„Jeder Nichtschwimmer ein Schwimmer – jeder Schwimmer ein Rettungsschwimmer“. Mit diesem Motto sind die Schwerpunkte und das Ziel der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) kurz umrissen. Die DLRG bietet Schwimmkurse an, rettet im Wasser Leben, klärt über Gefahren auf, hilft beim Katastrophenschutz und stellt einen Rettungsdienst.

60 Kinder auf der Warteliste

Doch seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind mindestens drei dieser Dienste stark beeinträchtigt worden: Mehr als 60 Kinder stehen allein bei der DLRG-Ortsgruppe Moos auf der Warteliste für einen Schwimmkurs.

Wegen der Schließung der Hallenbäder fand das letzte Training der mehr als 30 Rettungsschwimmer im Spätsommer im Bodensee statt. Und Anfragen von Unternehmen zu einem Auffrischungskurs für ihre Ersthelfer mussten wegen den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie abgelehnt und weitergeleitet werden.

Bäder im Landkreis ausgebucht

Uwe Nehlsen, Vorsitzender der DLRG Moos, sorgt sich und hat viele Fragen: Wann öffnen die Bäder für die Schwimm- und Rettungsausbildung? Wie lange bleibt das Stammbad der DLRG Moos an der Radolfzeller Mettnau-Klinik überhaupt geöffnet, ehe das Bad saniert wird?

Die Bäder im Landkreis seien ausgebucht, so Uwe Nehlsen. Dadurch seien die Schwimmausbildung und das Training der Rettungsschwimmer gefährdet. Nicht nur auf der Höri gebe es nun zwei Jahrgänge, die wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie keinen Schwimmkurs machen konnten. Uwe Nehlsen geht davon aus, dass sich die Einschränkungen langfristig auswirken werden und dass sich die Zahl der Unfälle erhöhen wird.

Erstes Training im Frühjahr

Für 30 Rettungsschwimmer soll im Frühjahr auf der Freifläche des Freibads Iznang ein kleines Training mit Abstand und mit Schwimmen im See stattfinden. Auf eine Auffrischung der Theorie im Vereinsheim wird aktuell verzichtet, da sich im Ausbildungsraum höchstens fünf Personen aufhalten dürfen.

Die Corona-Maßnahmen wirken sich auch auf die Ausbildung zur Badeaufsicht aus: Zum einen fehlen Auszubildende für das Rettungsschwimmabzeichen in Silber, was Voraussetzung für diese Tätigkeit wäre. Und die, die bereits als Badeaufsicht aktiv sind, müssen ihr Schwimmabzeichen alle zwei Jahre erneuern. Außerdem wird für die Badeaufsicht-Ausbildung ein Erste-Hilfe-Kurs benötigt – den die DLRG während der Corona-Pandemie aber nicht anbieten darf. Da beiße sich die Katze in den Schwanz – mit Folgen auch für diese Badesaison, erklärt Uwe Nehlsen.

Vorbereitungen für Badesaison

Bereits im März will sich die DLRG-Ortsgruppe Moos nun auf die kommende Saison vorbereiten. Zwei Rettungsboote sollen mit Wartungsdiensten für ihren Einsatz tauglich gemacht und im April in den See gelassen werden. Die DLRG grenzt im Freibad in Iznang mit Schildern, Bojen und Leinen den Schwimm- vom Standup-Paddeling-Bereich ab.

Für den lokalen und bundesweiten Katastrophenschutz steht das gesamte Jahr über ein Hochwasserboot samt Mannschaft bereit. Die Ortsgruppe nahm vor dem zweiten Lockdown im Oktober mit einer Delegation bei einer großen Katastrophenschutzübung in der Nähe von Straßburg teil.

DLRG hilft im Impfzentrum

Für das Kreisimpfzentrum (KIZ) in Singen stellt die DLRG 16 Mitglieder bereit, die vor Ort als Weisungspersonen eingesetzt werden. Ausgebildete Sanitäter bei der DLRG Moos könnten auch beim Aufziehen der Impfstoffe in Spritzen mithelfen. Uwe Nehlsen macht sich dafür stark, dass seine Senioren über 60 Jahre im aktiven Rettungsdienst eine Impfung erhalten. Im Gegensatz zu jungen Bootsführern stehen die Senioren rund um die Uhr für einen Rettungseinsatz bereit.

Im vergangenen Jahr wurde die DLRG Moos 17 Mal zu einem Einsatz auf dem Bodensee alarmiert. Zu Ansteckungen mit dem Coronavirus sei es bisher bei einer Rettung nicht gekommen, so Uwe Nehlsen.

Serie: Wege aus dem Lockdown

Für den Wasserrettungsdienst am Ufer und in Zeiten der Corona-Krise habe sich die Rettung mit einem sogenannten Rescue-Tube bewährt. Dabei schnallen sich die Rettungsschwimmer einen Gürtel mit einer selbstaufblasbaren Rettungswurst um die Hüfte, die um den Ertrinkenden gelegt wird und mit dem Rettungsschwimmer an einer Leine verbunden ist. Damit kann der Kontakt bei der Rettung minimiert werden und der Ertrinkende gleichzeitig über Wasser gehalten und an Land gebracht werden.