Die Zahlen sprechen für sich: Aktuell stehen 163 Pfleger, Krankenschwestern und andere Mitarbeiter von Spitalstiftung und Klinikum auf der Warteliste für eine neue oder größere Wohnung. Das Problem ist bekannt: Überall mangelt es an Kräften im Gesundheitsbereich, aber mit ihrem Gehalt können sie sich in Konstanz oft keine Wohnung auf dem freien Markt leisten.
Die Wohnungen sollen erschwinglich sein
Dies erkannte auch die Spitalstiftung. Sie baut nun 40 Personalwohnungen, die über eine Kooperation auch an Mitarbeiter des Klinikums vergeben werden können. Die Stiftung „wird sich darum bemühen, die Wohnungen möglichst kostengünstig anzubieten, was bei der derzeitigen Baukostensituation eine gewisse Herausforderung darstellen wird“, heißt es auf Nachfrage bei der Pressestelle der Spitalstiftung. Die Nebenkosten würden immerhin wegen hoher Standards im Energiebereich vergleichsweise gering ausfallen.
Schwere Fahrzeuge haben schon sichtbare Spuren in das Gelände zwischen Allmannsdorfer- und Mainaustraße gegraben, genauer gesagt direkt neben dem roten Gebäude des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) auf dem Klinikgelände. Diese Erdarbeiten dienen der Erschließung des Baufelds für die Ver- und Entsorgung (Wasser, Abwasser, Strom). Der eigentliche Baustart mit Spatenstich erfolgt laut Spitalstiftung voraussichtlich Ende März.

Hier entstehen fünf dreistöckige Gebäude in Holz-Stahlbeton-Hybridbauweise mit acht Wohneinheiten pro Haus, die zwischen zwei und vier Zimmer haben werden. Die fünf Gebäude mit begrünten Flachdächern und Photovoltaik-Anlagen werden nacheinander errichtet. Erst werden zwei Häuser gebaut, dann nochmal zwei und am Ende das fünfte.
„Das schmale Baufeld für die Baustelleneinrichtung und der Aushub erlauben kein anderes Vorgehen“, so die Spitalstiftung. Sie geht von einer zweijährigen Bauzeit aus, sodass die ersten beiden Häuser im Frühjahr 2025 bezugsfertig sein sollten.

Streit vor Gericht verzögerte den Baustart
Der Gemeinderat hatte schon im Jahr 2016 den Beschluss für das Bauprojekt Sierenmoos-Süd gefasst, seit Oktober 2017 liegt der Siegerentwurf des Konstanzer Architekturbüros Lanz und Schwager vor. Doch wegen der Klage eines Anliegers verzögerte sich bisher der Start des Projekts, dessen Kosten inzwischen auf rund 13 Millionen Euro veranschlagt werden. Zunächst war von 11 Millionen Euro die Rede.
Die Klage wurde zwar im April 2021 vom Verwaltungsgericht Freiburg abgewiesen, doch der Anlieger versuchte es mit einer Berufung am Verwaltungsgerichtshof Mannheim. Dieser ließ allerdings die Berufung nicht zu. Der Rechtsweg geht trotzdem weiter, denn laut Spitalstiftung liegt nun eine Klage gegen die vom Regierungspräsidium Freiburg erlassene Baugenehmigung vor. Da dies aber den Baubeginn nicht verzögern kann, sind nun Bagger und Walze am Werk.

„Wir bedauern es sehr, dass wir eine gerichtliche Auseinandersetzung nicht vermeiden konnten“, schreibt Rebecca Koellner von der Pressestelle der Spitalstiftung. Denn die Stiftung habe sich von Anfang an sehr darum bemüht, alle Nachbarn einzubinden, und auch Zugeständnisse gemacht. Fast alle Anwohner hätten die dringende Notwendigkeit der Schaffung von Personalwohnungen verstanden.
„Mehr oder weniger jeder wird irgendwann im Leben die Hilfe derjenigen benötigen, die in einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung arbeiten und spätestens dann dankbar dafür sein, dass es diese Einrichtungen gibt. Ohne Wohnungen wird man aber nicht an das Personal kommen, das zur Aufrechterhaltung des Betriebes von Pflegeeinrichtungen und Kliniken erforderlich ist“, so Koellner.

Geklärt ist unterdessen auch die Frage, ob in die Neubauten auch eine Kinderbetreuung einzieht. Mitglieder des Spitalausschusses hatten diese Frage aufgeworfen, da in Konstanz jedes Jahr Hunderte Familien keinen Kitaplatz bekommen. „Wir haben uns bei Abwägung der Vor- und Nachteile einer Kinderbetreuung in diesem konkreten Fall dagegen entschieden“, schreibt Rebecca Koellner.
Zum einen wolle man der Wohnraumnutzung den Vorzug geben, zum anderen bestehe mit der Betriebs-Kita für Mitarbeiter der Spitalstiftung und des Klinikums in den Räumen der Wessenbergstiftung an der Schwedenschanze schon ein gutes Angebot. Bei künftigen Bauvorhaben aber möchte die Spitalstiftung die Möglichkeit mitdenken, in der einen oder anderen Wohnung eine Kinderbetreuung für die Mitarbeiter einzurichten.