Tempokontrollen in Mühlingen und der Blitzeranhänger der Verwaltungsgemeinschaft Stockach haben bereits zum zweiten Mal in Folge eine Diskussion im Gemeinderat von Mühlingen ausgelöst. In der Sitzung vor der Sommerpause griff Bürgermeister Thorsten Scigliano die Fragen aus der Debatte in der vorangegangenen Sitzung auf. Er schilderte, dass es rechtlich sauber sei, wie Zoznegger Anwohner in der Bahnhofstraße am Ortsende ihre Fahrzeuge als Hindernisse gegen Raser an der Straße abgestellt hatten, egal, was man persönlich davon halte.
Gefahr für fahrradfahrende Schüler?
In der Sitzung zuvor im Juni hatten die Räte und Anwohner Daniel Keller über den am Dorfende von Zoznegg parkenden unbeleuchteten Anhänger und ein im Versatz parkendes Auto gesprochen, die so ein Verkehrshindernis erzeugt hatten. Keller war damals in den Rat gekommen, um seine Sicht offenzulegen.
Gemeinderat Peter Kible (CDU) sprach das Thema an. Aus seiner Sicht stelle der Anhänger für die Schüler, welche mit dem Rad ihren Schulweg nach Zoznegg und nach Hause fahren, eine enorme Gefahrenquelle dar, wenn sie diesen umfahren müssen.
Kritik und Wunsch nach Blitzer
Keller erntete nicht nur Zustimmung für die Idee der Anwohner, gemeinsam mit Fahrzeugen den Verkehr abzubremsen. „Ich finde es unerhört und sehr gefährlich, was Sie da machen“, sagte Gemeinderat Karl Mohr zu Keller. „Absichtlich auf beiden Seiten zu parken, und den Hänger komplett unbeleuchtet – irgendwann passiert sonst noch was.“
Gemeinderat Christoph Auer (CDU) merkte an, dass die Straße vor vielen Jahren sogar im Bereich der Ortseinfahrt verschmälert worden sei und sprach sich auch gegen Blumenkübel aus. Daniel Keller wollte gerne einen zweiten Blitzer-Einsatz, denn er wollte vergleichen, wie sich die Gewohnheiten der Verkehrsteilnehmer in diesem Bereich aussehen.
Der Wunsch nach einem stationären Blitzer war im Juni schnell ausdiskutiert. „Den müssten wir bezahlen und Stockach kassiert“, so Scigliano.
Hunderte Fahrzeuge sind zu schnell
Der Bürgermeister nannte in beiden Sitzungen Zahlen. Im Juni sagte er, der Blitzeranhänger habe tatsächlich 259 Geschwindigkeitsverstöße gemessen. Darunter befanden sich auch Busse, und es solle zu Fahrverboten kommen. In der Juli-Sitzung nannte er weitere Zahlen, die er vom Ordnungsamt in Stockach erhalten hatte.
Der Blitzer-Standort in Mühlweiler, wo Tempo 60 gilt, sei die Top 3 bei der Trefferquote in der ganzen Verwaltungsgemeinschaft, so Scigliano. Dort seien beim zurückliegenden Einsatz 140 Fahrzeuge geblitzt worden. Da sich so ein Standort schnell herumspreche, fand Scigliano das eine hohe Quote. „Es rasen mehr rein, als raus“, sagte er. Das Ordnungsamt werde dort noch oft blitzen, bis sich die Situation ganz beruhige.
Scigliano sprach auch von einem weiteren Standort in Zoznegg aus Richtung Stockach mit einer ähnlichen Quote. Künftige Blitzer-Einsatzorte seien in Mainwangen und der Hohenfelser Straße beim Wasserbecken. Zum Schmunzeln sei, dass Fahrzeuge mit Sigmaringer Kennzeichen dort auf der Abkürzung Richtung Stockach geblitzt würden. Zudem erklärte er, Fahrzeuge würden mit einer Toleranz von sechs Stundenkilometer geblitzt, also wenn sie das erlaubte Tempo so weit überschreiten.
Wer kriegt das Geld?
Christoph Auer erkundigte sich halb im Scherz, ab wie vielen Verstößen die Gemeinde Mühlingen eine Provision erhalte. Ernsthaft wollte er aber tatsächlich wissen, ob es eine Art Umlage gebe oder alle Einnahmen an Stockach gehen. Scigliano antwortete, Mühlingen bräuchte ein eigenes Ordnungsamt, um die Einnahmen behalten zu können.
Blitzer-Einsätze und Zahlen
Auf SÜDKURIER-Nachfrage zu den Blitzereinsätzen in Mühlingen listete Carsten Tilsner, Leiter des Ordnungsamts in Stockach auf: „In 2023 waren wir bisher ein Mal stundenweise mobil und drei Mal für jeweils etwa eine Woche mit dem Anhänger in Zoznegg und ein Mal mobil in Mühlweiler aktiv. Dabei wurden insgesamt 627 Fahrzeuge wegen einer Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit beanstandet.“
Bei der Messstelle in der Bahnhofstraße in Zoznegg seien bei den zurückliegenden Messungen beide Fahrtrichtungen zusammen genommen im Schnitt 36 Fahrzeuge innerhalb 24 Stunden beanstandet worden. Das seien 2,7 Prozent aller Fahrzeuge. „Das ist von unseren bisherigen Messstellen mit der Semistation ein hoher Wert“, so Tilsner.