Nun können die Bagger Rollen: Nach fast fünfjähriger Planungsphase starten die Bauarbeiten für das neue Fasnachtsmuseum auf dem Gelände von Schloss Langenstein. Am Montagnachmittag wurde der erste Spatenstich für das Projekt vollzogen, das den Närrinnen und Narren der ganzen Region bald eine neue Heimat bieten soll.
Für viele ein freudiger Anlass, das war den Gästen bei strahlendem Sonnenschein anzumerken, doch die dunklen Wolken am Horizont waren nicht zu übersehen, weder bei der Spatenstich-Zeremonie noch beim Projekt selbst, denn die Kostenexplosion im Baubereich trifft auch den Museumsneubau.
Wie Museumspräsident Michael Fuchs im Gespräch mit dem SÜDKURIER am Rande der Veranstaltung berichtet, gehe man aktuell von rund 200.000 Euro Mehrkosten aus, die allein durch die Preissteigerungen entstanden seien. „Inklusive dem Anteil für museum4punkt0 liegen wir momentan bei rund vier Millionen Euro, die das Projekt voraussichtlich kosten wird“, so Fuchs.
Hoffen auf weitere Spenden
Die Finanzierung sei aber trotz der Kostensteigerungen gesichert, betont Fuchs. „Die Banken stehen da gut hinter uns, aber wir hoffen natürlich, dass wir die 200.000 Euro in den kommenden zwei Jahren durch Spenden wieder reinholen.“

Im vergangenen Jahr hatte eine Spendenkampagne unter dem Motto „Wir brauchen ein Dach über dem Kopf“ knapp über 150.000 Euro für den Museumsneubau eingebracht. Damals, im Februar 2021 hatte Michael Fuchs noch einen Spatenstich in drei Monaten angekündigt. Am Ende ist nun mehr als ein Jahr ins Land gezogen, bis der Startschuss für den Bau fallen konnte.
Zwei weitere Jahre werden voraussichtlich vergehen, bis die ersten Besucher im neuen Museum willkommen geheißen werden können, verrät Fuchs. Das wäre dann gerade pünktlich zum 55. Jubiläum des Museums, das 1969 gegründet und seither mit viel ehrenamtlichen Aufwand der Mitglieder der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee am Leben gehalten wurde.
Was Mondlandung und Fasnachtsmuseum gemeinsam haben
„Im Jahr 1969 fanden gleich zwei Weltereignisse statt. Die Mondlandung und die Gründung des Fasnachtsmuseums. Und ich bin mir sicher, das Fasnachtsmuseum hat den Menschen hier in der Region in den vergangenen 50 Jahren mehr Freude bereitet als die Mondlandung, von daher ist es für uns hier sicher das bedeutendere Ereignis“, scherzte Leopold Graf Douglas in seiner Ansprache. Er stellt das Grundstück für den Museumsneubau zur Verfügung.

Eigens zum Spatenstich aus Stuttgart angereist war Peter Hauk, Landesminister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. „Eigentlich sind wir kein Bauministerium“, betonte Hauk, jedoch unterstütze man das Fasnachtsmuseum gerne mit Mitteln aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum, da es sich hier um ein Projekt bürgerschaftlichen Engagements handle.
Preisgekrönte Architektur
„Fasnacht gehört hier zum Leben und es ist notwendig, diese Tradition zu erhalten und zu pflegen. Dazu ist der Rückblick in die Geschichte wichtig, den dieses Museum bieten wird“, so der Minister. Ein großes Lob gab es von ihm für die geplante Holzbauweise des Museums, die sogar mit dem Holz Innovativpreis im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) ausgezeichnet wurde.

Doch auch Hauk sprach die schwierige Finanzierung an. Vom Land sei kein Zuschlag für den Ausgleich der Inflation bei den Baukosten zu erwarten. „Angesichts der Aktuellen Lage müssten wir sogar eher noch Abschläge machen, bei den Zuschüssen. Aber es bleibt zumindest bei den zugesicherten Summen“, so Hauk.
Fasnachtsmuseum als Muster in Sachen Digitalisierung
Laut Johann Herzberg, Gesamtprojektleiter museum4punkt0, ist das neue Fasnachtsmuseum eines von 27 in ganz Deutschland, die ausgewählt sind, besondere digitale Formate für die Zukunft der Museumspädagogik zu entwickeln. „Viele davon wird sich auch hier im Museum wiederfinden“, betonte er.
Rainer Hespeler, der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee (NVHB) freut sich indes vor allem darauf, dass das neue Museum eine kulturelle Klammer um die Fasnacht in der Bodenseeregion sein wird und deshalb mit Fug und Recht als Leuchtturmprojekt bezeichnet werden könne.