Gerald Jarausch

Seit nunmehr zehn Jahren befindet sich der Jugendtreff s'Bokle am Standort im Gewerbegebiet West. Auch diese zehn Jahre sind für den Jugendverein mit Bar und Club von vielfältigen Veränderungen geprägt gewesen. Als sich der "Förderverein Alternative JugendKultur Radolfzell" im Jahr 2006 gründete, war das vor allem aus einer Protesthaltung heraus entstanden.

Im Anfang war der Protest

Damals wurde das Milchwerk umgebaut, und der Gebäudeteil, in dem das damalige Bokle untergebracht war, wurde abgerissen. Die auf diese Weise heimatlos gewordenen Jugendlichen suchten händeringend nach einem Ersatzstandort. Weil man im Innenstadtbereich nicht fündig wurde, fiel die Wahl auf den Gebäudekomplex in der Robert-Gerwig-Straße 12.

30 Aktive packten an

In Eigenregie bauten rund 30 aktive Mitglieder die Räume im Jahr 2007 nach ihren Vorstellungen um. 2008 schließlich wurde das neue s'Bokle, wie man sich in Anlehnung an den früheren Treff weiterhin nannte, eröffnet. Aus eigener Erfahrung kann das heute keiner der Vereinsvorstände mehr schildern, sie selbst waren damals noch nicht aktiv. Dabei ist das Gremium durchaus trotz der jugendlichen Ausrichtung altersgemischt. "Unsere Jüngste ist 17, unser ältestes Vorstandsmitglied 42", schildert Schriftführerin Ina Küderle.

s'Bokle muss sich selbst tragen

Nach dem Kauf des genutzten Gebäudeteils durch die Stadt Radolfzell wurde das Bokle dann im Jahr 2012 noch einmal aufwändig saniert. Es erhielt eine Wärme- und Schalldämmung, neue Sanitäranlagen, Übungs- und Backstageräume. Die Gesamtnutzungsfläche beläuft sich auf rund 300 Quadratmeter. Während es anfänglich noch finanzielle Förderungen und Spenden gab, muss sich das Bokle mittlerweile durch seinen Betrieb selbst tragen. Dabei hilft auch, dass die Stadt eine nur geringe Miete verlangt.

Mehr gemischtes Publikum, weniger Stammgäste

"Wir machen im Jahr rund 100 Veranstaltungen", erklärt Vereinsvorstand Daniel Schenker das Geschäftsprinzip. Das ist breiter gefächert denn je, denn es orientiert sich am jeweiligen Publikum. Und das ist sehr gemischt. "Das richtet sich nach der Veranstaltung. Ein Stammpublikum wie früher gibt es eigentlich kaum noch", sagt Beisitzer Fabian Wagner. Klar festlegen möchte sich der Verein zudem nicht: "Das Bokle wächst mit neuen Ideen. Es war immer ein großes Spielzimmer", sagt Daniel Schenker.

Konzerte mit bekannteren Bands

Weitere Einnahmen generiert der Verein durch die Vermietung der Räumlichkeiten und Probenräume. Eintritts- und Getränkepreise orientieren sich weiterhin an dem zumeist jungen Publikum. Für die Zukunft hat sich der Verein mehrere Dinge vorgenommen. So möchte man ein- bis zweimal im Jahr Konzerte mit bekannteren Bands veranstalten und so "die Qualität verbessern", erklärt der Vereinsvorstand.

Es ist schwer, Nachwuchs zu finden

Außerdem möchte man energieeffizienter bei Verbrauch von Strom werden. Dazu soll die Beleuchtung auf LED-Technik umgestellt werden. "Das hat Vorteile für alle", so Ina Küderle. Zudem soll medial das junge Publikum besser erreicht werden: "Heute reichen eine Homepage und Facebook einfach nicht mehr", heißt es aus dem Vorstandsteam.

Die abnehmende Bindung vieler junger Menschen an eine Einrichtung, eine Tätigkeit und einen Verein spürt man übrigens auch im Bokle-Umfeld. "Es ist schwer, Nachwuchs zu finden", sagt Daniel Schenker selbst seit 2011 im Vorstand.

s'Bokle

Das "s'Bokle" ist die älteste Jugendeinrichtung in Radolfzell. Bis 2006 war es am Milchwerk angesiedelt. Nach dem Abriss des Gebäudeteiles ging man auf die Suche nach einem neuen Standort. Seit 2008 ist das Bokle an der Robert-Gerwig-Straße 12. Geführt wird es von dem "Förderverein Alternative JugendKultur Radolfzell", den es seit 2006 gibt. Der Gebäudeteil gehört der Stadt Radolfzell. Im Bokle finden Eigen- und Fremdveranstaltungen statt. (ja)