Klaus-Dieter Kreutz wundert sich. Vor einem Jahr zog er mit seiner Frau in einen Neubau an der Radolfzeller Straße, ein Mehrfamilienhaus mit Wärmepumpen. Doch obwohl die Geräte im Vorgarten der benachbarten Hausnummer 91 stehen, sind sie immer noch nicht angeschlossen. Den Grund dafür kann er täglich auf der gegenüberliegenden Straßenseite sehen.

„Seit mindestens acht Monaten steht eine große neue Trafostation der Stadtwerke auf Holzbalken an der Straße, wird aber nicht in Betrieb genommen“, sagt Klaus-Dieter Kreutz. „Jetzt müssen wir schon die zweite Saison mit dem teureren Gas heizen, was auch für die Umwelt nicht gut ist. Ich würde außerdem gern ein Elektroauto fahren, aber für die Installation von Wallboxen in der Tiefgarage reicht der Strom auch nicht aus.“

Der Bürger hält diesen Zustand für rückschrittlich: „Ich dachte, in Konstanz sei der Klimanotstand ausgerufen worden“, sagt er. „Notstand heißt, bildlich gesprochen, dass die Feuerwehr kommen muss. Aber in der Radolfzeller Straße herrscht offenbar Bürokratismus pur.“
Stadtwerke sprechen von bürokratischem Problem
Dass an diesem Ort derzeit zu wenig Strom zur Verfügung steht, bestätigt Josef Siebler, Pressesprecher der Konstanzer Stadtwerke: „Bedingt durch erhöhten Strombedarf durch die Wärme- und Mobilitätswende und insbesondere durch die Neubauten wurde die elektrische Leistungskapazität in der Radolfzeller Straße knapp.“
Siebler bestätigt auch, dass tatsächlich ein bürokratisches Problem die Inbetriebnahme der Trafostation verhinderte: „Unsere Herausforderung war, den passenden Standort für die Station zu finden. Wir haben uns vor über einem Jahr auf die Suche gemacht, doch zunächst wurde kein Ort zur Verfügung gestellt.“
Nun sei gemeinsam mit der Stadt Konstanz ein Plätzchen für das Haus gefunden worden – und zwar unweit des aktuellen Standorts, ebenfalls gegenüber vom Neubau an der Radolfzeller Straße 91. Die Station rutscht wenige Meter weiter Richtung Westen. Das Grundstück gehört laut den Stadtwerken einer privaten Eigner-Gemeinschaft.
„Es waren mit ihr Abstimmungen nötig, die nun abgeschlossen sind. Die Trafostation kann in Kürze aufgestellt werden“, sagt Josef Siebler. „Sobald die Tiefbaufirma die Fundamentplatte gegossen hat und die Kranfirma die Genehmigungen hat, kann es weitergehen.“

Als Klaus-Dieter Kreutz die gute Nachricht durch den SÜDKURIER erfährt, freut er sich. Dennoch bleibt ihm eine Frage im Kopf: „Die Stadt hat vor vier Jahren die Baugenehmigung für die Neubauten an der Radolfzeller Straße erteilt. Da standen die Wärmepumpen mit drin und der Bauherr hat Anspruch auf die nötige Stromzufuhr. Komisch, dass die Stadtwerke erst vor einem Jahr begonnen haben, einen Standort für die Trafostation zu suchen“, findet Kreutz.
Dann ergänzt er: „Was die Energiewende angeht, haben wir den Gipfel immer vor Augen. Aber in Konstanz wandern wir weiter fröhlich im Tale.“