Das muss man der Evangelischen Schule Schloss Gaienhofen lassen: Sie hat mit Abstand die künstlerisch aufwändigste und in unseren Augen auch wertvollste Karte als Weihnachtsgruß in die Redaktion Radolfzell geschickt. Antonio Zecca, Künstler aus Steißlingen und Kunstlehrer im Schloss Gaienhofen, hat mit Acryl einen Engel auf das Foto eines römisch anmutenden Prunksaals gemalt. Die aufrechte Körperhaltung, die muskulösen Oberarme und der forsche Gang erinnern an Comic-Superhelden der Gegenwart. Dem künstlerischen Ausdruck entspricht hier die Schulleitung mit Dietmar Toder, Gunnar Horn, Uta Dany und Andreas Hennch mit dem entsprechenden Zitat aus Lukas 2, 9-14: "Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht."

Die Mettnauschule bleibt

Das sagt sich so leicht dahin, die Schüler sollten ihre Lehrer vielleicht nach den Ferien daran erinnern. Vielleicht auch deshalb legt da die Schulleitung der Mettnauschule – die sich auch in 2018 auf der Radolfzeller Halbinsel behauptet hat – Wert aufs Danke sagen: "Für das, was bleibt", wie Wolfgang Gutmann und Matthias Libruks in ihrem Weihnachtsgruß schreiben.

Die Weihnachtskarte vom Team der der Tourismus- und Stadtmarketing Radolfzell GmbH. Das Schwein heißt "Rudolf" und wird von Rolf ...
Die Weihnachtskarte vom Team der der Tourismus- und Stadtmarketing Radolfzell GmbH. Das Schwein heißt "Rudolf" und wird von Rolf Zimmermann gezeichnet, sein Kürzel ist "ZIRO". Bild: SMR | Bild: ziro

Einen auf dicke Hose macht die Tourismus- und Stadtmarketing Radolfzell GmbH – zu diesem Anlass muss der ganze Name sein – auf ihrer Weihnachtskarte. Dort zeigt das Schwein "Rudolf" auf einen Weihnachtsbaum, der hat goldene und rote Kugeln wie der echte auf dem Marktplatz: "Schau, das nenne ich einen Weihnachstbaum", sagt Schwein Rudolf. Die Zeichnung ist markiert mit dem Kürzel "ZIRO", das steht für Rolf Zimmermann. Per Mail kam ein weiterer Gruß aus der Stadtverwaltung. Bürgermeisterin Monika Laule hat ihre Weihnachtsgrüße mit einem Bild, gemalt von Kindern der Kinderwohnung Radolfzell, geschmückt.

Der Möglichkeitssinn des Stadtrats

Die Weihnachtskarte von Stadtrat Christof Stadler ist surreal auf den zweiten Blick. Erst seine Zeilen über den "Möglichkeitssinn" lenken den Blick erneut auf das Kartenfoto, das seinem Gruß beiliegt. Auf dem Schienerberg-Winterbild mischen sich Realitäten mit Möglichkeiten: "Grüne Wiesen, blauer Himmel, mit Reif überzogene Bäume. Was nicht wahrscheinlich ist, wird möglich", schreibt Stadler. Auch der Stadtrat zitiert Lukas, er fürchtet sich nicht: "Friede ist möglich, auch dort, wo ihn niemand erwartet." Selbst nach zweimaligem Lesen und Suchen, wir haben das Wort Bürgersaal nicht in seinem Schreiben gefunden. Aber er hat diesen Ort auch nicht ausgeschlossen.

Die Weihnachtskarte aus dem Rathaus Singen von OB Bernd Häusler ziert ein Motiv des Steißlinger Künstlers Antonio Zecca: "Sybille ...
Die Weihnachtskarte aus dem Rathaus Singen von OB Bernd Häusler ziert ein Motiv des Steißlinger Künstlers Antonio Zecca: "Sybille Delphobe von Cumae" ist bei einer Aktionskunst anlässlich der Museumsnacht 2009 entstanden. Foto: Wolfgang Schneble | Bild: Antonio Zecca

Mit dem Möglichen hat es auch der OB aus Singen. Bernd Häusler zitiert in seinem Weihnachtsgruß den vorübergehend einmal in Gaienhofen wohnenden Dichter Hermann Hesse: "Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden." Klingt nach überwundenem Sisyphos. Damit muss ein Singener OB sich auskennen. Ein weiterer Bezug zu Gaienhofen: Auch Häusler schmückt seine Weihnachtskarte mit einer Arbeit von Antonia Zecca aus der Museumsnacht im Jahr 2009: "Sybille Delphobe von Cumae." Seherin statt Engel, auch das entspricht der Singener Mentalität.