Es klingt wie ein Schildbürgerstreich: Der transportable Mobilfunkmast, den die Deutsche Telekom in der Wangener Bernhardsgasse erst im September aufgestellt hat, wird noch im November wieder abgebaut. Hauptamtsleiter Uwe Hirt erklärt dazu: „Es war von Anfang an klar, dass es sich bei diesem Funkmast um einen sogenannten ‚Fliegenden Bau‘ handelt.“ Diese fliegenden Bauten sind laut Landesbauordnung nur zeitlich befristet zu genehmigen. „Wir haben der Deutschen Telekom eine Genehmigung für drei Monate erteilt, weil es dementsprechende Gerichtsurteile gibt, die eine längerfristige Genehmigung nicht zulassen“, erläutert Uwe Hirt.
Viel Aufwand also – sowohl für die Verwaltung im Öhninger Rathaus als auch für den Betreiber, die Deutsche Telekom, und das alles für ein Provisorium. Ganz glücklich ist Hirt mit der gesetzten Frist aber auch nicht. „Bei uns melden sich Bürger, die sagen, nun funktioniere das Mobilfunknetz in Öhningen endlich auf einem modernen Stand der Technik.“ Ortsvorsteher Bruno Bohner wird noch deutlicher: „Wenn durch den Abbau des transportablen Mobilfunkmasten wieder nur noch die bloße Telefonie möglich ist, kehren wir hier am Untersee in das Steinzeitalter der mobilen Kommunikation zurück.“
Funkmast-Standort im schweizerischen Mammern nicht optimal
Die Nutzung von Handys und Smartphones sei aufgrund der geografischen Lage am Untersee und im Grenzgebiet zu den Schweizer Nachbarn ohnehin schon eingeschränkt genug. Zwar betreibt die Deutsche Telekom auf der gegenüberliegenden Seite des Sees im schweizerischen Mammern einen Funkmast, der Öhningen versorgen soll, doch ganz optimal scheint dieser Standort nicht zu sein und für die zukünftige Technik ist er nach Ansicht der Deutschen Telekom nicht mehr geeignet.

Hubertus Kischkewitz, Pressesprecher der Deutschen Telekom, sagt: „Gerade in Hinblick auf die technische Entwicklung werden alle Mobilfunkbetreiber mehr Sendemasten auf kürzeren Distanzen brauchen. Deshalb sind wir bestrebt, einen Standort auf deutscher Seite zu finden.“ Die Zusammenarbeit und die Unterstützung der Gemeinden seien außerordentlich wichtig und hilfreich. Nach seinen Worten pflege man auch mit Öhningen den kommunalen Dialog. „Standorte auf gemeindeeigenen Grundstücken helfen uns sehr. Wenn uns eine Kommune Standortvorschläge unterbreitet, werden wir diese umgehend auf funktechnische und wirtschaftliche Eignung prüfen.“ Dazu zählt, so Kischkewitz, auch die Anbindung an ein Glasfasernetz.
Standortsuche wird nicht einfach sein
Der Aufbau eines Sendemasten zieht daher weitere Erdarbeiten mit sich. Umgeben von Naturschutz-, FFH- (Flora-Fauna-Habitat) und Natura 2000-Gebieten, wird die Standortsuche in Öhningen nicht einfach sein. Hauptamtsleiter Uwe Hirt ist trotzdem zuversichtlich: „Mir persönlich ist ein Sendemast lieber als eine viel höhere Windkraftanlage, die man auch auf größere Entfernung hin deutlicher sieht.“ Eine sichtbare Beeinträchtigung soll weitestgehend vermieden werden. Und wie sieht es mit unsichtbaren Auswirkungen aus? Mit Strahlungen und mit Elektrosmog?
„Man muss sich bewusst sein, das jedes elektrische betriebene Gerät Strahlungen aussendet. Das trifft auf E-Bikes und Pedelecs genauso zu wie auf elektrisch betriebene Fahrzeuge oder auf Assitenten in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Auch die in vielen Haushalten anzutreffende Mikrowelle sendet Strahlungen aus“, so Hirt. Auch müsse man berücksichtigen, dass das Bundesamt für Strahlenschutz ständig weiter forsche und die Ergebnisse der Untersuchungen in die Vorgaben an die Mobilfunkbetreiber einfließen würden.
Zeitliche Prognose über den Ausbau des Netzes in Öhningen derzeit nicht möglich
Ob da das von der Gemeinde vor rund 15 Jahren in Auftrag gegebene Mobilfunkgutachten noch den neuesten Stand der Erkenntnisse abbildet, dessen ist sich der Hauptamtsleiter nicht ganz sicher. Hubertus Kischkewitz sagt: „Wir richten uns beim Ausbau unserer Netze nach den gültigen gesetzlichen Bestimmungen und den vorgegebenen Grenzwerten. In den allermeisten Fällen unterschreiten wir diese sehr deutlich.“ Für ihn gehe eine Gefährdung weniger von den Masten aus. Vielmehr seien es die Smartphones, wenn sie direkt an das Ohr gehalten würden.
Weil man sich von seiten des Bundesamtes für Strahlenschutz auch sicher über die Werte sei, würde die Bundesnetzagentur die Betreiber auch drängen, den Ausbau der Mobilfunknetze voranzutreiben. Zwar investiere die Deutsche Telekom wie kein anderes Unternehmen in den Netzausbau, aber selbst wenn die Gemeinde Öhningen Standorte vorschlagen würde, könne eine zeitliche Prognose über den Ausbau des Netzes in Öhningen zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgegeben werden, so Kischkewitz.