Montag, 29. November: Die anonymen Vorstände unter den Impfgegnern haben ein Schreiben verfasst und es an Radolfzeller Ärzte – oder, wie es wörtlich heißt, „verehrte medizinische Verantwortungsträger“ – verschickt. Darin werden Impfungen und Menschenversuche in einen Zusammenhang gerückt. Als Anlagen sind die „Genfer Deklaration“ und der „Nürnberger Kodex“ zu ethischen Grundsätzen ärztlichen Handelns angehängt. Ein ziemlich plumper Einschüchterungsversuch. Der Absender müht sich, im Briefkopf Kompetenz und Seriosität zu entwickeln. Dort steht „Förderverein für politische Bildung im Hegau“. Verantwortliche – sprich Namen – werden in dem Schreiben nicht genannt. Ob es den Verein wirklich gibt – man weiß es nicht. Wohl aber eine Adresse in Singen. Unter dieser Adresse firmiert schon der „Förderverein Bewegung Querdenken773“. Jetzt sitzt dort auch noch der „Förderverein für politische Bildung im Hegau“. Namen sind in zugänglichen Quellen für beide Vereine nicht zu finden. Wohl aber stehen auf der Internetseite der Querdenkenden dezente Aufforderungen zum Spenden. Wahrscheinlich, um die Bürokosten von neu zu gründenden Fördervereinen abzudecken, die ohne Namensnennung ihres Vorstands in die Öffentlichkeit treten wollen. Nicht wahr, verehrte anonyme Fördervereinsverantwortungsträger?

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Dienstag, 30. November: In der Sitzung des Gemeinderats Radolfzell ist nach der Wortmeldung von Gisela Kögel-Hensen das Bedürfnis mit Händen zu greifen – die Stadt muss beim Impfen in die Puschen kommen. Diejenigen, die nun das Impfen als Möglichkeit sehen, die eigene und die Gesundheit der anderen damit abzusichern, sollen nicht durch lange Warteschlangen und Wartezeiten wieder abgeschreckt werden. Es braucht einen lokalen Booster bei den Impfmöglichkeiten.

Das Seehäsle als Anti-Booster

Mittwoch, 1. Dezember: Das Gegenteil von einem „Booster“, also die Wirkung der Schubkraft, ist wieder einmal die SWEG, lang die Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH. Der Betreiber der Seehäsle-Linie schickt zum wiederholten Male in der Hauptpendlerzeit nur einen Triebwagen um 7.08 Uhr Richtung Radolfzell. Schon an der dritten Station in Wahlwies traut sich keiner der jüngeren Schüler mehr einzusteigen, Erwachsene schauen angesichts des dicht besetzten Großraumabteils mit Stirnrunzeln über der Maske in den geöffneten Waggon. Spätestens in Stahringen setzt der große private Schienenersatzverkehr ein. Man mag schon gar nicht mehr fragen, die Ausreden der SWEG sind immer die gleichen. Es war kein zweiter Triebwagen in Stockach aufzutreiben – musste wahrscheinlich gerade zwischen Sigmaringen und Tuttlingen aushelfen oder im Kaiserstuhl. Vielleicht lag auf dem linken hinteren Rad der letzten Achse ein Laubblatt, für das kein Handfeger zur Hand war. Wir machen ein kleines Adventstürchen für die Verkehrsplaner im Landratsamt, im Verkehrsministerium und bei der SWEG auf: Würde die Seehäsle-Strecke zwischen Radolfzell und Stockach in das Qualitätsranking für Bahnfahrende im Land aufgenommen, die SWEG bekäme für diese Strecke die rote Laterne. Wegen Service, wegen Fahrplan, wegen Pünktlichkeit.

Donnerstag, 2. Dezember: Das ist der neue Maskenstandard in Radolfzell bei städtischen Veranstaltungen: Für die Amtseinführung von OB Simon Gröger gilt FFP2-Maskenpflicht. Quasi der Booster unter den Masken.