Neben dem großen Thema Migration sorgen derzeit vor allem die geplanten Windräder auf der Höri für Gesprächs- und Diskussionsstoff in der Bevölkerung und in den politischen Gremien. Vier Windräder plant das Unternehmen Abo Energy auf Flächen des Staatsforstes sowie auf Flächen der Gemeinde Öhningen im Ortsteil Schienen. Gleichzeitig läuft beim Regionalverband Hochrhein-Bodensee die Ausweisung für Flächen, auf denen Windenergie prinzipiell möglich sein soll.
In der Gemeindeverwaltung Öhningen versucht Bürgermeister Andreas Schmid das Thema Windkraft gelassen zu sehen. Trotz der aufgeheizten Diskussion. Die Bundestagskandidaten im Landkreis Konstanz sehen das Thema recht differenziert. Manche halten Windkraft noch immer für essenziell für die Energiewende, andere wollen den Fokus auf andere nachhaltige Energiequellen lenken und wieder andere wollen lieber zurück zum alten Atomkraftwerk. Das zeigt eine SÜDKURIER-Nachfrage.
Der Öhninger Gemeinderat hat in der ersten Stellungnahme die ausgewiesenen Flächen des Regionalverbands abgelehnt. Nicht, weil man in Öhningen grundsätzlich gegen Windkraft wäre, wie Schmid betont, sondern weil zu viele Fragen zum Thema Arten- und Naturschutz noch offen seien. Doch gibt es seit der jüngsten Kommunalwahl Gegner im Gemeinderat, die die Ablehnung von Windenergie im Namen tragen: Initiative Gegenwind.
Antrag soll noch in diesem Halbjahr gestellt werden
Beim konkreten Vorhaben des Windparks werde Abo Energy noch im ersten Halbjahr 2025 beim Landratsamt Konstanz einen Genehmigungsantrag für den Bau der Windräder stellen, erklärt Schmid. Es stünden noch viele Verfahren an, viele Anhörungen, der Einfluss der Kommune sei gering. „Wir werden angehört, wie viele andere Beteiligte auch“, sagt Bürgermeister Schmid.
Auch im aktuellen Wahlkampf zur Bundestagswahl spielt die Energiewende eine Rolle. Das sagen die Bundestagskandidaten, wie viele Windräder es auf der Höri benötigt und wie die Energiewende zu schaffen ist.
Mehr Unabhängigkeit durch erneuerbare Energien, sagt die SPD
„Erneuerbare Energiequellen machen uns unabhängig von Diktaturen“, sagt Lina Seitzl, Bundestagskandidatin der SPD. Das habe die vom russischen Überfall ausgelöste Energiekrise gezeigt. Erneuerbare Energien seien aber dort sinnvoll, wo sie sich wirtschaftlich betreiben ließen, so Seitzl. Sie setzt dabei auf kommunale Mitgestaltung. Der Bund müsse die Rahmenbedingungen schaffen, damit vor Ort entschieden werden könne.

CDU sieht die Energiewende nicht nur in der Windkraft
Ähnlich sieht es Andreas Jung, Bundestagskandidat der CDU. „Der Bund setzt den Rahmen, entscheidet aber nicht, wo wie viele Windräder kommen“, stellt Jung klar. Aus seiner Sicht bedeute aber die Energiewende mehr als nur Windkraft. Jede Region sei anders, betont Jung. „Statt eines Flächenziels für Windkraft hätte deshalb ein Ökostrom-Ziel formuliert werden sollen“, befindet der CDU-Bundestagskandidat. Dies sei erfüllbar auch durch Sonne, Bioenergie oder Wasserkraft.

Die Grünen befürworten die geplanten Anlagen auf dem Schienerberg
Die Bündnis90/Die Grünen-Kandidatin Rosa Buss ist von Windkraft überzeugt. „Seit 2017 liefern drei Windräder bei Tengen schon Strom für 20.000 Menschen“, rechnet sie auf. Geplant seien nun vier Anlagen auf der Höri, um die vorhandenen Potenziale der Windkraft auch im Landkreis Konstanz zu nutzen. Sie steht klar hinter dem Projekt. Laut Buss liefere jede Anlage einen Beitrag zur Energiewende und stärke die Wirtschaft in der Region.

Energiewende war nie ein schlüssiges Konzept, sagt die FDP
Die Windhöffigkeit an sich stellt Ann-Veruschka Jurisch, Bundestagskandidatin der FDP, in Frage. „Der Landkreis Konstanz gehört zu den windarmen Regionen“, so Jurisch. Daher müssten Windkraftstandorte sehr sorgfältig ausgewählt und alle Interessen abgewogen werden. Laut der FDP-Kandidatin sei die Energiewende noch nie ein schlüssiges Konzept gewesen. Aus ihrer Sicht sei es entscheidender, Stromtrassen und Speicherkapazitäten zur Verfügung zu stellen als erneuerbare Energien auszubauen.

AfD setzt auf Atomenergie
Laut Bernhard Eisenhut, Bundestagskandidat der AfD, ist Windkraft eine „umweltfeindliche und unzuverlässige Stromquelle“. Er fordert eine Abkehr von dieser Form der Energiewende und plädiert für eine aus seiner Sicht saubere und bezahlbare Alternative: Atomkraft. Die Anzahl der Windräder, die es laut Eisenhut auf dem Schienerberg geben sollte, beziffert er auf Null.

Die Linke sieht die Energiewende im größeren Kontext
Der Bundestagskandidat der Linken, Lars Hofmann, fordert, dass Kommunen an den Einnahmen durch Stromerzeugung vor Ort beteiligt werden. Aus seiner Sicht sei die Energiewende auf europäischer Ebene zu betrachten, der Stromverbrauch sei deutlich größer. Es sollten so viele Windkraftanlagen gebaut werden, wie es nach Einschätzung von Experten möglich sei, ohne dabei die Menschen in ihrer Ruhe zu stören.