Den Alefanz gab es beim Cumpaney-Abend auf Schloss Langenstein gleich doppelt: Denn nicht nur der eigentliche Träger des Alefanz-Ordens 2020, der frühere Ministerpräsident und EU-Kommissar Günther Oettinger, stand auf der Bühne im hölzernen Gang von Schloss Langenstein. Sondern auch Marius Egenhofer, der den Ordensträger treffend karikierte.

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Passend zur Begründung der Ordensverleihung an Oettinger als „europaweit bekanntem Dialektakrobaten“ nahm Egenhofer, Sohn des Alefanz 2018 Ludwig Egenhofer, im typischen Staccato-Tonfall Oettingers Englisch aufs Korn, zum Beispiel: „Mir diesen Orden zu verleihen, ist wirklich ein feiner Zug von Euch – it‘s a nice train from you.“ Stürmischer Applaus im vollbesetzten Hölzernen Gang war der Lohn. Und Oettinger lachte herzlich mit. Solcherart hochgenommen zu werden, damit habe er keine Probleme, sagte er im Gespräch nach der Veranstaltung.

Marius Egenhofer als Günther Oettinger Video: Freißmann, Stephan

Bei seinem eigenen Auftritt vor der Cumpaney zeigte sich Oettinger gerührt von den „vielen tollen Reden“. Ihm als „Unterschwaben“ mit pietistischem Hintergrund aus dem Neckartal diese Auszeichnung zu verleihen, zeuge von Größe und Blauäugigkeit.

Blick ins Publikum beim Cumpaney-Abend auf Schloss Langenstein: Im Hölzernen Gang hat die Veranstaltung in diesem Jahr zum letzten Mal ...
Blick ins Publikum beim Cumpaney-Abend auf Schloss Langenstein: Im Hölzernen Gang hat die Veranstaltung in diesem Jahr zum letzten Mal stattgefunden. Das Fasnachtsmuseum zieht aus seinen bisherigen Räumen aus und plant einen Neubau. | Bild: Siegfried Kempter

Denn seit der Orden in den 1970er-Jahren zum ersten Mal verliehen wurde, seien die „Alefanten“ (Oettinger) nicht weit herumgekommen, meist Kinder des Hegaus und der Seeregion gewesen.

Die Hausband, in diesem Jahr als Langensteiner Schlossgeister unterwegs (von links): Rainer Hespeler, Michael Zehnle, Karl Amann, Martin ...
Die Hausband, in diesem Jahr als Langensteiner Schlossgeister unterwegs (von links): Rainer Hespeler, Michael Zehnle, Karl Amann, Martin Schäuble und Holger Schank. | Bild: Siegfried Kempter

Einen davon, Ex-Landrat Frank Hämmerle (CDU), der als Alefanz-Träger Stammgast beim Cumpaney-Abend ist, habe er übrigens 1973 in Tübingen kennengelernt – als Verbindungsstudenten hätten sie gegeneinander gefochten. Und quasi nebenbei prophezeite Oettinger seinem Laudator Andreas Jung eine große Zukunft. Dieser sei auf dem Sprung in die erste Reihe.

Sorgte mit der Laudatio für Lachsalven: Bundestagsabgeordneter Andreas Jung.
Sorgte mit der Laudatio für Lachsalven: Bundestagsabgeordneter Andreas Jung. | Bild: Siegfried Kempter

Und beim Cumpaney-Abend wurde seine Laudatio zu einem echten Höhepunkt des Programms. Der Wahlkreisabgeordnete im Bundestag und stellvertretende Vorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion stellte in seiner Rede die These auf, dass der bisherige Lebenslauf seines Parteifreunds Oettinger nur vor dem Hintergrund dieser Ordensverleihung Sinn ergebe. Und belegte dies mit zahlreichen Anekdoten von Redeauftritten Oettingers, die jeweils kleine Bewerbungen für den Alefanz-Orden enthalten hätten.

