Der Fall Immo Tommy, in dem auch die Volksbank Konstanz eine bedeutende Rolle spielt, zieht immer weitere Kreise. Kurz nachdem die Bank einräumen musste, dass sie in 20 Fällen über das Vermittlungsgeschäft Kredite vergeben hat und nun fünf Millionen Euro im Feuer stehen, nehmen die strafrechtlichen Ermittlungen eine neue Wendung.

Die baden-württembergische Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Mannheim hat die weiteren Ermittlungen übernommen. Das bestätigte eine Sprecherin auf SÜDKURIER-Anfrage. Die Anzeige hatte die Volksbank Konstanz über einen Rechtsanwalt bei der hiesigen Staatsanwaltschaft gestellt. Diese hat das Verfahren nun nach Mannheim abgegeben.

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Im Kern geht es um die Frage, ob die Volksbank arglistig getäuscht oder betrogen worden ist. Sie hatte Immobilienkredite auf dem Wege der Vermittlung vergeben. Das bedeutet laut der Bank, dass alle Unterlagen vom Vermittler zusammengestellt und geprüft werden und sich ein Kreditinstitut auf deren Richtigkeit verlassen können muss. Doch genau das war in etlichen Fällen demnach nicht der Fall. So seien teilweise weit überhöhte Kaufpreise verlangt worden, mit der Folge, dass die Sicherheiten für die Kredite nicht in voller Höhe existierten. Die Bank räumte bereits ein, die Immobilien nicht selbst besichtigt zu haben.

In der Folge hat die Volksbank am 18. Dezember 2024 Strafanzeige gegen den Kreditvermittler und weitere Beteiligte gestellt. Diese Anzeige ist bei der Konstanzer Justiz auch eingegangen, wie ein Sprecher damals bestätigte. Ende März gab die Staatsanwaltschaft Konstanz denn Fall dann nach Mannheim ab. Dies gilt als erster Hinweis darauf, dass die Volksbank mit ihrer Einschätzung richtig liegen könnte, nach der ein „hoher Grad an krimineller Energie bei einem umfassenden Netzwerk an mutmaßlichen Tatbeteiligten zu erkennen“ sei.

Volksbank sieht sich als Opfer eines Betrugs

Die Vorwürfe der Volksbank wiegen dabei schwer. So hätten „die mutmaßlichen Täter durch die Einreichung fingierter beziehungsweise gefälschter Eigenkapitalnachweise und weiterer Bonitätsunterlagen sowie nicht den Tatsachen entsprechender Angaben zu den Immobilien sowohl die Volksbank Konstanz als auch in einigen Fällen Kunden getäuscht und geschädigt.“ Die mutmaßlich tatbeteiligten Personen hätten sich, so die Volksbank weiter, „auf diesem Wege mithilfe von hohen Provisions- und (Teil)-Kaufpreiszahlungen einen Vermögensvorteil erschlichen“.

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Die Bank sieht sich also selbst als Betrugsopfer. Angezeigt hat sie den ihr namentlich bekannten Vermittler aus dem Raum Konstanz, aber auch weitere mutmaßlich Beteiligte. Ob auch der als Influencer Immo Tommy bekannt gewordene Tomislav Primorac unter diesen Personen ist, teilen weder die Volksbank Konstanz noch die Staatsanwaltschaft mit. Eine Information der Staatsanwaltschaft Mannheim zeigt aber den Umfang des Falls: „Das Verfahren richtet sich derzeit gegen 13 Personen.“ Die zu Grunde liegende Strafanzeige werde derzeit geprüft.

Anzeige ist raus: Die Volksbank Konstanz hat Strafanzeige gegen mehrere Personen gestellt, weil sie arglistige Täuschung und Betrug bei ...
Anzeige ist raus: Die Volksbank Konstanz hat Strafanzeige gegen mehrere Personen gestellt, weil sie arglistige Täuschung und Betrug bei Immobilienfinanzierungen vermutet – bis hin zu gefälschten Dokumenten wie Gehaltsnachweisen. | Bild: Rau, Jörg-Peter | SK-Archiv

Ob und wann es zu einem möglichen Verfahren kommt und ob die Staatsanwaltschaft Mannheim weitere Fälle im Zusammenhang mit Immo Tommy bearbeitet, blieb zunächst offen. Bekannt ist aber, dass auch die Volksbank sich möglichen Klagen ausgesetzt sieht, allerdings auf der zivilrechtlichen Ebene. Betroffene Kunden wollen aus den Darlehensverträgen wieder herauskommen und haben dafür auch schon Anwälte eingeschaltet. Für die Volksbank geht es nicht zuletzt deshalb um die Frage, ob sie die Darlehen leichtfertig ausgereicht hat oder ob sie tatsächlich Opfer von kriminellen Vorgängen wurde.

„Gemeinsame Lösungen mit den Kunden“

Schon im Dezember 2024 teilte die Volksbank mit, dass sie das Vermittlungsgeschäft bis auf Weiteres eingestellt habe. Außerdem habe sie personelle Konsequenzen gezogen und ihre internen Prozesse überarbeitet, dabei geht es vor allem um das interne Kontrollsystem. Zu den Kunden, die aus dem Immo Tommy-Umfeld kamen, erklärte die Bank, sie stehe in oder suche Kontakt „zu Kreditnehmern, die die Kredite derzeit nicht bedienen“. Man versuche, „gemeinsame Lösungen mit den Kunden zu finden.“

Sie muss nun bei der Volksbank Konstanz aufräumen: Sabine Meister ist derzeit einzige Vorständin der Bank mit einer Bilanzsumme von rund ...
Sie muss nun bei der Volksbank Konstanz aufräumen: Sabine Meister ist derzeit einzige Vorständin der Bank mit einer Bilanzsumme von rund 1,7 Milliarden Euro. Sie sagt: Die Bank hat nicht nur Schwierigkeiten mit „auffälligen Kreditarrangements“, wie sie selbst einräumt, sondern auch „strukturelle Probleme“. | Bild: Volksbank Konstanz

In ihren Büchern hat die Volksbank Konstanz bereits reagiert. In Bezug auf die vermittelten Kredite gibt sie die Anzahl inzwischen mit 80 an. „Bei 20 dieser Engagements mit einem Gesamtvolumen von rund 28 Millionen Euro wurde mittlerweile ein Risikovorsorgebedarf festgestellt“, gab die Bank jüngst bekannt, „dieser summiert sich auf insgesamt fünf Millionen Euro“. Noch im Dezember 2024 war von etwa 60 Fällen und 2,7 Millionen Euro möglichem Schaden die Rede gewesen.