Wie überall in Deutschland wird in Radolfzell derzeit viel gebaut. Aktuell sind es vor allem drei größere Projekte, die das Bild der Stadt nachhaltig verändern werden. Besonders stark wird die Veränderung im Bereich der Haselbrunnstraße sein. Dort entstehen derzeit ein Ärztehaus sowie eine neue Wohnanlage entlang der stark befahrenden Straße. Mit der Fertigstellung der Gebäude zum Ende diesen Jahres und im kommenden Jahr müssen sich alle Nutzer der Landesstraße auf noch etwas mehr Verkehr einstellen. Während das Ärztehaus auf der Ecke Haselbrunnstraße/Friedhofstraße von der Friedhofstraße erschlossen wird, liegt die Zufahrt zu dem Wohnkomplex auf dem ehemaligen Areal des Gemeindehauses der Kirchengemeinde St. Meinrad direkt an der Haselbrunnstraße. In dem Komplex mit insgesamt sechs Gebäudekörpern finden sich künftig immerhin 30 Mietwohnungen und 27 Eigentumswohnungen.

Zusätzlicher Verkehr ist zu erwarten
Die Anzahl der Tiefgaragen- und Stellplätze von 71 Stück auf dem Areal lässt erahnen, welchen Einfluss das auf den Verkehr der heute schon überlasteteten Haselbrunnstraße haben wird. Hinzu kommt der Zu- und Abfahrtsverkehr am neuen Ärztehaus. Das fünfstöckige Gebäude (plus Dachgeschoss) bietet Platz für insgesamt zehn Einheiten und zwei Dachgeschosswohnungen. Mit 46 Stellplätzen und weiteren 32 Tiefgaragenstellplätzen für die Mieter kommt auch hier ein spürbarer Verkehr auf das Umfeld hinzu. Das Ärztehaus ist bereits weit in der Entstehung fortgeschritten. Baubeginn war im Mai 2018. Ab November 2019 rechnen die Architekten von MTG in Radolfzell mit dem Bezug der drei Gewerbeeinheiten sowie der übrigen Mieter.

Besonders stolz ist man über die optisch aufwendige Gestaltung des Gebäudekörpers: "Das wird ein Haus mit hohem Wiedererkennungswert", verspricht Architekt Hans Thoma. Der wird durch Sonnenlamellen in verschiedenen Farben erzielt, die die großen Fenster an dem Gebäude verschatten. Diese werden bereits in den drei bis vier Wochen installiert. Die Fertigstellung des Wohnkomplexes in direkter Nachbarschaft wird hingegen noch etwas länger dauern. Dort rechnet die Architektengemeinschaft FTG mit dem Bezug im Laufe des kommenden Jahres. Trotz vorhandener Lieferengpässe beim Stahl liegen die Handwerker des Generalunternehmers nach Auskunft der Architekten "im Bauzeitenplan", wie sie auf Nachfrage des SÜDKURIER sagten.
Mitunter ist auch der Untergrund problematisch
Ähnliches kann man vom Bauprojekt an der Unterstorstraße/ Ecke Brühlstraße berichten. Dort entstehen 28 Eigentumswohnungen und drei Gewerbeeinheiten, auf drei Häuser verteilt. In der gemeinsamen Tiefgarage finden 29 Fahrzeuge Platz. Hier hätte das Immobilienunternehmen Gnädinger und Mayer gerne etwas mehr realisiert, aber "der schwierige Untergrund an dieser Stelle" hätte eine zweite Ebene unwirtschaftlich gemacht, wie Geschäftsführer Andreas Mayer auf Nachfrage erläuterte.
Das gesamte Projekt wird durch eine zentrale Pelletsheizung beheizt. Richtfest kann man aller Voraussicht noch in diesem Sommer im Juli oder August feiern. Im Juni 2020 rechnet Andreas Mayer mit der Übergabe der Wohn- und Gewerbeeinheiten an die künftigen Eigentümer und Nutzer.
Die Wohnungskrise
Der Wohnungsmangel in Radolfzell hat in den vergangenen Jahren zu einer vermehrten Bautätigkeit geführt. Mehrere hundert Wohneinheiten wurden durch die Verdichtung des innerstädtischen Wohnraums erzielt. Weil aber weiterhin ein Mangel an bezahlbaren und günstigerem Wohnraum besteht, denken manche Lokalpolitiker auch über eine städtische Wohnbaugesellschaft nach. Das Thema wurde mehrfach im Gemeinderat diskutiert. (ja)