Was liegt denn da? Ein herrenloser Rucksack dreht Mitte November einsam seine Runden mit dem Seehas. Jemand hat das Gepäckstück vergessen. Wenn das passiert, landet das Fundstück oft bei Jasmin Pfaff. Sie arbeitet im Kundencenter der SBB Deutschland GmbH in Konstanz. Neben ihrem Schreibtisch ist ein Schrank. Darin stapeln sich Mützen, Schals, Handschuhe, Regenschirme, Turnbeutel und auch mal ein Handy. Seit einiger Zeit aber eben auch besagter Rucksack.

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„Der Rucksack ist schon eher eine kuriose Fundsache“, sagt Pfaff. Allerdings nicht der Rucksack an sich, sondern, was sich darin befand. „Es waren Drogen“, sagt sie. Natürlich lagern die Drogen jetzt nicht im Fundbüro und warten auf seinen oder ihren Besitzer. Die Pillen und das Tütchen mit dem verdächtigen Pulver sind längst bei den zuständigen Behörden. „Den Rucksack hat die Bundespolizei wieder zurückgebracht. Der Besitzer könnte ihn bei uns abholen“, sagt Pfaff. Doch sie hält es für sehr unwahrscheinlich, dass dieser bei ihr im Büro auftauchen wird.

(Symbolbild) Auch Drogen werden in Zügen oder an öffentlichen Plätzen ab und an vergessen. So wie Mitte November in einem Rucksack, der ...
(Symbolbild) Auch Drogen werden in Zügen oder an öffentlichen Plätzen ab und an vergessen. So wie Mitte November in einem Rucksack, der im Seehas gefunden wurde. | Bild: stock.adobe.com – portokalis, luis carlos jimenez, muh23/Montage: Frank Hohlfeldt

Komme es oft vor, dass Drogen im Zug vergessen werden und im Fundbüro landen? „Nein, absolut nicht“, sagt Pfaff. Das bestätigen auch das Hauptzollamt Singen und die Bundespolizei. Nico Haller, Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Konstanz, sagt auf SÜDKURIER-Nachfrage: „Es ist überschaubar. Rund zwei bis vier Mal pro Jahr finden wir Drogen an öffentlichen Orten, wo nach unbekannten Tätern gefahndet wird.“

Doch nicht nur ein Rucksack voller Drogen bleibt im Seehas liegen, auch andere Dinge vergessen Fahrgäste: Zahnspangen, Handys, Mützen, Schals, Handschuhe, Schlüssel, Einkaufstüten mit Designerklamotten, Turnbeutel oder ganze Koffer. „Ich verstehe nicht, wie einem nicht auffallen kann, dass ich einen Koffer vergesse, beziehungsweise nicht nach seinem Verlust beim Verkehrsunternehmen nachfrage“, sagt Pfaff.

Handschuhe, Schals und auch Deos liegen haufenweise im Fundbüro der SBB Deutschland. Das Fundbüro ist im Kundencenter im Bahnhof Konstanz.
Handschuhe, Schals und auch Deos liegen haufenweise im Fundbüro der SBB Deutschland. Das Fundbüro ist im Kundencenter im Bahnhof Konstanz. | Bild: Steinert, Kerstin

Mit Saugroboter im Zug

Jeden Tag vergessen Fahrgäste persönliche Gegenstände in Zügen, Bussen und Taxis. Selten ist es ein Rucksack mit Drogen. In der Schwarzwaldbahn der Deutschen Bahn bleiben aber auch mal andere, eher untypische Gegenstände liegen – wie zum Beispiel ein Saugroboter oder ein Neoprenanzug.

Ob ein Fahrgast im Neoprenanzug den Zug säubern wollte, ist dabei allerdings nicht bekannt. Doch, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn sagt, warten sowohl Staubsauger als auch Anzug im Fundbüro in Karlsruhe auf den oder die Besitzer.

Handys, Kopfhörer und Tretroller bleiben zurück

Im Fundbüro der Stadtwerke Konstanz, welche die Stadtbusse betreiben, ist ein ganzes Regal vom Boden bis zur Decke mit Fundsachen gefüllt. Und das sind nur die Gegenstände eines Monats. „Zu den klassischen Fundstücken zählen Schirme, Mützen, Handschuhe und Turnbeutel. Im Moment sind es viele Airpods-Cases der kabellosen Kopfhörer“, sagt Josef Siebler, Pressesprecher der Stadtwerke Konstanz.

Wer übrigens etwas im Bus liegen lässt, hat gute Chancen, es wieder zu bekommen. „Rund 70 Prozent der von Fahrgästen gemeldeten Verluste werden tatsächlich gefunden, meistens durch die Fahrerinnen und Fahrer oder das Reinigungspersonal“, sagt Siebler.

Rund 70 Prozent der von Fahrgästen gemeldeten Verluste werden tatsächlich gefunden, meistens durch die Fahrerinnen und Fahrer oder das ...
Rund 70 Prozent der von Fahrgästen gemeldeten Verluste werden tatsächlich gefunden, meistens durch die Fahrerinnen und Fahrer oder das Reinigungspersonal“, sagt Josef Siebler, Pressesprecher der Stadtwerke Konstanz. | Bild: Stadtwerke Konstanz

Das Taxi, eine wahre Fundgrube

Doch nicht nur Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel sind vergesslich. Auch Menschen, die sich ein Taxi rufen, steigen oft aus, ohne ihre kleinen oder auch sehr sperrigen Habseligkeiten mitzunehmen. „Komplette Taschen und Handtaschen, ein Football-Brustpanzer, Rollatoren, Herzmedikamente, Fasnachtsmasken und Kostüme“, würden in den Taxis ab und an zurückbleiben. Das erzählt Heiko Reindanz vom Unternehmen Taxi Müller.

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„Wenn ich länger darüber nachdenken würde, würden mir sicher noch mehr Kuriositäten einfallen“, sagt Reindanz. Denn erst vor einem Jahr habe man viele Fundstücke, die nun schon Ewigkeiten in der Taxi-Zentrale ihre Existenz fristeten, entsorgt. Neben den üblichen Verdächtigen (Schals, Mützen, Handys), seien auch Gehstöcke und Tops darunter gewesen. Ob sich der Fundus wieder füllen wird? Sehr wahrscheinlich. Und dann wird jede Kuriosität wieder lange aufbewahrt. „Oft über viele Jahre tatsächlich, man weiß ja nie“, sagt Reindanz.