Wie zieht man eigentlich ein ganzes Museum um? Auf jeden Fall braucht man dafür viele Helfer, Unmengen von großen Kartons und einen guten Plan.

Im Fasnachtsmuseum Schloss Langenstein wuseln aktuell Mitglieder aller Zünfte der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee durch die Räume und Flure. Sie helfen beim Abbauen, räumen alle Exponate aus und lagern sie in anderen Räumen des gräflichen Hauses zwischen, bis sie im kommenden Jahr im neuen Museum wieder ausgestellt werden können.

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Zunächst kümmert sich jede Zunft um ihre eigenen Figuren. Die Helfer nehmen die Häser mit heim und bringen sie wieder, wenn das neue Museum fertig ist. Beim Entkleiden der Figuren sind Geschick und manchmal beherztes Zupacken gefragt.

Zunftmeister Udo Maus von der Narrenzunft Rote Füchse Uttenhofen (bei Tengen) hat seinen Roten Fuchs gefunden.
Zunftmeister Udo Maus von der Narrenzunft Rote Füchse Uttenhofen (bei Tengen) hat seinen Roten Fuchs gefunden. | Bild: Claudia Ladwig

Hübsche Schaufensterpuppe ohne Brüste

Heiko Dewert, Häswart, und Arthur Effinger, ehemaliger Narrenpräsident des Narrenvereins Blauer Stein aus Riedöschingen, sind überrascht, als sie die Maske abnehmen: eine hübsch geschminkte Schaufensterpuppe kommt zum Vorschein.

Bei den Stiefeln müssen sie beide ran: Einer hält die Dame an der Hüfte, der andere zieht unten. Der Teufel steckt im Detail: „Mach die Reißverschlüsse auf, dann geht‘s leichter“, empfiehlt Dewert. Ihre Puppe hat zwar keine Brüste mehr, ist aber insgesamt völlig in Ordnung. Sie wird in Einzelteilen in einem großen Karton verstaut. Ob sie im neuen Museum wieder diese oder eine andere Puppe ankleiden werden, wird sich zeigen.

Arthur Effinger (links), ehemaliger Narrenpräsident, und Heiko Dewert, Vorstandsmitglied und Häswart des Narrenvereins Blauer Stein ...
Arthur Effinger (links), ehemaliger Narrenpräsident, und Heiko Dewert, Vorstandsmitglied und Häswart des Narrenvereins Blauer Stein Riedöschingen, entkleiden ihre Puppe. | Bild: Claudia Ladwig
Joe Klein (links) und Thomas Lehmann amüsieren sich köstlich, als sie entdecken, dass ihr Latschari Strapse trägt.
Joe Klein (links) und Thomas Lehmann amüsieren sich köstlich, als sie entdecken, dass ihr Latschari Strapse trägt. | Bild: Claudia Ladwig

Im Flur staunen drei Mitglieder der Holzhaudere-Zunft aus Denkingen nicht schlecht, als sie die historische Puppe erblicken, die unter einem ihrer Häser steckt. „Die heben wir auf jeden Fall auf“, entscheidet die Vorsitzende des Fasnachtsmuseums, Carola Schäpke, die gerade überall gleichzeitig sein müsste, um alle Fragen zu beantworten. Sie erzählt, dass Puppen, die Schäden aufweisen, bei dieser Gelegenheit entsorgt werden. Die Narrenzunft aus Kirchen-Hausen hat dafür ein Fahrzeug mit großem Hänger vor der Tür geparkt.

Carola Schäpke lacht über die Puppe, die unter dem Häs einer Friedinger Burghexe steckte. Diese Puppe wird nicht aufgehoben, kann aber ...
Carola Schäpke lacht über die Puppe, die unter dem Häs einer Friedinger Burghexe steckte. Diese Puppe wird nicht aufgehoben, kann aber von den Narren mitgenommen werden. Vielleicht sitzt sie irgendwann bei Umzügen an der Straße. | Bild: Claudia Ladwig

Gemeinsam mit Ruth Brecht hat Carola Schäpke bereits das Archiv leergeräumt. „Bücher, Dokumente, Bilder, Dias, Narrenzeitungen, Masken, Rätschen – das lagert alles hier“, sagt Schäpke. Was mit dem knallroten, ziemlich neuen Kassenhäuschen geschehen soll, wissen sie noch nicht. „Wir würden es gerne verschenken, aber bisher haben wir niemanden gefunden, der es haben möchte“, berichten die Frauen.

Fasnachtsmuseum wird neu definiert

Und wie geht es weiter, wenn alle Exponate gesichtet, verpackt und in Sicherheit gebracht worden sind? Dazu äußert sich Michael Fuchs, Präsident des Fasnachtsmuseums: „Die Ausstellungsvorbereitungen sind im Hintergrund schon in vollem Gange.

Allerdings geht es hierbei nicht nur um eine Verlegung der Exponate von A nach B, sondern im Mittelpunkt stehen Fragen wie: Was wird zukünftig zusätzlich gezeigt? Was wird aus der bestehenden Ausstellung herausgenommen? Wie können die Exponate besser erklärt und interessanter inszeniert werden?“

Das Fasnachtsmuseum werde komplett neu definiert. „Das ist eine Mammutaufgabe für einen kleinen Museumsverein, der wir nun mal sind. Aber ich bin guter Dinge, dass wir im kommenden Jahr fertig werden und wenn es dann doch noch ein bisschen länger dauert, wird es die Welt auch verschmerzen können“, erklärt er lachend.

Er fügt hinzu, Langenstein sei bereits das fünfte Museumsprojekt, das er konzipiere. „Als Kulturwissenschaftler und Designer kommen bei mir zwei Berufe zusammen, die sowohl die museologische als auch die gestalterische Seite eines Museums umsetzen können.“

Wissen wird anders vermittelt

Carola Schäpke antwortet mit einem Augenzwinkern auf die Frage, warum jeder das Fasnachtsmuseum besuchen sollte. „Man sollte es nicht nur einmal, sondern immer wieder besuchen. Fasnacht ist ein wichtiger Bestandteil der Kultur unserer Region, ein Stück Heimat“, erklärt sie.

Bis jetzt kamen viele Busse mit Besuchern, denen Führungen angeboten wurden. „Im neuen Museum wird das alles leichter, weil das Wissen anders vermittelt wird. Bisher gab es nur die Führung oder das Lesen, dann erlebt man die Fasnacht mit allen Sinnen.“

Auch Michael Fuchs zeigt sich kämpferisch: „Viele Museen sind heutzutage durch ein verstaubtes Image belastet, wir wollen zeigen, dass das auch anders geht.“ Es gebe schon konkrete Gespräche mit dem Kulturamt Stockach, denn als nächstes wolle der Verein das Bauprojekt, Pläne, Modelle und Ideen in Stockach präsentieren.