Die Dramatischen Vier beim Alefanz 2020 Video: Freißmann, Stephan

So habe Oettinger, damals Ministerpräsident Baden-Württembergs, bei einem Auftritt in Jungs erstem Wahlkampf zur Bundestagswahl 2005 bei der Bohlinger Sichelhenke um Werbung für den Kandidaten gebeten. Und zwar mit dem Hinweis, der offenbar an die Männer im Publikum ging: „Reden Sie mit Ihrer Frau oder Ihrer Freundin, am besten mit beiden.“

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So zumindest schildert Jung seine Erinnerung an den Anlass in dem katholischen Singener Ortsteil. Und weiter: „Dem konservativen Landrat wären fast die Gesichtszüge entgleist, die Erntekrone fast auf die Tische geplumpst.“ Landrat damals: Frank Hämmerle.

Der doppelte Oettinger mit SÜDKURIER-Chefredakteur Stefan Lutz (von links): Marius Egenhofer, Stefan Lutz, Günther Oettinger.
Der doppelte Oettinger mit SÜDKURIER-Chefredakteur Stefan Lutz (von links): Marius Egenhofer, Stefan Lutz, Günther Oettinger. | Bild: Siegfried Kempter

Zu zwei Drittel der von Jung aufgespießten Sprüche bekenne er sich, sagte Oettinger nach der Veranstaltung, ein Drittel sei zugespitzt oder nur „eingeschränkt wahr“. Und zum Thema Rührung, da sei alles ehrlich gemeint gewesen, denn: „Das ist eine Auszeichnung, die nicht von Beamten nach dem Protokoll gemacht wird.“

Willi Schirmeister aus Sipplingen ist der Neue in der Langensteiner Cumpaney. Die gereimte Büttenrede überließ er seiner Frau Gabi als ...
Willi Schirmeister aus Sipplingen ist der Neue in der Langensteiner Cumpaney. Die gereimte Büttenrede überließ er seiner Frau Gabi als seinem Sprecher – denn sie trainiere den ganzen Tag. | Bild: Siegfried Kempter

Neuer Kappenträger und viele Auftritte

  • Ein Neuer unter der Kappe: Willi Schirmeister bekam die Langensteiner Narrenkappe. Man habe sich für eine Persönlichkeit entschieden, die für den Museumsneubau wichtig sei, sagten Carola Schäpke, Rainer Hespeler und Michael Fuchs. Schirmeister sei nicht nur begeisterter Fasnachter in Sipplingen, sondern kümmere sich um Materialspenden oder Handwerkerleistungen gegen Spendenquittung, so Fuchs. Die Ehrung hätte man sich vielleicht besser bis nach der Fertigstellung aufgehoben, bemerkte Schirmeister trocken. Der Stockacher Gemeinderat hatte im Herbst beschlossen, dass die Stadt den Neubau neben einer Spende durch die Mitwirkung von Stadtbaumeister Schirmeister bei Planung und Durchführung fördere. Die gereimte Büttenrede überließ Schirmeister seiner Frau Gabi.
  • Die Schlossband aus Martin Schäuble, Holger Schank, Michael Zehnle, Rainer Hespeler und Karl Amann trat in diesem Jahr unter dem Namen Langensteiner Schlossgeister auf. Sie nahmen die kreisweite Politik ins Visier, im Lied „Wir lieben das Landratsamt“ etwa Leidenschaft und jugendlichen Charme des neuen Landrats Zeno Danner.
  • Als Loschore, die den Ordensträger vorschlagen, fungierten wieder Martin Schäuble, Holger Schank, Michael Zehnle und Karl Amann.
  • Gastauftritte: Zu Besuch auf der Narrenbühne von Schloss Langenstein war die Singener Gruppe „Die dramatischen Vier“, die mit Fasnachtsliedern in astreinem A cappella-Gesang begeisterten, und Lothar Bottlang in seiner Rolle als Bue vom Land.