Die Gemeinde Mühlingen hat sich in der vergangenen Ratssitzung für einen Bahnhaltepunkt im Gemeindegebiet entschieden. Frank von Meißner, der Eisenbahnbetriebsleiter der Ablachtalbahn zwischen Stockach und Mengen, stellte den Besuchern und Ratsmitgliedern die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Strecke vor. Sie wird aktuell nur für Güterverkehr und im Sommer für den Freizeitpersonenverkehr der Biberbahn genutzt.

Die Ablachtalbahn führt die Strecke aktuell im Niedrigkosten-Betrieb mit einfachen Standards und nicht nach dem Deutschen Bahn-Regelwerk. Die Gemeinden Meßkirch und Sauldorf sind die Betreiber der Strecke, für die eine Weiterentwicklung der Trasse an erster Stelle steht. Sie betreiben die Strecke inklusive der Betriebsführung in Form eines Eisenbahn-Infrastrukturunternehmens (EIU).
Güterverkehr war der erste Schritt
Die Nutzung der Strecke mit Güterverkehr nehmen die Anwohner der Gemeinde Mühlingen und in den Stockacher Stadtteilen Hoppetenzell, Zizenhausen und Hindelwangen mehrfach die Woche war. Was vor Jahren niemand glauben konnte und wollte, findet nun wieder mehrmals die Woche statt: Züge transportieren Holz oder Metall für die Firma Tegometall, welche zwischen 2002 und 2021 selbst Besitzer und Betreiber der Strecke war. In dieser Zeit wurde die Strecke bereits schon einmal mit Landesmitteln bezuschusst und teilweise saniert, um überhaupt wieder auf der Strecke Güter transportieren zu können.
Nun schaut man mit viel Optimismus und sehr guten Zahlen in die Zukunft, in welcher man neben einem Marathonlauf mit Machbarkeitsstudien und Potenzialuntersuchungen sowie einer weiteren Nutze-Kosten-Untersuchung Schritt für Schritt durch alle Verfahrensschritte kämpfen muss. Nicht alle Kosten seien förderfähig, jedoch sei die Zuschussquote so hoch wie noch nie, so der Hinweis des Betriebsleiters.
Was die Gemeinde nun zahlen muss
Mühlingen könne mit seinem Ja zu einem Haltepunkt einen Mehrwert für seine Bürger erhalten, und springe mit einem Haltepunkt am Bahnhof Mühlingen-Zoznegg, so die historische Bezeichnung, auf den fahrenden Zug auf. Ein Haltepunkt beim alten Bahnhofsgebäude, das in Privatbesitz ist, soll nun mit einer Summe von 20.000 Euro eingerichtet werden.
Außerdem beteiligt man sich mit mit 30.000 Euro an der Nutzen-Kosten-Untersuchung für den weiteren Betrieb durch den Zweckverband Hegau-Ablachtalbahn. Auch einen jährlichen Beitrag in Höhe von 5500 Euro für den Unterhalt bis zum regulären Start und die dann kommenden Gelder von Bund und Land wird Mühlingen bezahlen.
Aktuell belaufen sich die Herstellungskosten der Strecke im Planansatz auf 75,3 Millionen Euro inklusive Grunderwerb und Planung. Alleine für alle Bahnsteige und Stationen inklusive Ausstattung auf der gesamten Strecke von Mengen bis Stockach sind dies 3 Millionen Euro. Die Strecke soll elektrifiziert werden. An manchen Bereichen müssen Trassenänderungen stattfinden, damit dann die modernen Elektrozüge dann mit 100 statt der bisher mit maximal 50 Stundenkilometer fahrenden Güter und Personenzüge fahren können.
Start in der nächsten Saison ist anvisiert
Angst, dass die Busverbindungen in Mühlingen schlechter werden, müssen sich die Bürger nicht machen, war die Botschaft in der Sitzung. Auch über ausreichend Parkplätze am neuen Bahnsteig müsse man sich nicht sorgen. „Kein Halt ohne Parkplätze“, so die Zusage des Experten.

Und ab wann werden Züge in Mühlingen halten? Frank von Meißner hält eine Fertigstellung im kommenden Jahr für realistisch, idealerweise zum Saisonstart 2024 der Biberbahn. Dann könnten dort im Freizeitverkehr Züge halten. Dies sei ein sportlicher, aber durchaus machbarer Zeitplan. Wenn dann tatsächlich die Ablachtalbahn als Anschluss beziehungsweise Verlängerung im Stundentakt komme, wäre Mühlingen bereits gerüstet.
Ein Ausblick: Für die Strecke Mühlingen/Radolfzell werden 32 Minuten Fahrzeit, für die Verbindung zwischen Meßkirch und Mühlingen wären es 13 Minuten benötigt.