Ein simples, weißes Leintuch, das von einer unbekannten Person an einem Holzpolter im Bergholz bei Zozznegg in der Gemeinde Mühlingen angebracht wurde, sorgt für Spekulationen und Verwunderung. Auf dem Leintuch steht: „Warum bekommen die Bürger kein Buchenholz mehr? Eine Schweinerei!“ Reinhard Brecht, Leiter des Forstreviers Nellenburg von der ForstBW, sagt dazu: „Von mir hat eigentlich jede Person, die mich kontaktiert hat, auch Brennholz bekommen. Auch Buche, und man konnte die Reisschläge auch vorab anschauen. Und es gibt Kunden, welche explizit nach Esche statt Buche gefragt hatten.“
Es gibt Holz, aber mit Obergrenze
Klaus Beck, bei der Gemeinde Mühlingen für den Verkauf und die Abrechnung der Brennholzbestellungen zuständig, zeigt sich ebenfalls verwundert. „Wir haben, wie auch schon in der Vergangenheit, unser Brennholz, welches wir an unsere Einwohner verkaufen, auf 300 Festmeter gedeckelt.“ Zudem gebe es Obergrenzen pro Person, um zu vermeiden, dass Bürger leer ausgehen, während andere riesige Mengen kaufen würden.
Beck erklärt, warum die Gemeinde Mühlingen versucht, jedem Bürger das gewünschte Brennholz zu verkaufen, die Wünsche nach Buchenholz aufgrund der vorhandenen Baumarten derzeit aber nicht erfüllt werden könnten. „Wir haben etwas Buche dabei, aber überwiegend können wir aktuell, aufgrund des Eschentriebsterbens und der vorhandenen Eschenbestände, nur eines machen: Wir müssen diese nun einschlagen, um auf diesen Flächen dann zukünftig unseren kommunalen Waldbesitz wieder zukunftsfähig mit anderen Baumarten zu bepflanzen“, sagt er. Gemeindeförster Simon Heizmann spreche dies stets mit der Verwaltung ab.
Wetter sorgt für Verzögerung
Er habe in den vergangenen Wochen mehrfach auf die aktuelle erschwerende Witterung hingewiesen, welche die Holzernte und das Rücken an die entsprechenden Wege für die Brennholzkunden erschwere. „Auch bei mir kam es zu einer Verzögerung“, erzählt Brecht, der aktuell noch auf einen beauftragten Unternehmer wartet, dem eine seiner Rückemaschinen komplett ausgefallen sei.
So verzögere nicht nur das niederschlagsreiche Frühjahr und die mit Wasser übersättigten Waldböden die Holzernte, sondern auch die fehlenden Zeiten mit trockenem Wetter und Dauerfrost, die mancherorts die Aufarbeitung von Brennholz noch ermöglicht hätten.
Die Förster sind täglich in den Wäldern der Region unterwegs. Sie müssen aufgrund der täglichen Wettersituation nicht nur den Kundenwunsch bezogen auf die Brennholzsorte im Blick haben, sondern auch andere Kunden im Bereich Papierholz sowie weitere Holzarten und Klassen für Industrie und Bauholz, die Koordination der Holzerntemaschinen und Rücker oder der Forstwirte.
Vielen Freizeitnutzern fehle das Verständnis
Freizeitnutzer wie Spaziergänger, Mountainbiker, Reiter aber auch die Brennholzkunden, wie im Falle der Reisschläge, würden sich laut Brecht melden, wenn die Wege durch die Holzernte auf den wassergesättigten Böden schwer beansprucht seien – auch dies gehöre zum Alltagsgeschäft. „Vielen Menschen fehlt einfach das Verständnis für unsere Entscheidungen oder unsere Hintergründe, warum nun in welchen Flächen mit großen Maschinen gearbeitet oder geerntet wird“, bestätigt auch Klaus Beck im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Er habe nach den Sommerstürmen die schwer betroffenen Bereiche gemeinsam mit Gemeindeförster Simon Heizmann angeschaut und man habe Dinge besprochen, die er nun aus einer ganz anderen Perspektive heraus gänzlich anders verstehe.
Viele nehmen gern die günstigere Esche
Die auf dem Leintuch am Holzpolder stehende Frage nach Buchenbrennholz, welches es angeblich für Bürger nicht gebe, hält Beck für einen unsachlichen Angriff, denn viele Kunden hätten gerne die angebotene Esche genommen. Der Brennwert komme dem der Buche sehr nahe und der Preis sei sogar noch 10 Euro je Festmeter günstiger.
Die Gemeinde steht laut Beck hinter der Entscheidung, den Einschlag der absterbenden Eschen vor dem Einschlag gesunder Buchen zu vollziehen. Zudem verfüge die Gemeinde selbst nur über etwas mehr als 300 Hektar eigene Waldfläche, die zu mehr als 70 Prozent mit Fichten in allen Altersklassen belegt sei.