohnraum zur Verfügung stellen, um Auszubildende zu gewinnen“, sagt er.
Auch Werkswohnungen kämen wieder mehr auf die Agenda. Ferner werde auch die Einrichtung von Wohnheimen für Auszubildende diskutiert. Dort sei man jedoch bislang an der Frage der Trägerschaft und der Kostentragung stehen geblieben.