Die ersten Skizzen des Amtes für Stadtplanung und Umwelt sehen Folgendes vor: Rund um die Stephanskirche soll eine Ruhezone mit Bänken entstehen. In der Mitte des dann barrierefreien Stephansplatzes soll eine grüne Mitte mit Baumfeldern geschaffen werden, wobei Platz für den Wochenmarkt und für Veranstaltungen, wie beispielsweise das Weinfest, frei bleiben soll.
Als Anziehungspunkt zwischen Kirche und Veranstaltungsraum haben die Planer ein Feld mit Wasserfontänen vorgesehen. Im Zuge der Platzgestaltung sollen zudem die Standorte der bestehenden Altbäume verbessert werden.

Der Platz wird aufgewertet
Direkt am Stephansplatz hat Achim Hönig sein Büro. Er war bei der Online-Bürgerbeteiligung der Stadt mit von der Partie. „Grundsätzlich finde ich die Planung gut, dass der Platz autofrei wird und die große Fläche multifunktional und damit besser genutzt werden kann.“
Gerade das Thema Marktkonzept, Beibehaltung als Festplatz und damit Steigerung der Aufenthaltsqualität findet Hönig gut. Lediglich die Idee des vorgesehenen Wasserspiels hinterfragt er. „Aber das Hauptthema ist toll. Der Platz wird aufgewertet.“
„Ein schöner Platz: die einzige Möglichkeit, stadtnah zu parken“, formuliert Fahrschul-Inhaber Wolfgang Rüdiger und kritisiert: „Fußgänger, Rad-, Motorrad- und Autofahrer – alle haben ihre Daseinsberechtigung. Alles auf eine Zielgruppe auszurichten – ich weiß nicht, ob das zielführend ist.“
Seit mehr als 20 Jahren hat er seine Fahrschule am Stephansplatz und will nicht komplett auf Parkplätze verzichten. Warum? „Es heißt Fahrschule und nicht Laufschule“, pariert er sofort und fügt ernsthaft an: „Zum einen hat es etwas mit Werbung zu tun, wenn unsere Fahrschulautos vor der Schule stehen. Zum anderen hat es auch mit Hygiene zu tun, denn die Schüler müssen auch mal Hände waschen oder auf die Toilette.“
Parkplätze sind unverzichtbar
Von einem autofreien Stephansplatz hält Wolfgang Rüdiger gar nichts. „Würde ein reiner Park darauf gemacht, dann wird‘s zum Latschari-Platz“, ist er überzeugt und fügt an: „Die Leute, die hier wohnen, haben eh schon viel Lärm zu ertragen.“ Und er gibt zu bedenken, dass Anwohner auch nach wie vor mit dem Auto in ihren eigenen Hof fahren wollten.
Vorstellen könnte sich Wolfgang Rüdiger, zu Gunsten von Bäumen auf 30 Prozent der Parkplätze zu verzichten, aber keineswegs auf alle. Was ihn wirklich ärgert ist, dass bei der Online-Beteiligung, „Leute mitreden, die gar nicht am Stephansplatz wohnen. Leute aus dem Musikerviertel, die sich über den Lärm auf Klein Venedig beschweren, wollen bei diesem kleinen Platz mitentscheiden, wie er auszusehen hat“. Das findet Wolfgang Rüdiger nicht richtig, denn: „Die Stadt sollte alle, die am Stephansplatz wohnen oder ein Geschäft haben, an einen Tisch holen, wie sie sich das vorstellen.“
„Das wird eine schwierige Hausnummer für die Stadt, einen Konsens zu finden“, ist Berthold Halves vom mittlerweile am Stephansplatz angesiedelten Bettenhaus Hilngrainer überzeugt. Er erläutert: Die Anwohner bräuchten einen Platz, wo sie ihr Auto abstellen können, für die angesiedelten Geschäfte sei eine direkte Anlieferung notwendig, Eltern wollten ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, Radfahrer bräuchten Stellplätze.

„Ich kenne den Platz seit 60 Jahren so wie er ist. Als ich Kind war, da standen allerdings mehr Bäume da“, erinnert sich Halves, der am liebsten den Status quo – vielleicht mit mehr Bäumen – beibehalten würde. „Ich denke gerade an ältere Menschen und Leute, die nicht gut zu Fuß sind. Die sind froh, wenn sie nah an ein Geschäft oder eine Arztpraxis fahren können. Man kann ja nicht alle ausschließen.“
Wichtig sei, dass der Belag erneuert werde, denn es gebe Stolperfallen. „Die Marktstätte ist eine Betonwüste und bisher ist kein Geld da, um dort die Plättle in der Mitte zu machen. Gerade in Zeiten knapper Kassen sollte man erst einmal das fertigmachen, bevor man ein neues Fass aufmacht“, meint Halves.
Was ist mit älteren Kunden?
„Toll war, dass wir von Anfang an involviert waren“, sagt Uwe Rittmann vom Reformhaus Fritschi bezüglich der Online-Bürgerbeteiligung. „Allerdings bin ich nicht ganz so glücklich, was da so vor sich ging“, formuliert er vorsichtig und meint: „Ein schönes Konzept, aber ich weiß nicht, ob das die Realität widerspiegelt.“ Die Realität sieht zum Beispiel für das Reformhaus etwas anders aus. Rittmann spricht von vielen älteren Kunden, die auch aus anderen Stadtteilen kämen und froh seien, nah am Geschäft parken zu können.

Es sei keine Seltenheit, „dass wir ihren Einkauf bis zum Auto tragen“. Von einem autofreien Platz würde sicherlich die Gastronomie profitieren. „Den Einzelhandel aber wird es Geld kosten und das wirkt sich auch auf die Gewerbesteuer aus“, so Uwe Rittmann. Neben den geringeren Steuereinnahmen würde die Stadt zudem auf die bislang nicht unbeträchtlichen Parkgebühren, die durch den Stephansplatz erzielt würden, verzichten.
Die Crux des selbst auferlegten Dogmas
Glücklich könnten die Einzelhändler mit den aktuellen Planungen nicht sein, meint Uwe Rittmann, der von dem „selbst auferlegten Dogma der Stadt“ spricht, was Klimaschutz und „Lobby der Fahrradfahrer“ anbelangt. „Und das hat wohl auf dem einen oder anderen Auge blind gemacht“, so Rittmann. Ob der Platz wirklich zum Verweilen genutzt werden würde, da hat Rittmann seine Zweifel, wenn er an sein eigenes Verhalten denkt: „Es sind nur 300 Meter bis zum Stadtgarten und da hat man den See vor der Nase.“
Aus Sicht der Handwerker findet Christian Kossmehl die Planung nicht prickelnd. „Es geht um die Versorgungssicherung. Jeder, der am Stephansplatz wohnt, braucht einmal einen Handwerker“, stellt er fest. Wichtig sei für die unterschiedlichen Gewerke, möglichst direkt anfahren zu können. Schweres Material könne schließlich nicht quer durch die Stadt geschleppt werden. „Es gibt viele Gewerke, die direkt im Auto etwas zuschneiden“, fügt er an. „Es muss möglich sein, dass es auf dem Stephansplatz einen Bereich gibt, wo Handwerker parken können“, fordert er im Namen vieler seiner Kollegen.
Außerdem findet er im Hinblick auf die desolate Marktstätte, „dass man einen Platz nach dem anderen machen soll“. Zudem würde die Stadt durch die Parkgebühren auf dem Stephansplatz etwa 250.000 Euro Einnahmen generieren. Bei der derzeitigen prekären städtischen Haushaltslage sollte man auf dieses Geld nicht verzichten, meint Kossmehl.