Ein Schwein mit Kochmütze ist schon ein zwiespältiges Wesen. Einerseits macht es Werbung für leibliche Genüsse, andererseits verleiben sich die Menschen dabei seine Artgenossen ein. Und die erleben vor ihrer Verhackstückung bekanntlich alles andere als das reine Zuckerschlecken. Es sei denn, sie wachsen auf einem biodynamischen Wellness-Demeterhof auf, wo sie den ganzen Tag durch den Schlamm stromern dürfen und jeden Abend vor dem Einschlafen eine halbe Stunde die Wampe gekrault bekommen.

Vielleicht also war es ein geläuterter Schweinefleisch-Esser, der diese grausame Werbe-Konstellation nicht mehr aushielt. Im August 2023 stellte der Unbekannte die Schweine-Figur Fredo im Biergarten der Gaststätte Kolbenfresser im Konstanzer Stadtteil Fürstenberg ab und machte sich aus dem Staub in Richtung Gemüseladen. Die verwunderte Belegschaft der Kneipe meldete den Fund des Findelschweins bei der Polizei; wenig später lief die ganz große Ermittlungsmaschinerie an.

(Archivbild) Hier rechts im Biergarten des Kolbenfressers, wo schon alles Mögliche aufgestellt ist, stand eines Tages im August ...
(Archivbild) Hier rechts im Biergarten des Kolbenfressers, wo schon alles Mögliche aufgestellt ist, stand eines Tages im August plötzlich auch Fredo. | Bild: Oliver Hanser | SK-Archiv

Fredo – der Name steht auf seiner weißen Mütze – wurde zwar nicht vom Schweineeinsatzkommando (SEK), immerhin aber von einer Polizeistreife im Wagen abgeholt und in die Dienststelle chauffiert. Dann veröffentlichten die Ordnungshüter einen emotionalen Suchaufruf. „Wer vermisst mich?“ hieß es darin. „Mein Name ist Fredo, und ich bin 122 Zentimeter groß.“

Leider geht die Geschichte ein bisschen traurig weiter: Wie ein dreibeiniger Hund im Tierheim wartete das Schwein nämlich vergeblich darauf, endlich von einer Familie abgeholt zu werden. Dann versuchten die Beamten auch noch, es beim städtischen Fundbüro loszuwerden. Aber selbst die Hüter der vergessenen Schätze wollten es nicht. Die Polizisten nahmen Fredo, der alles andere als begeistert dreinschaute, wieder mit.

Sieht so ein glückliches Schwein aus?
Sieht so ein glückliches Schwein aus? | Bild: Oliver Hanser

Was also tun mit dem heimatlosen Pseudo-Koch, der mit seinen Stummelhänden unmöglich schon einmal Zwiebeln geschnitten haben kann? Sollte man ihn zum Wertstoffhof bringen, damit er von dort aus seine letzte Reise zum Schlund der Müllverbrennungsanlage antritt? Nein, sagten sich die überwiegend schweinefreundlichen Polizisten und fanden eine andere Lösung.

Wir dürfen deshalb verkünden: Fredo ist noch unter uns! Und er hat – fast wie auf dem Bauernhof – sogar wieder reichlich Gesellschaft. „Nachdem sich sein Eigentümer nach wie vor nicht gemeldet hat, begrüßt er jetzt (auf unbestimmte Zeit) in unserer Kantine die Gäste“, sagte Polizeisprecherin Katrin Rosenthal dem SÜDKURIER.

Das könnte Sie auch interessieren

So sieht das Schwein mit der unergründlichen Miene heute wieder Tag für Tag seine Artgenossen in den Mündern der Zweibeiner verschwinden. Manchem Zwiespalt entkommt man eben nicht.