Gründe, Streit mit seinem Nachbar anzufangen, gibt es viele. Mal grillt der Nachbar zu oft und der Rauch zieht immer rüber. Mal sind die Kinder zu laut, der Hund bellt oder der neue Anstrich des Hauses hat die falsche Farbe (kein Scherz, ein knallorangenes Haus sorgte 2017 im schwäbischen Hayingen für einen Rechtsstreit). Wo sich Eigenheimbesitzer auf das Recht in dem Bereich innerhalb des Gartenzauns zurückziehen können, sind Bewohner eines Mehrfamilienhauses zu mehr Toleranz genötigt. Aber was, wenn man blöderweise neben ein paar Narren gezogen ist?
Blasmusiker und Kanonen als Belastungsprobe
Die Nachbarn des Zunfthauses der Narrizella Ratoldi in der Kaufhausstraße sind unweigerlich dem regen Treiben der Zunft ausgeliefert. Was mindestens einem Nachbarn ziemlich gestunken haben muss. Frühmorgens im Winter beim traditionellen Wecken am Schmutzigen sind die Gardisten einst mit einer kalten Dusche bestehend aus einem Eimer Wasser begrüßt worden. Auch nicht die feine Art unter Nachbarn.
Ein Eimer Wasser wäre bei diesen Temperaturen keine Strafe, wie also im Sommer seinen Unmut äußern? Den Sommer verbringt die Narrizella nämlich auch gerne in ihrem Zunfthaus. Der Zunfthaussommer ist mittlerweile eine etablierte Veranstaltungsreihe, die allerhand Lärm mitbringt: Es gibt Kabarett-Abende (lautes Lachen), Frühschoppen (laute Blasmusiker) und das Zunfthaus-Eck (lautes Gläserklirren). Sicherlich alles genauso schwer zu ertragen wie die Fasnacht selbst (Gardisten mit Trommeln und Kanone!).
Vergangenen Samstag, 16. August, gab es eine Party mit DJ Andi. Die Veranstaltung kam gut an, es wurde getanzt, gegen 23 Uhr machte DJ Andi dann Schluss. Die Gäste verzogen sich in die umliegenden Lokale.
Bunte Musikmischung war versprochen
Am nächsten Morgen dann die Botschaft eines Nachbarn, der sich offensichtlich nicht nur wegen der Lautstärke, sondern auch wegen der Musikqualität beschweren wollte. „Wir wollen keinen Ballermann hier“ heißt es auf einem Zettel am Narrizella-Briefkasten. Gezeichnet: Anwohner der Kaufhausstraße. Diese Kritik schmerzt tief, hat Oberholzer Andreas Fiedler doch auf eine gute Durchmischung des Musik-Angebots Wert gelegt.
Versprochen war „Musik von A bis Z“ und nicht nur Party-Schlager, wie er am Ballermann läuft. Auf ein einziges Genre reduziert zu werden, wird Fiedlers Auftritt nicht gerecht. Vielleicht werfen die Nachbarn vor der nächsten Party ihre Musikwünsche in den Briefkasten, damit wirklich alle Gäste – freiwillige wie unfreiwillige – zufrieden sind.