Die Pläne der Deutschen Bahn, die Bodenseegürtelbahn ausbauen und elektrifizieren zu wollen, hat in Radolfzell insbesondere in Stahringen Folgen. Entsprechend beschäftigte das Thema jüngst auch die Stahringer Ortschaftsräte sowie zahlreiche anwesende Bürger.
Ziel der Baumaßnahme sei es, den Hochrhein und die Schwäbische Alb besser zu verbinden, so Ronald Heil, Leiter der Organisationseinheit Hochrhein der DB Netze AG. Er informierte gemeinsam mit André Penati, Projektleiter für Ausbau und Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn, und Michael Felber, dem kaufmännischen Leiter der Organisationseinheit Hochrhein, die Räte.
Was würde sich für Stahringen ändern?
In dieser frühen Projektphase gehe es in der aktuellen Sitzung lediglich um eine Kenntnisnahme, jedoch nicht um eine Beschlussfassung, stellte Ortsvorsteher Jürgen Aichelmann klar.
Konkret besonders betroffen wären von den Änderungen in Stahringen die Bahnüberführung der historischen Flugplatzbrücke sowie der Bahnübergang Stahringen II, der direkt am Bahnhof Stahringen liegt und den Ortskern mit der Kirche verbindet. Am Bahnübergang soll der Bahnsteig von 80 auf 155 Meter verlängert und um 0,55 Meter erhöht werden.
Durch eine 13 Meter lange und drei bis vier Meter breite Personenunterführung könne der Fuß- und Radverkehr aufrechterhalten werden, jedoch hätte die Umbaumaßnahme zur Konsequenz, dass Fahrzeuge den Bahnübergang nicht mehr passieren können, so Ronald Heil.
Bedenken und Anregungen aus Stahringen
Entsprechend gab es zahlreiche Bedenken und Anregungen seitens der Ortschaftsräte und Bürger. „Dies hätte zur Konsequenz, dass die Bodmaner Straße die einzige Zugangsstraße zur Kirche wäre“, gab Ortsvorsteher Jürgen Aichelmann zu bedenken. „Die Straße ist aktuell nur fünf Meter breit und in schlechtem Zustand. Die Sanierung und Verbreiterung der Straße müsste Teil der Planung werden.“
Einen ebenso interessanten wie kontroversen Punkt gab es seitens eines Bürgers. „Braucht es eigentlich noch die Seehäsle-Verbindung zwischen Stahringen und Radolfzell, wenn künftig die Bodenseegürtelbahn ebenso im Halbstundentakt fährt und in Stahringen hält?“, fragte Ulrich Vogel. Dies hätte zur Konsequenz, dass das Seehäsle von Stockach kommend in Stahringen endet und Fahrgäste umsteigen könnten. Hierauf wussten die Projektleiter spontan keine Antwort, nahmen den Punkt jedoch zur weiteren Prüfung mit.
Widerstand gegen Brückenabriss
Bezüglich der Flugplatzbrücke sieht die Planung einen Ersatzneubau des Bauwerks vor, da der Bestand keine ausreichende Höhe für die Elektrifizierung aufweist. Falls gewünscht könnte die Brücke auch ersatzlos entfernt werden und der Flugplatz wäre weiterhin über den Wirtschaftsweg und den Bahnübergang III erreichbar. Dies stieß auf Widerstand seitens der Ortschaftsräte. „Tendenziell nehme ich mit, dass es der Wunsch ist, hier weiterhin eine Brücke zu haben“, so Roland Heil.
Das Projekt hätte für Stahringen durchaus auch Vorteile, denn die Zuganbindung des Ortsteils würde sich deutlich verbessern, so Ortschaftsrätin Susanne Siber.
Geplantes Gespräch hat nicht stattgefunden
Generell sei es so, dass aktuell noch alle Möglichkeiten offen seien und der Ortschaftsrat nun Zeit hätte, konkrete Vorschläge zu der geplanten Projektumsetzung einzureichen, versicherte Ronald Heil. Die Kosten für das Projekt tragen Bund, Land und Region gemeinsam. Das für den 10. Oktober geplante Gespräch zwischen Landkreis und Land hätte jedoch nicht stattgefunden, aktuell werde ein neuer Gesprächstermin gesucht, so Heil.
Für die Festsetzung eines Zeitrahmens sei es noch zu früh. Basierend auf den Erfahrungen mit dem weiteren Großprojekt, der Hochrheinbahn, sei mit einer Fertigstellung frühestens in zehn Jahren zu rechnen.