Was haben die erfolgreichste Power-Metal-Band Deutschlands und eine Narrenzunft am Untersee gemeinsam? Sie teilen sich nicht nur dasselbe Mitglied, sondern neuerdings auch denselben Illustrator und Cartoon-Artisten. Daniel ‚Dani‘ Löble ist Schlagzeuger der deutschen Metal-Band Helloween und seit seiner Kindheit auch ein glühender Hästräger der „Mondfänger vom Untersee“ aus der Höri-Gemeinde Wangen. Er wohnt nicht weit entfernt in Steißlingen.

Auf seine Initiative und Vermittlung hin wird das närrische Leben für die Dorfkinder mit den Zeichnungen des Brasilianischen Helloween-Illustrators Marcos Moura um vieles bunter. Zwei Jahre dauerte es von der Idee bis zur Entwicklung und dem Druck einer eigens für die jüngsten Dorfbewohner illustrierten Geschichte über den Gründungsmythos der „Mondfänger vom Untersee“. Die Namen der kleinen Abenteurer und Protagonisten „Siebli und Schapfi“ haben die Kinder in einem Wettbewerb und einer Abstimmung selbst bestimmt.

Kinder können Comicfiguren selbst ausmalen

Wenn der Mond am Himmel hängt, sind die Wangener ganz konfus, spöttelt ein Narrenlied vom Untersee. Denn von dem silbrigen Schein im See versprachen sich die Gemeinderäte einst die Lösung ihrer Geldprobleme. Mit dem Güllefaß voraus und einem Schöpfer in der Hand stachen die Wangener mit einer Gundel in den Untersee, um das vermeintliche Silber abzuschöpfen und einzufangen. Dabei erhielten sie nur „ein Seewasser mit einem gewissen Geschmäckle“, wie sich am Tag darauf herausstellte.

Zunftmeister Patrik Willig (links) und Helloween-Schlagzeuger Daniel Löble halten die Masken der Mondfänger vom Untersee. Sie dienten ...
Zunftmeister Patrik Willig (links) und Helloween-Schlagzeuger Daniel Löble halten die Masken der Mondfänger vom Untersee. Sie dienten als Vorlage für das Kinderbuch. | Bild: Georg Lange

Wie die Originalgeschichte von Bruno Epple über die „Mondfänger vom Untersee“ im Detail verläuft, ist nun in einem für Kinder adaptierten und mit kunterbunten, fantasievollen Cartoon-Figuren illustrierten Heftchen nachzulesen. Die kleinen Narren können dazu mit ihren Buntstiften einzelne Figuren, Gegenstände und Tiere aus dem Comic ausmalen.

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„Wer eine Idee hat, ist meist dafür auch prädestiniert, diese umzusetzen. Denn er hat auch die nötige Vision“, so der Zunftmeister der Mondfänger, Patrick Willig, über die Idee von Dani Löble, den Kindern die Fasnacht näher zu bringen und sie mit einem illustrierten Malheftchen in den Gründungsmythos der Mondfänger einzuführen. Die Zunft verfolgt dabei – wie mit ihren Besuchen in den Kindergärten – ein pädagogisches Ziel: „Die Angst der Kinder vor den Figuren wegzunehmen und ihnen zu zeigen, dass hinter den Masken ein Mensch steckt“, erklärt Patrick Willig.

Auch das Mal- und Geschichtsheftchen soll dabei helfen, Berührungsängste abzubauen und Kinder für die Fasnacht zu interessieren.

Erst Schwarzweiß, dann in Farbe – und mit Emotionen

Dani Löble zeigte dem Cartoon-Artisten und Helloween-Illustrator Marcos Moura Bilder vom Umzug der Mondfänger. Der in Sao Paulo lebende Künstler lieferte für beide Hauptfiguren der Wangener Fasnacht die ersten Entwürfe zunächst in schwarz-weiß und – zwei Stunden später – in Farbe ab. Für die beiden Figuren der Siebler und Mondfänger entwickelte der Zeichner sechs grundlegende Emotionen wie lachend, verliebt, wütend oder traurig.

Cartoon-Artist und Helloween-Illustrator Marcos Moura prüft an seinem Arbeitsplatz in Sao Paulo den fertigen Druck des illustrierten ...
Cartoon-Artist und Helloween-Illustrator Marcos Moura prüft an seinem Arbeitsplatz in Sao Paulo den fertigen Druck des illustrierten Kinder- und Malbuchs über den Gründungsmythos der Mondfänger vom Untersee. | Bild: Marcos Moura / Narrenzunft Mondfänger vom Untersee

Der Gründungsmythos der Mondfänger in gereimten alemannischen Versen und die Entwürfe für die Siebmaske stammen aus den 1960er-Jahren von Bruno und Doris Epple, erinnert sich Zunftmeister Patrick Willig. Für die Kinder sei die Geschichte mithilfe einer Pädagogin und Kinderbuchautorin in eine modernere Sprache adaptiert worden. „Das Endergebnis ist genial“, schwärmt Zunftmeister Patrick Willig. Vor allem unter dem Aspekt, welche kommunikative und kulturelle Hürden das Projekt insgesamt nehmen musste.

Wie übersetzt man Fasnachts-Begriffe auf Brasilianisch?

Denn die Geschichte sei über tausende Kilometer Distanz vom Alemannischen ins Deutsche und dann über das Englische ins Brasilianische übersetzt worden. Dani Löble erinnert sich gut daran, wie er ganz spezifische Begriffe wie zum Beispiel die Schapfe oder die Gundel in das Englische übersetzte – immer in der Hoffnung, dass der Illustrator den englischen Begriff ins Brasilianische übersetzen und somit auch zeichnerisch umsetzen könnte.

Aus der Perspektive von „Siebli und Schapfli“ wird der Gründungsmythos der Mondfänger vom Untersee für Kinder mit bunten ...
Aus der Perspektive von „Siebli und Schapfli“ wird der Gründungsmythos der Mondfänger vom Untersee für Kinder mit bunten Comicfiguren neu erzählt. | Bild: Marcos Moura / Narrenzunft Mondfänger vom Untersee

„Wir waren uns unsicher, wie das Comic bei den Narren ankommt“, erklärt Dani Löble: Die Fasnacht schlage ja langsam. Deshalb hätten sie in der ersten Auflage zunächst nur 100 Exemplare gedruckt. Bei der Vorstellung am 11. November sei der Comic jedoch wie warme Semmeln über die Theke gegangen. Aktuell gebe es nur noch sechs Exemplare, so Loeble.

Zunft verschenkt Comic an Zugezogene

Das Malheft ist auch ideal für Kinder von Neubürgern. Es soll bei der Vorstellung der Wangener Vereine an Zugezogene verschenkt werden. Und auch bei der älteren Generation kam das Haft gut an. Für eine kleine Schutzgebühr kauften sie gleich mehrere Exemplare.

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Dabei könnte auch ein Wunsch des Zunftmeisters in Erfüllung gehen: Wenn Großeltern ihren Enkeln das Büchlein während der Fasnacht immer wieder vorlesen, weil es das Kind so möchte, so könnte sich der Mythos bei den Jüngsten gut einprägen und die Fasnachts-Tradition von einer zu nächsten Generation weitergetragen und erhalten werden.