Wie viele Menschen leben in Konstanz?

Konstanz ist in den vergangenen Jahren stärker gewachsen als vorhergesehen. Die Vorausberechnung des Statistischen Landesamtes hatte Ende 2021 die Zahl der Einwohner auf 83.806 prognostiziert - tatsächlich waren es dann aber knapp 1.000 Konstanzer mehr.

 

Konstanz wächst seit den 1960ern stetig — bis auf einen Knick im Jahr 2011, dem Jahr der bislang letzten großen Volkszählung. Diese förderte zu Tage, dass in ganz Deutschland rund 1,5 Millionen Menschen weniger leben, als zuvor angenommen. Das hat sich auch auf die Konzilstadt niedergeschlagen. Zumal es in Konstanz seit jeher große Wanderungsbewegungen gibt.

Welche Menschen verlassen Konstanz?

 

Für Thomas Hinz sind diese Linien nur logisch. „Dass eher jüngere Leute von Konstanz weggehen, ist bei einer Universitätsstadt gar nicht anders zu erwarten“, sagt der Soziologie-Professor von der Universität Konstanz. Die Ausbildung ist vorbei, die ehemaligen Studierenden ziehen weg und neue Menschen kommen nach. Allerdings gibt es in Konstanz zwei Besonderheiten, die in das Wanderungsverhalten mit hineinspielen.

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Warum verlassen Einwohner die Stadt?

Denn die Stadt ist zum einen vergleichsweise ländlich geprägt, zum anderen teurer als so manche Großstadt.

Bei der Bürgerbefragung von 2018 wurden Konstanzer, die einen Umzug planen, nach ihren Gründen gefragt. Die Befragten gaben vor allem berufliche Gründe an — und die Situation auf dem Konstanzer Wohnungsmarkt.

 

„Die Wohn- und Lebenshaltungskosten sind für jüngere Leute besonders wichtig“, erklärt der Soziologe Hinz. Menschen, die gerade ins Berufsleben starten haben wenig Geld, müssen im Zweifel aber plötzlich höhere Mieten bezahlen. „Und die sind eher wieder ein Grund, dass man wieder weggeht“, erklärt Hinz. In diesem bestimmten Segment des Konstanzer Wohnungsmarkts sei der Umschlag besonders hoch.

Gleichzeitig sei das „Potenzial des Arbeitsmarkts in Konstanz und in der unmittelbaren Umgebung nicht so hoch wie in anderen großen Städten mit Universitäten.“ Die Studierenden können nicht in der Region gehalten werden, weil sie keine passenden Jobs finden. Im Vergleich mit der Großregion Stuttgart oder dem Rhein-Neckar-Raum habe Konstanz „auch interessante Betriebe, aber es ist doch etwas dünner gesät. Das ist sicher eine Besonderheit der Konstanzer Wanderungsbewegung.“

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Und wen betrifft das in besonderem Maß?

All dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Stadtgesellschaft und deren Durchmischung, sondern mittelbar auch auf Familien. Sie konkurrieren auf dem Wohnungsmarkt mit denen, die doch hierbleiben. Gleichzeitig ist der Markt nicht auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet. Familiengerechte Wohnungen in passenden Größen sind rar und dienen oftmals als Unterkunft für Wohngemeinschaften. Immerhin braucht Konstanz Semester für Semester Platz für seine Studierenden.

Eine Prognose des Marktforschungsinstituts Empirica warnte schon 2017 vor einer „sozialen Entmischung“ der Stadt, weil „Haushalte mit kleinem Geldbeutel und junge, sogar gutverdienende Familien aus der Stadt ins Umland verdrängt“ werden würden. Seither hat sich die Lage nicht entspannt, wie eine aktuelle SÜDKURIER-Analyse zeigt.

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