Ein junger Mann in einem weißen Unterhemd steht auf einem Balkon im Mühlinger Ortsteil Zoznegg, in der Hand hält er augenscheinlich eine Pistole. Ein Bild dieser Situation, die am Montag, 28. Oktober, zu einem Großeinsatz der Polizei inklusive eines Sondereinsatzkommandos führte, kursiert in lokalen Whatsapp-Gruppen.

Inzwischen steht fest: Bei dem Gegenstand, den der Mann auf dem Bild in der Hand hält, handelte es sich wohl um eine täuschend echt aussehende Spielzeugpistole. Wie Dieter Popp, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz am Tag nach dem Einsatz auf Nachfrage des SÜDKURIER berichtet, sei bei der Durchsuchung des Wohnhauses eine entsprechende Spielzeugpistole gefunden worden.

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Was bei der Hausdurchsuchung gefunden wurde

„Im Haus waren außerdem ein Beil und eine Machete“, so Popp. Nachdem der Mann gegen 19 Uhr durch Spezialkräfte der Polizei dazu gebracht werden konnte, das Haus zu verlassen und in Polizeigewahrsam genommen wurde, dauerte der Einsatz der Polizei noch bis etwa 23 Uhr an, berichtet Popp.

Der Mann, der laut Angaben der Polizei Anfang 20 ist und sich mutmaßlich in einem psychischen Ausnahmezustand befunden habe, sei inzwischen in einer Spezialklinik untergebracht. Wann er diese wieder verlassen dürfe, müssten die Ärzte entscheiden. „Wenn die Ärzte zu dem Schluss kommen, dass keine Fremd- oder Eigengefährdung von ihm ausgeht, kann er die Klinik wieder verlassen“, erklärt der Polizeisprecher. Dennoch werde sich der junge Mann für sein Verhalten verantworten müssen. „Wir ermitteln wegen Bedrohung, beziehungsweise vorgetäuschter Bedrohung“, so Popp.

Zwei Polizeibeamte in Schutzausrüstung in der Nähe des Hauses, in dem sich der 21-Jährige befunden hat. Im Hintergrund ist die ...
Zwei Polizeibeamte in Schutzausrüstung in der Nähe des Hauses, in dem sich der 21-Jährige befunden hat. Im Hintergrund ist die Weiherbachschule zu sehen. | Bild: Doris Eichkorn

Bis der Fall bei der Staatsanwaltschaft landet, wird es allerdings noch einige Zeit dauern. „Dafür ist es jetzt noch zu früh“, erklärt Oberstaatsanwalt Johannes-Georg Roth von der Staatsanwaltschaft Konstanz auf Nachfrage. Bei dem Einsatz sei es zunächst in erster Linie um eine Gefahrenabwehr gegangen. Eine mögliche Strafverfolgung sei dem Ganzen nachgeordnet. „Momentan warten wir noch darauf, dass die Polizei uns den Fall vorlegt“, so Roth.

Mutmaßlicher Täter informierte selbst die Polizei

Der Großeinsatz hatte die Bevölkerung von Zoznegg den ganzen Nachmittag über in Atem gehalten, die Bahnhofstraße war weiträumig abgesperrt, nachdem der 21-Jährige selbst beim Polizeirevier in Stockach angerufen hatte und gesagt habe, er sei bewaffnet zuhause. „Durch das Verhalten des Mannes mussten wir davon ausgehen, dass es sich um eine mögliche Bedrohungslage handelt“, erklärte Polizeisprecher Marcel Ferraro am Montagabend vor Ort. Zu diesem Zeitpunkt hielt sich der Mann alleine in einem Wohngebäude in unmittelbarer Nähe zur Weiherbachschule auf.

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Die Schulleitung der Weiherbachschule möchte sich am Tag nach dem Großeinsatz auf Nachfrage des SÜDKURIER nicht zu den Vorfällen äußern. „Zum Glück sind Ferien, sodass die Situation sich auf den Einsatzort konzentrierte und nicht noch eine volle Schule gegenüber mit in das Geschehen einfloss“, betont indes Bürgermeister Thorsten Scigliano gegenüber dem SÜDKURIER. Auch im benachbarten Kindergarten habe sich niemand aufgehalten, heißt es vonseiten der Polizei.

Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Polizei lief Hand in Hand

Wie Scigliano betont, verlief die Zusammenarbeit zwischen der Polizei, dem Sondereinsatzkommando und der Gemeinde Hand in Hand. „Weil lange Zeit nicht absehbar war, wie lange der Einsatz dauern wird, haben wir uns entschieden, die Weiherbachhalle herzurichten. Der Bauhof und die Feuerwehr waren im Einsatz, um Tische und Stühle aufzustellen, damit die Einsatzkräfte dort Pause machen können, zudem haben wir das DRK aus Singen angefordert, um für Verpflegung zu sorgen“, berichtet Scigliano.

Auch in der Weiherbachschule sei ein Raum hergerichtet worden für Anwohner, die nicht in ihre Häuser zurückkehren konnten. Dieser sei am Ende aber gar nicht mehr benötigt worden, auch weil der Einsatz gegen 19 Uhr dann doch schon beendet werden konnte. „Ich bin sehr froh darüber, dass alles routiniert und sicher abgelaufen ist. Die Lage war absolut unter Kontrolle und es gab keinen Grund zur Panik“, so Scigliano. Geärgert habe ihn nur die Gerüchteküche, die sich rund um den Vorfall in den sozialen Medien verbreitet habe.