Das Thema Flüchtlingsunterbringung spielt in der Region derzeit eine große Rolle – so auch jüngst im Mooser Gemeinderat. Geflüchtete Menschen sollen in der Höri-Gemeinde nicht in Hallen schlafen, sondern in Wohnungen untergebracht werden. Möglich wurde dies durch einen Akt der Solidarität innerhalb der Bürgerschaft, die den Wohnraum zur Verfügung stellte und durch den Bauhof, der alte Rathäuser wohngerecht umbaute.
In dieser Woche werden nun elf weitere Flüchtlinge erwartet. Auch sie können auf der Gemarkung in Wohnungen untergebracht werden. Bis Ende Oktober 2022 steigt die Anzahl der Geflüchteten dann auf 110 Personen und die Quote wird um 101 Prozent erfüllt.
Gleichmäßige Verteilung für gute Integration
Um eine gute Integration zu ermöglichen, verfolgt die Gemeinde eine Strategie der gleichmäßigen Verteilung innerhalb der vier Ortschaften in Moos. Bürgermeister Patrick Krauss zog dabei Parallelen beim Verhalten im Urlaub: Entdecke man dort Landsleute an der Bar, dann spreche man nur Deutsch anstelle der Landessprache. Mit einer Verteilung in den Ortschaften könne dieser Effekt minimiert und die Integration in die Bevölkerung gefördert werden. Dezentral lautet der integrative Ansatz.
Ein Blick auf die Altersstruktur zeigt, dass fast die Hälfte der Flüchtlinge unter 18 Jahren ist. Wobei die Gemeinde acht Geburten verzeichnete, so der stellvertretende Leiter des Hauptamts, Mathias Jäschke. Über 40 Prozent der Untergebrachten kommen aus Syrien. Etwa ein Drittel stammt aus der Ukraine. Und Ende nächster Woche wird der Anteil der Flüchtlinge aus Afghanistan bei 20 Prozent liegen. Zehn Prozent stammen aus dem Irak.
Großer Dank an Bürger und Bauhof
Ein großer Dank ging in der Sitzung an die Bürger der Ortschaften und auch an den Bauhof, der regelmäßig Mängel in Wohnungen behebt. Er kam von den Räten, von der Verwaltung und von Bürgermeister Patrick Krauss. Insgesamt gebe es selten Probleme, die an die Verwaltung weiter gereicht werden, so Michael Jäschke: Sie seien nicht anders als diejenigen, wie sie in jedem anderen Haushalt vorkommen würden.
Es handele sich dabei um Probleme wie die Mülltrennung oder den Lärm wie in jedem Mehrfamilienhaus, schilderte Jäschke. Doch es habe auch eine schwer wiegende Ausnahme gegeben: Eine Bürgerin sanierte eigens für Flüchtlinge aus der Ukraine komplett ein altes Haus und erlebte „einen Schlag in das Gesicht, wie es nach kurzer Zeit im Haus aussah“, so Bürgermeister Krauss. Das spreche sich herum und mache es der Gemeinde nicht leicht, führte Krauss angesichts des noch weiter benötigten Wohnraums für Um- und Nachzügler fort.
60 bis 100 weitere Menschen müssten untergebracht werden
Sorgen bereitet der Gemeinde indes eine Ankündigung aus dem Landkreis, die Moos an ihre Kapazitätsgrenze bringen könnte. Denn die Quote soll um weitere 15 bis 25 Personen pro Quartal erhöht werden. Innerhalb eines Jahres müsste so die Gemeinde weitere 60 bis 100 Menschen unterbringen – die aktuelle Quote könnte so bis zu verdoppelt werden.
Patrick Krauss zeigte sich ob des Vorschlags von Landrat Zeno Danner irritiert, der den Bau eines Mehrfamilienhauses auf gemeindeeigenem Grundstück vorschlug. Bezüglich der Kosten, der Planung und der Frist sei dies utopisch, kommentierte Krauss. Insgesamt begreift sich die Gemeinde bei der Unterbringung als letztes Glied einer Entscheidungskette, die ihren Ausgang in Brüssel nahm und via Berlin, Stuttgart und Konstanz letztlich mit der Umsetzung auf die Gemeinden im Landkreis abgewälzt wurde, so Krauss.
Dazu gehöre auch die Schul- und Kinderbetreuung, die die Gemeinden bewerkstelligen müssen. Krauss warnte davor, dass die Stimmung im Land kippen könnte und eine Partei mit Parolen auf Wählerstimmenfang gehe – ohne die Situation dabei zu verbessern.