Ukraine-Krieg, Inflation und gestiegene Energiepreise haben unser aller Leben teurer gemacht. Sei es nun der Wocheneinkauf im Supermarkt, die Stromrechnung oder auch der Besuch im Biergarten. Vergleicht man jedoch die Preise, fällt der Anstieg gerade am Radolfzeller Seeufer recht unterschiedlich aus. Jeder Wirt hat seine Preise wegen den globalen Umständen anpassen müssen. Der SÜDKURIER hat von Seebar bis Bora die Getränkepreise vergleichen, um genau zu sein vor allem die Bierpreise für einen halben Liter Bier.
Spitzenreiter ist das Bier für 4,90 Euro
Spitzenreiter ist der neue Biergarten auf der Mole. In der Selbstbedienungsgastronomie kostet die Halbe Bier 4,90 Euro. Überboten wird dieser Preis in Radolfzell am Seeufer von keinem anderen Biergarten. Die Molen-Gastronomie kann damit locker mit Konstanzer Preisen konkurrieren. Im Biergarten an der Hafenhalle in Konstanz kostet die Halbe 5 Euro in diesem Sommer.
Deutlich günstiger trinkt man ein Bier am Eispavillion Da Toni, direkt hinter dem Radolfzeller Bahnhof. Hier kostet die Halbe Bier noch preisgünstige 3,50 Euro. Betreiber Antonio Nadile hat für seine vermutlich vorerst letzte Saison an der Mole darauf verzichtet, die Preise der Inflation anzupassen. Der Pavillion soll abgerissen werden.
„Meine Gäste sind hauptsächlich Senioren oder Mütter mit ihren Kindern, was soll ich da noch groß erhöhen. Es haben doch alle kein Geld“, sagt Nadile. Bei den Eisbechern habe er 50 Cent aufgeschlagen, bei den Pizzen auch ein bisschen und der Aperol Spritz sei auch etwas teurer geworden. Aber die restliche Getränkekarte sei beim Alten geblieben.

Ein paar Schritte weiter am Bootshaus trinkt man im Biergarten die Halbe für 4,10 Euro. „Wir haben wegen den ganzen Preissteigerungen 20 Cent aufschlagen müssen“, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin des Bootshaus Valdete Gruda. Sich an die nun hochpreise Nachbarschaft der Mole anzupassen sei für das Bootshaus nicht in Frage gekommen. Man wolle für alle erreichbar bleiben und nur die Preise erhöhen, die wirklich notwendig seien.
Anders als beim Biergarten der Mole würde man am Bootshaus am Tisch bedient. Dies käme bei den Gästen auch gut an. Doch auch die Essenspreise an der Mole übersteigen die der Konkurrenz in Laufnähe deutlich. Die Currywurst mit Pommes, ein Klassiker des Biergartens, kostet im Bootshaus 6,90 Euro, an der Mole stolze 12,90 Euro.
Auch fehlendes Personal ist ein Problem
An der Seebar am Konzertsegel hat man seit diesem Jahr von Service am Tisch zu Selbstbedienung umgestellt. Grund dafür ist der Mangel an Personal, wie Betriebsleiter Jan Buchholz erklärt. Auch das Bier habe man um 10 Cent erhöhen müssen für den halben Liter, die Halbe kostet dort nun 4,20 Euro. „Wir orientieren uns ein bisschen an den anderen Biergärten hier und versuchen im guten Mittel zu bleiben“, sagt Buchholz.
Für die vom Mole-Biergarten erhobenen 4,90 Euro zeigt aber die Pächterin der Seebar Jule Meier Verständnis. Der neue Pächter habe wegen des Neubaus sicher eine hohe Pacht zu bezahlen und müsse diese Preise aufrufen, um wirtschaftlich zu arbeiten. Jedes brandneue Lokal hätte die Preise so anheben müssen, ist sie sich sicher. Die Gründe für die Preissteigerungen in der Seebar seien wie bei vielen anderen aber auch Inflation und hohe Energiekosten.
Etwas weiter in Richtung Herzen sind die Bierpreise auch gestiegen. Im Restaurant Steg 11 beim Yachtclub kostet der halbe Liter Bier aktuell 4,30 Euro. In den vergangenen Jahren, vor allem aber auch während der Corona-Pandemie seien Lieferkosten enorm gestiegen, erklärt Geschäftsführerin Ramona Lerner.
2019 sei man im Steg 11 mit 3,80 Euro gestartet, diesen Preis habe man aber nicht halten können. „Unsere Brauerei sagt uns eigentlich, dass wir jetzt noch viel zu günstig sind“, sagt Daniel Burger, ebenfalls Geschäftsführer im Steg 11. Neu sei auch eine Dieselpauschale für die Lieferung der Getränke.
Jede Erhöhung ist eine Gradwanderung
Jede Preiserhöhung sei eine Gradwanderung, aber im Grunde sei ja ohnehin alles teurer geworden, so Ramona Lerner. Doch gebe es aus ihrer Sicht auch Grenzen: „Wir haben eine super Lage, aber das darf man nicht ausnutzen“, sagt sie. Preiserhöhungen müssten gerechtfertigt sein.
Doch hätten auch sie bemerkt, dass die Getränkepreise am See die Radolfzeller sehr beschäftigen. Essenstechnisch kann das Steg 11 mit dem Biergarten an der Mole mithalten. Der Schweizer Wurstsalat im Restaurant am Yachtclub kostet 11,90 Euro, der im Selbstbedienungsbiergarten an der Mole ebenfalls.

Ziel ist es nicht, ein Touristenlokal zu sein
In zweiter Reihe am Radolfzeller Seeufer ist die Tanke – Haus am See. Inhaber Christoph Manz hat die Getränkepreise auch erhöhen müssen. Im Schnitt um 30 Cent, wie er sagt. Der halbe Liter Bier kostet statt 3,70 nun 3,90 Euro. „Ich bekomme auch oft gesagt, ich sei noch viel zu günstig, aber ich versuche es so zu halten“, sagt Manz.
Sein Ziel sei es auch nicht, vor allem Touristen in sein Lokal zu locken, sondern für die Radolfzeller und Bewohner der Region ein kulturelles Angebot zu schaffen. Obwohl es schwer sei, mit den Radolfzeller zu planen, wie Manz mit einem Lachen erklärt. „Manchmal sitzt man an einem sonnigen Samstag hier alleine und dann kommen sie alle überraschend am Dienstag“, fasst er seinen Eindruck zusammen.
Ganz im Westen des Radolfzeller Seeufers, im Herzenareal, liegt der Bora-Biergarten. Dieser ist allerdings dauerhaft geschlossen. Auf der Homepage wird darüber informiert, dass fehlendes Personal der Grund dafür sei.