Vor einem knappen Jahr sprach der SÜDKURIER mit vier Radolfzeller Händlern über die Folgen der Corona-Pandemie auf ihr Geschäft. Vor allem der Lockdown setzte den Einzelhändlern mächtig zu, was sie zu einer verhaltenen Prognose für das kommende Jahr veranlasste.

Sogar, dass sie ihren Handel einstellen müssen, wollten und konnten die Befragten damals nicht ganz ausschließen. Die Lage hat sich seither offenbar etwas entschärft. Wie jetzt von den vier erneut Befragten zu hören war, hat vor allem der Sommer mit seinen zahlreichen Touristen in der Stadt für einen guten Geschäftsverlauf gesorgt.

Schuhhändler spricht von fantastischer Saison

Hans Peter Hafner vom gleichnamigen Schuhgeschäft in der Seestraße spricht von einer fantastischen Saison.
Hans Peter Hafner vom gleichnamigen Schuhgeschäft in der Seestraße spricht von einer fantastischen Saison. | Bild: Jarausch, Gerald

So kann Hans Peter Hafner vom gleichnamigen Schuhgeschäft in der Seestraße nun etwas ganz anderes berichten, als noch vor einem Jahr. Damals sprach er von einem „katastrophalen Frühjahr“.

Seine aktuelle Einschätzung des Geschäftsjahres klingt da schon ganz anders: „Das war eine fantastische Saison. Der Sommer war gut, obwohl deutlich weniger Schweizer Gäste da waren. Wir haben aber nach dem Lockdown einen echten Nachholbedarf bei den Kunden sehen können. Am Anfang hatten wir spürbar höhere Bons in der Kasse. Aktuell sind wir wieder auf Normalniveau angekommen. Allerdings schauen wir, wie schon damals, mit Sorge auf einen möglichen Lockdown“, sagt er.

Lichthaus Biller hat wieder mehr Kunden

Sandra Biller-Stocker vom Lichthaus Biller erlebt aktuell eine steigende Nachfrage.
Sandra Biller-Stocker vom Lichthaus Biller erlebt aktuell eine steigende Nachfrage. | Bild: Jarausch, Gerald

Sandra Biller-Stocker vom Lichthaus Biller in der Löwengasse kann ebenfalls auf ein zufriedenstellendes Jahr zurückblicken: „Vieles von unserer Arbeit – zum Beispiel das Planen – lief die gesamte Zeit durch. Jetzt merkt man auch, dass die Leute wieder vermehrt nach Lampen schauen.

Das ist eine typische Entwicklung im Herbst, wenn es draußen dunkler wird“, berichtet sie. „Aber man hat schon gemerkt, dass die Kunden verunsichert waren“, lässt sie wissen. Sorgen für die nähere Zukunft machen ihr vor allem die Lieferengpässe, die sich immer deutlicher bemerkbar machen: „Ich bin gespannt, wie das mit den Bauteile-Engpässen weitergeht“, sagt Sandra Biller-Stocker.

Stammkunden sichern Überleben von Mode Nemez

Barbara Rettig vom Damenmode-Fachgeschäft Mode Nemez in der Bahnhofstraße ist froh über ihre Stammkunden.
Barbara Rettig vom Damenmode-Fachgeschäft Mode Nemez in der Bahnhofstraße ist froh über ihre Stammkunden. | Bild: Jarausch, Gerald

Barbara Rettig vom Damenmode-Fachgeschäft Mode Nemez in der Bahnhofstraße haben vor allem ihre treuen Stammkunden das wirtschaftliche Überleben gesichert, wie sie sagt.

„Von Januar bis März durften wir ja gar nichts. Danach haben uns die Stammkunden gerettet. Es war toll, wie alle Anteil genommen und uns unterstützt haben. Im Sommer hat man dann gemerkt, dass viele Menschen in Deutschland Urlaub gemacht haben. Ich kann mich wirklich nicht beklagen“, resümiert Rettig. Das gelte auch für die aktuelle Situation. „Der Herbst läuft wie die Jahre zuvor“, stellt sie fest.

Folgen von Corona beim Kinderstoffzimmer noch immer spürbar

Alexandra Mäurer vom „Kinderstoffzimmer“ in der St. Johannis-Straße freut sich über Kunden, die das Geschäft gesichert haben.
Alexandra Mäurer vom „Kinderstoffzimmer“ in der St. Johannis-Straße freut sich über Kunden, die das Geschäft gesichert haben. | Bild: Jarausch, Gerald

Alexandra Mäurer vom „Kinderstoffzimmer“ in der St. Johannis-Straße spürt hingegen noch die Folgen des letzten Lockdowns. „Das kann man einfach nicht mehr aufholen“, sagt sie. Immerhin konnte sie durch einen Online-Shop auch in dieser Zeit überhaupt Waren verkaufen.

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So manches hat sich aus dieser Phase noch gehalten. So gibt es regelmäßig Live-Verkäufe über Instagram, die sie damals aus der Not heraus angeboten hat. Auch in ihrem Fall waren es die Kunden, die das wirtschaftliche Überleben möglich gemacht haben: „Es ist den Kunden zu verdanken, die regional eingekauft haben. Die meisten wissen zu schätzen, dass sie vor Ort einkaufen können“, so Mäurer.

Auch sie hat deshalb einen guten Geschäfts-Sommer verzeichnen können: „Der Sommer war super – wir können uns nicht beklagen“, sagt sie.