Montag, 14. September, im Hafen: Die Weltregierung hat einen grünen Teppich im Radolfzeller Hafen ausgelegt. Nein, das sind nicht einfach grüne Algen, die sich zwischen Kaimauer und Wäschbruckpier blickdicht ausbreiten. Das sind organische Hightec-Chips, programmiert von Bill Gates persönlich. Sie reproduzieren sich selbständig, bleiben geschmeidig, schwimmen auf Wellen und docken nahtlos an den Bug des Flottenschiffs MS Radolfzell an. Ziel des Algenkommandos „Teppich grün“ ist es, die Unterwasserverschwörung bedeckt zu halten und dem gemeinen Radolfzeller vorzugaukeln, er könne mit dem gebotenen Sicherheitsabstand zu anderen über das Wasser gehen. Warum die Weltregierung ausgerechnet Radolfzell für ihren Algenchipteppichversuch ausgesucht hat? Es soll hier ehrgeizige Querschwimmer ohne Schnorchel und Taucherbrille geben.
St. Meinrad kommt vor dem Münster
Donnerstag, 17. September, im Briefkasten: Ungeheures kündigt sich im Pfarrblatt der katholischen Seelsorgeeinheit St. Radolt an. Das ZDF, also das Zweite Deutsche Fernsehen, will an Allerheiligen in diesem Jahr die Feier der Eucharistie aus Radolfzell übertragen. Wie heißt es im Pfarrblatt: „Gerade in dieser Pandemiezeit ist die Übertragung gottesdienstlicher Feiern für viele Menschen bedeutend geworden.“ Aber der Gottesdienst wird nicht aus dem Münster, sondern aus St. Meinrad um 9.30 Uhr gesendet! Wenn das keine mediale Sensation ist, so ist der Vorgang für Kirchenranglistenbeobachter doch fast eine Revolution. St. Meinrad kommt vor dem Münster. Wenn das der ehemalige Meinrads-Pfarrer und Ex-Münster-Vikar Wolfgang Oberschmidt erfährt, was sagt er dann? Vielleicht: „Mit dem Zweiten sieht man besser.“
Freitag, 18. September, wieder an der Mole: Der leuchtend grüne Algenteppich ist verschwunden. 22 ungeimpfte Goldfische, die sich zum ungehemmten Querschwimmen im Untersee bekennen, haben die grünen Chips in einer Nacht- und Nebelaktion komplett aufgefressen. Nun kommt kein Radolfzeller mehr auf die Idee, einfach so übers Wasser zu gehen. Tja, Bill, das haste nicht bedacht: Chips kann man essen.
Zur Kolumne: Das Corona-Tagebuch der Redaktion Radolfzell begreift sich als hoffentlich vorübergehende Erscheinung.