Michael Jahnke

So richtig glücklich sind die Ortschaftsräte mit der geplanten Führung des Bodenseeradweges durch den Seeweg nicht. Zu groß sind die Bedenken, dass aufgrund eines hohen Verkehrsaufkommens in den Sommermonaten die Verkehrssicherheit für Anlieger und Radfahrer ohne weitere Maßnahmen gewährleistet ist.

Ob und wie die Vorschläge umgesetzt werden, wurde im Ortschaftsrat erneut so leidenschaftlich diskutiert, dass Bürgermeister Andreas Schmid einen Tag später auf der Gemeinderatssitzung versuchte, etwas Ordnung in die Angelegenheit zu bringen.

Der Seeweg gilt als gefährlich – und die Hauptstraße auch

Die Idee: Um einen Teil der Hauptstraße zu umgehen, sollen Radfahrer in Wangen auf den Seeweg geleitet werden. Der Ortschaftsrat sollte nun lediglich darüber befinden, ob das Planungsbüro, das vom Land mit der Planung der Ausstattung und damit auch mit der Verkehrsführung durch den Seeweg beauftragt worden ist, mit diesem Teil der Planung weitermachen kann.

„Es nützt doch nichts, wenn zwei Mitarbeiter eines Kölner Planungsbüros sich die Verkehrssituation im Seeweg im Januar ansehen. Da haben wir ein ganz anderes Verkehrsaufkommen als im Sommer“, sagte Vera-Floetemeyer-Löbe im Ortschaftsrat. Erst wenn die Gemeinde einen Planungsauftrag erteilt habe, so erläuterte Schmid einen Tag später, würde das empfohlene Büro VIA aus Köln überhaupt erst mit einer Besichtigung des Plangebietes beginnen.

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Eine weitere Befürchtung der Ortschaftsräte war, dass sich im Seeweg dann Kraftfahrzeuge, die sich oft nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten, auf Radfahrer und E-Bike-Fahrer stoßen würden, die ebenfalls zu schnell unterwegs seien.

Eine Möglichkeit, die Geschwindigkeit abzuregeln, sah man im Ortschaftsrat durch Schweller. Doch gibt es den Einwand, diese seien nach jetzigem Kenntnisstand schwierig umzusetzen, weil die Gemeinde für Schäden, die durch diese Einbauten entstehen, selber aufkommen müsse. Auch für Anwohner, die auf Gehhilfen oder Rollatoren angewiesen sind, stellten solche Fahrbahnerhöhungen ein Problem dar.

Erdarbeiten an der Strandhalle: Bei Veranstaltungen um die Halle herum könnten Radfahrer mit Veranstaltungsbesuchern kollidieren, ...
Erdarbeiten an der Strandhalle: Bei Veranstaltungen um die Halle herum könnten Radfahrer mit Veranstaltungsbesuchern kollidieren, befürchten die Gegner dieser Trassenführung. | Bild: Michael Jahnke

Schmid entgegnete diesen Befürchtungen, dass man auf jeden Fall eine Lösung finden werde, die sich aber an dem gesetzlichen Rahmen orientieren müsse. „Dies könnte auch eine Spielstraße sein. Da sind alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt und die Geschwindigkeit ist auf Schritttempo begrenzt“, erläuterte Schmid.

Sabine Bohner-Boutamtam schlug vor, an der Radwegeführung durch die Hauptstraße festzuhalten und mit einem einseitigen Fahrradschutzstreifen gleich zwei positive Aspekte miteinander zu verbinden: zum einen eine Verkehrsberuhigung und zum anderen Radtouristen nicht von den Einzelhandelsgeschäften im Ort wegzuleiten.

Schutzstreifen für die Hauptstraße?

Schmid lehnte den Vorschlag ab: „Dazu bräuchten wir eine durchgängige Fahrbahnbreite von sieben Metern. Diese Breite ist aber auf der Hauptstraße nicht durchgängig gegeben.“

Urs Braig konnte einer Verkehrsführung durch die Hauptstraße nichts Positives abgewinnen. Er beobachte immer wieder, dass Autofahrer noch kurz vor der Trüb-Kurve versuchen, Radler zu überholen, obwohl die Autofahrer an dieser Stelle schon keinen Einblick mehr in die Kurve hätten.

An der L 192 werden unterhalb vom Auer bis zu 12 Meter lange Erdnägel eingebracht. Das Problem ist der zum Teil felsige Untergrund, der ...
An der L 192 werden unterhalb vom Auer bis zu 12 Meter lange Erdnägel eingebracht. Das Problem ist der zum Teil felsige Untergrund, der das Einbringen der Erdnägel erschwert. | Bild: Michael Jahnke

Otto Hangarter stand vorher auch der Lösung durch den Seeweg eher skeptisch gegenüber. „Jetzt muss ich mich aber für den Seeweg aussprechen“, sagte er. Trotzdem dürfe man die Verkehrssituation in der Hauptstraße nicht aus den Augen lassen. Hier müsse der Ortschaftsrat überlegen, wie die Hauptstraße verkehrstechnisch optimiert werden könne, beispielsweise durch eine Tempo-30-Zone.

Vera-Floetemeyer-Löbe bemängelte: Einen Beschluss jetzt vorzunehmen, ohne die rechtlichen Möglichkeiten für weitere Sicherheitsmaßnahmen genau zu kennen, sei nicht der richtige Weg. Sie sehe die Gefahr, dass die Räte erst dann darüber informiert werden, welche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung vorgesehen sind, wenn die Planung abgeschlossen ist.

Markus Eiglsperger meinte, dass diese Verkehrsführung nicht in Stein gemeißelt sei. Wenn sich der Seeweg nicht als ideale Lösung herausstellen würde, müsse man neu und kreativ an notwendige Änderungen herangehen.