Marina Kupferschmid

Das neue Böhringer Wohngebiet „Untere Sooäcker/Nezfeldwies“ ist ausschließlich dem Mietwohnungsbau vorbehalten. „Nachfrage und Bedarf sind hier am größten“, sagt der ortsansässige Investor Jürgen Vogg, dem auch der Weiherhof gehört, bei der Präsentation der Ergebnisse des städtebaulichen Ideenwettbewerbs.

Der Siegerentwurf des Konstanzer Architekturbüros Lanz-Schwager sieht auf 1,2 Hektar Bebauungsfläche in maximal dreigeschossiger Bauweise zehn Mehrfamilienhäuser, ein Gebäude für Seniorenwohnen und zwei Reihenhauskomplexe sowie eine Kindertagesstätte vor. Es sollen insgesamt 91 Wohnungen entstehen, davon 30 Prozent als Sozialwohnungen.

Mehrere Architekten haben ihre Entwürfe eingereicht

Da das Baugebiet von Singen her die Eingangspforte von Böhringen darstellt, hatte der Gestaltungsbeirat der Stadt dem Investor empfohlen, für das ortsbildprägende Projekt einen städtebaulichen Ideenwettbewerb auszuloben. Zehn Architekturbüros wurden angeschrieben, acht wollten sich beteiligen und fünf Planungsbüros haben ihre Arbeiten eingereicht.

Die elfköpfige Jury, bestehend aus vier Architekten aus dem Stuttgarter Raum und Tübingen, Mitgliedern des Gemeinderates, der Stadtverwaltung und dem Investor stellte fest, dass alle Arbeiten von sehr hoher Qualität sind, so dass im ersten der beiden Rundgänge keiner der Bewerber ausschied und die Entscheidung schwer fiel.

Siegerentwurf hat eine zurückhaltende Gestaltung

„Alle Arbeiten hatten ihre Vor- und Nachteile. Ausschlaggebend für den Siegerentwurf war, dass er am flexibelsten ist, um ihn mit geringstem Aufwand fortschreiben zu können“, so Jurymitglied Markus Töpfer von der Stadtplanung. Insgesamt überzeugt der Planungsvorschlag durch seine zurückhaltende Grunddisposition mit der dreigeschossigen Bebauung in passendem Maßstab zur Nachbarschaft.

Die Grundrisse gefielen, ebenso die vielfältige Architektursprache, die dennoch einen Quartiercharakter ablesen lässt. Großen Zuspruch findet die Renaturierung des Mangässer Bächle, das sich von den drei Biotopen im nördlichen Bereich, die erhalten werden müssen, bis hinunter in den Süden schlängelt, und Naturraum aufwertet.

Es soll ein modernes Quartier entstehen

Zur Landesstraße 220 hin ist eine Lärmschutzwand und eine aufgesetzte Wand mit intensiver Bepflanzung geplant, womit der Entwurf ebenfalls punktet. Nach Süden zur Bahn hin wirft der Schutz gegen Lärm noch Fragen auf. Für die westliche Baugruppe ist eine Tiefgarage vorgesehen, für die Häuser östlich offene Stellplätze. Auch Carsharing-Plätzen und E-Mobilität soll Rechnung getragen werden.

Die Erschließung soll von der Verbindungsstraße von Unterer Sooäckerstraße und L 220 erfolgen – nicht über die verlängerte Erzbergerstraße, die nur als Notzufahrt dienen soll. Im Zuge des Projekts soll auch – dem Wunsch des Ortschaftsrates – der von der Ziegelei kommende Radweg bis zum Kreisel an der Singener Straße verlängert werden. Für die Wärmeversorgung sind ein Blockheizkraftwerk und Solarthermieanlagen geplant.

Der Entwurf mit der geringsten Wohnfläche wurde genommen

Die Wettbewerbsbeiträge hatten völlig unterschiedliche Ansätze. Sie reichten von 91 Wohnungen mit 7000 Quadratmeter Wohnfläche bis hin zu 111 Wohnungen mit 9500 Quadratmeter Mietfläche. Bemerkenswert ist, dass die Empfehlung der Jury an den Gemeinderat einstimmig erfolgt, sich der Investor folglich für gefällige, geringste Dichte ausgesprochen hat.

„Es wird ein von der Architekturqualität her sehr anspruchsvolles Wohngebiet, kein 08/15“, kündigt er an. Ortsvorsteher Bernhard Diehl ist ebenfalls davon überzeugt, dass hier ein sehr attraktives Wohngebiet für entsteht – auch durch die Nähe zum Seehas-Haltepunkt.

Der Investor möchte nicht viel Zeit verlieren

Vieles spricht dafür, dass das Projekt schnell an Fahrt gewinnt. Das Gute: Es gibt keine Bodenordnung, das ganze Gelände ist in privater Hand. Für den vorhabenbezogene Bebauungsplan läuft das Verfahren schon und die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit ist bereits abgeschlossen, so dass im ersten Halbjahr 2020 Baurecht zu erwarten ist, so Markus Töpfer.

Hinzu kommt, dass die Erschließung weitgehend vorhanden ist, so dass 2021 mit dem Bau begonnen werden könnte. Dann soll es, wie Jürgen Vogg erläuterte, zügig gehen. „Wir wollen nicht abschnittsweise bauen, sondern aus einem Guss – auch mit Rücksicht auf die Anwohner. 2023 wollen wir fertig sein!“

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Zum Investor und zum Wettbewerb

  • Der Investor: Jürgen Vogg hat 2003 das Hofgut Weiherhof in Böhringen erworben. Der Ingenieur betreibt eine Wohnungsbaufirma in Stuttgart, sowohl als Bestandsfirma als auch als Bauträger. Zum Weiherhof gehören 135 Hektar Land, die vom westlichen Autobahnzubringer bis zur Ortsdurchfahrt Böhringen reichen.
  • Planbereich: Der Planbereich am Ortsausgang von Böhringen in Richtung Singen ist im Westen durch die Landesstraße 220, im Norden durch die Singener Straße und im Süden durch die Verbindungsstraße von Unterer So0äckerstraße und L 220 begrenzt. Er umfasst 3,2 Hektar und weist im Norden drei Biotopflächen auf, die komplett erhalten bleiben müssen. Die Bebauungsfläche ist daher auf 1,2 Hektar reduziert.
  • Preisträger des Ideenwettbewerbs: 1. Preis: Lanz – Schwager Architekten BDA PartGmbB, Konstanz und Landschaftsarchitekten 365freiraum + umwelt, Überlingen (15 000 Euro Preisgeld); 2. Preis: Bäuerle Architekten, Konstanz und Landschaftsarchitekt Christof Luz, Stuttgart (9000 Euro); 3. Project GmbH Planungsgesellschaft für Städtebau, Architektur und Freianlagen, Esslingen am Neckar (6000 Euro).
  • Ausstellung: Die Wettbewerbsergebnisse sind bis 30. Oktober im Böhringer Rathaus ausgestellt. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8 Uhr bis 11.30 Uhr, Montag 14 bis 16 Uhr und 18 bis 20 Uhr, Donnerstag 14 bis 16 Uhr.