Ganz ohne ein mulmiges Gefühl war die Fahrt für die Helfer, die Mühlinger Hilfsgüter in die Ukraine gebracht haben, nicht. Einer von ihnen ist Manfred Jüppner. Er ist auch der Schirmherr des Mühlinger Vereins „Hilfe für Menschen in der Ukraine“. Dieser hatte zahlreiche Spenden gesammelt, die Jüppner und drei weitere Fahrer nun in das Gebiet rund um die Gemeinde Onokivska (Onokowzy) in der Ukraine gebracht haben.
Man sei mit einem etwas unsicheren Gefühl gestartet, so Jüppner. Denn keiner der Fahrer habe gewusst, was sie wohl auf der Fahrt und dann vor Ort in der Ukraine erwartet. „Man hat es schon deutlich gespürt. Wir waren alle auf irgendeine Art und Weise angespannt.“
Eine lange Fahrt mit kaum Schlaf
Die Fahrt beschreibt er als kräftezehrend, denn es gab keine richtige Schlafmöglichkeit. Man sei sitzend eingenickt und anderntags mit einem Ziehen hier und einem Verspannungsgefühl dort wieder aufgewacht. „Wir haben uns immer wieder abgewechselt“, so Jüppner. Die Tankpausen seien immer sehr willkommen gewesen.
Am Zoll habe man kaum Probleme gehabt. „Ich war ja bereits mehrfach in der Ukraine, und die ungarische Zollabfertigung ist bekannt. Jedoch mussten wir diesmal mit drei Stundenkilometern in unseren Fahrzeugen durch eine Röntgenanlage fahren. Die ganze Prozedur mit den Papieren dauerte insgesamt eine Stunde.“ Die Papiere seien bestens vorbereitet gewesen, so kam es nirgends zu außergewöhnlichen Verzögerungen.
Zuerst galt es, Fahrer und Fahrzeuge zu finden
Doch man war bereits mit einer Herausforderung gestartet: „Es war sehr schwierig, nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Fahrer für den Transport zu finden“, so Jüppner rückblickend. Letztlich stellte die Firma Transco Süd einen Lastwagen zur Verfügung. Der Vorsitzende des Mühlinger Hilfsvereins Viktor Krieger gab sein Auto, und der Stockacher Unternehmer Armin Gratwohl stellte dazu einen Anhänger bereit.
Doch da war noch das Problem mit den fehlenden Fahrern. Bis in die Morgenstunden habe Krieger noch einen Fahrer gesucht, der den Lastwagen mit Hilfsgütern in die Ukraine fahren kann. Doch mal habe jemand nicht reisen wollen, ein anderes Mal sei der LKW-Führerschein nicht rechtzeitig verlängert worden. Für manche sei aber auch die Gewissheit, dass man in ein Land reist, in dem Krieg herrscht, ein Hinderungsgrund gewesen.

Doch letztlich fand man genug Fahrer. Den Lastwagen lenkte Dieter Reutebuch aus Mühlingen. Auch der Allgemeinmediziner Jürgen Baldischwiler war dabei. „Ich weiß, wohin ich fahre!“, sagte schließlich der 68 Jahre alte Krieger. Er verließ sich bei der Fahrt voll und ganz auf seine Verbindungen in die Ukraine.
Nächste Hilfsfahrt ist schon in Planung
Als die Hilfstransporte schließlich mitten in der Nacht an ihrem Zielort ankamen, galt es, diese noch in einem umzäunten Privatgelände in einem Hof einzuparken. „Dieter ist einfach ein super Fahrer, er hat den LKW in dunkelster Nacht schnell in diesen engen, verwinkelten und ihm unbekannten Hof eingeparkt“, so Jüppner.

Obwohl die Fahrt in die Ukraine mit Unsicherheiten verbunden war, sagt Jüppner: „Wir planen eigentlich schon die nächste Fahrt, die dann vermutlich noch vor Ostern in die Ukraine gehen soll.“ Und weiter: „Es gibt noch viel Bedarf, denn dieser unmenschliche Krieg wird noch viele Menschen zur Flucht zwingen.“
Zwischen Gastfreundschaft und Angst
Die ukrainische Gemeinde zeigte sich vor Ort sehr dankbar. Die Menschen dort hätten eine lange Menschenkette gebildet, um die Hilfsgüter ins Rathaus zu bringen. Von dort aus werden sie verteilt.
Über 500 Flüchtlinge waren dort bereits aufgenommen worden, Räume seien mit ersten Betten und Verpflegung ausgerüstet worden. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen sei deutlich zu spüren gewesen, auch wenn die Angst im Gespräch nicht selten spürbar gewesen sei.