Die Stürme vom 21. Juni und 11. Juli haben große Waldbereich in Mühlingen und anderen Orten zerstört. „Was wir deutlich erkennen können, ist eine rund ein Kilometer breite Schneise der Verwüstung“, so Paul Lübbers, der Betriebsleiter der Forstverwaltung Graf Douglas und Prinz zu Fürstenberg im Gespräch.

Lübbers sieht die Linie des Gewitters ähnlich, wie Bernhard Beinhofer, Leiter des Forstbezirks Baar-Hegau: Beide Gewitter kamen aus dem Bereich Tengen, Engen, über Bittelbrunn, den Dornsberg, die Gemeinde Eigeltingen und Heudorf bis hin nach Schwackenreute in der Gemeinde Mühlingen. Am See sind in der Nacht auf den 12. Juli ebenfalls große Schäden entstanden.

Tausende Festmeter Holz entstehen durch Sturm

Die Zahlen für den Forstbetrieb des Hauses Douglas sind deutlich: Über den gesamten Zeitraum habe man nun aktuell rund 11.500 Festmeter Holz aus zufälliger Nutzung. So lautet die Bezeichnung für Holz aus ungeplanten Nutzungen, wie beispielsweise durch Wind und Sturmereignisse.

Die Produktionszeiträume in der Forstwirtschaft erfordern eine sehr genaue Planung der forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung. Der Klimawandel allerdings hat wie auch im jüngsten Falle einen mittlerweile nicht unerheblichen Anteil an der immer schwieriger werdenden Planbarkeit der forstlichen Nutzung der Wirtschaftswälder in der Region, erklären die Experten. Viele Probleme ranken sich also um die Bewirtschaftung.

Dieser Wurzelteller zeigt das Problem der Fichte an ihrem Standort. Die flache Tellerwurzel auf einem moorigen, nassen Standort hält nicht.
Dieser Wurzelteller zeigt das Problem der Fichte an ihrem Standort. Die flache Tellerwurzel auf einem moorigen, nassen Standort hält nicht. | Bild: Doris Eichkorn

Fichten sind bei Stürmen oft Verlierer

Gerade bei Kommunen fiel und fällt nicht selten die Entscheidung für die Fichte, welche sich bei Stürmen oftmals als Verlierer herauskristallisiert. Die mächtigen aufgestellten Wurzelteller ließen dies oftmals noch Jahre nach einem Windwurf auf ungeeigneten Fläche erkennen. Grund hierfür seien die geologischen Grundvoraussetzungen.

Uwe Bruggner, Leiter des Forstrevier Liptingen, in dessen Zuständigkeit Teile der Gemarkung Heudorf, ebenso auch große Flächen der Gemarkung Mühlingen-Gallmannsweil fallen, weiß um dieses Problem. Teils moorig, wenige Meter daneben vernässt und auf Lehmböden seien keinesfalls die Standorte, auf denen die Fichte mit den forstlichen Zielen und den Sturmereignissen ihr Umtriebsalter schadlos erreichen könne. Immer wieder habe man hier bei Stürmen Schäden.

Ein Blick aus erhöhter Position zeigt, dass auch starke Bäume einem Mikado gleich vom Sturm gefällt wurden.
Ein Blick aus erhöhter Position zeigt, dass auch starke Bäume einem Mikado gleich vom Sturm gefällt wurden. | Bild: Doris Eichkorn

Wind dreht die Bäume auch am Stamm ab

Die beiden kurzen Gewitter hätten mit einer sehr großen Windgeschwindigkeit im Orkanbereich zugeschlagen, so Bruggner. Dies zeige sich ganz deutlich daran, dass die allermeisten Bäume nicht mit dem kompletten Wurzelteller umgefallen seien, sondern auf Höhen von drei bis fünf Metern über dem Boden einfach „abgedreht wurden“.

Simon Heizmann, der als Gemeindeförster in Mühlingen durch die beiden Gewitterstürme weit über seinen Hiebsatz gerät, blickt auf den Herbst voraus. „Da mache ich mir wirklich schon richtig Sorgen, sollten wir es nicht schnell genug schaffen, das erste Schadholz schnell aufzuarbeiten.“ Bei ihm liegt die Schätzung bei einer Menge zwischen 3000 und 4000 Festmetern für die Bereiche Reichlinshard und die Gemarkung Gallmannsweil.

Solche Bilder gibt es überall. Immer wieder zeigt sich, dass hier enorme Windgeschwindigkeiten gewirkt haben, denn die Bäume wurden ...
Solche Bilder gibt es überall. Immer wieder zeigt sich, dass hier enorme Windgeschwindigkeiten gewirkt haben, denn die Bäume wurden wenige Meter über der Erde einfach abgerissen. | Bild: Doris Eichkorn

Auch beim Hause von Buol, deren Privatwälder Heinzmann mitbetreut, liege man aktuell bei einer Menge zwischen 500 und 1000 Festmeter, je nach Abrundung. Der Hechelner Wald in der Gemeinde Mühlingen wird durch Reinhard Brecht vom Forstrevier Nellenburg betreut. Im Hechelner Staatswald habe er rund 2000 Festmeter, im Bereich Nellenburg etwa dieselbe Menge.

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Warnung an Spaziergänger

Alle Förster und Verantwortlichen bitten die Erholungssuchenden in den Wäldern in den kommenden Wochen mit großer Vorsicht unterwegs zu sein, so der Apell von Bernhard Beinhofer an alle Spaziergänger, Walker, Reiter, Jogger und generell an alle die sich im Wald bewegen und arbeiten. „Es gibt noch sehr große Mengen an abgebrochenen Kronen und Ästen, welche nach und nach herunterkommen“, sagt er.

Das Haus Douglas hat sein zur Verfügung stehendes Nasslager in der Gemeinde Mühlingen bereits gefüllt und beregnet hier 2500 Festmeter ...
Das Haus Douglas hat sein zur Verfügung stehendes Nasslager in der Gemeinde Mühlingen bereits gefüllt und beregnet hier 2500 Festmeter Holz, um es gegen Wertverlust zu sichern. | Bild: Doris Eichkorn

Bei der Aufarbeitung von Sturmholz sei allerhöchste Aufmerksamkeit geboten. Wer in den kommenden Tagen und Wochen Absperrungen auf seiner üblicherweise genutzten Waldstrecke sehe, sollte diese keinesfalls ignorieren. Auch in den Abendstunden und am Wochenende werde unter Umständen Holz geerntet.