Zu besprechen hätte es für die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Umweltschützer jede Menge gegeben. Die Bundesregierung ist nach vielen Jahren wieder zum Teil grün, alle zusammen haben sich den Schutz der Umwelt und das Aufhalten des Klimawandels auf die Fahne geschrieben.

Und auch in Baden-Württemberg tritt ab kommendem Jahr das Biodiversitätsstärkungsgesetz in Kraft, an dem die Umweltschutzverbände BUND und Nabu viele Jahre mitgearbeitet haben. Doch der direkte Austausch der Naturschützer muss wieder warten, denn die Naturschutztage 2022 werden wieder nur digital stattfinden.

Lange hatte man auf 2G gehofft

„Bis zum 10. November haben wir ganz normal geplant und dachten, wir können die Naturschutztage mit 2G oder 2G+ stattfinden lassen“, sagt Thomas Körner, Geschäftsführer NABU Donau-Bodensee. Doch dann hätte man eine Entscheidung treffen müssen und es sei klar geworden, dass die Veranstaltung ein weiteres Mal nicht in Präsenz im Milchwerk abgehalten werden könne.

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„Wir sind schon sehr enttäuscht, wieder absagen zu müssen“, so Körner. Für die vielen Naturschützer im ganzen Land sei das ein Ort des Austausches gewesen, im Radolfzeller Milchwerk habe man Gleichgesinnte getroffen, Bekannte und Freunde gesehen, die man so selten treffe. Man habe sich neue Inspirationen für die Arbeit vor Ort geholt und Motivation für den ehrenamtlichen Einsatz im Jahr gewonnen. Dies alles bleibe nun ein wenig auf der Strecke, sagt Thomas Körner.

Am Programm selbst haben die beiden Veranstalter Nabu und BUND nicht viel geändert. Einzig die Workshops und Exkursionen vor Ort in Radolfzell wurden abgesagt. Vorträge und Seminare finden allerdings genauso wie geplant statt, nur eben digital. Interessierte können sich bis zum 3. Januar anmelden. Laut dem Geschäftsführer des NABU Donau-Bodensee hätten das schon mehr als 350 Personen gemacht. Einzelne Seminare hätten schon weit über 100 Anmeldungen. „Vor allem überregional interessante Vorträge sind bereits gut gebucht“, so Körner.

Spannende Vorträge

Dazu zählt zum Beispiel die Veranstaltung mit Johannes und Katharina Kiefer vom Weingut Eichstetten am Kaiserstuhl, die darüber berichten werden, wie sie ohne Pestizide Wein anbauen. Oder der Vortrag von Professor Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der über die Kipppunkte im Klimasystem referieren wird. „Das sind spannende Vorträge, die ganz lebensnahe Themen behandeln und diese verständlich näher bringen“, kündigt Thomas Körner an. Ein Vorteil der digitalen Veranstaltung sei auch, dass es keine Teilnehmerbegrenzung gebe.

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Die Naturschutztage in den Sommer zu verlegen kam für BUND und Nabu nicht in Frage. Zum einen verstehe sich die Veranstaltung ganz im Sinne ihres Erfinders Gerhard Thielcke als Äquivalent zum politischen Dreikönigstreffen der Parteien. Zum anderen sei der Sommer am See so ausgebucht, dass Teilnehmer große Probleme hätten eine Unterkunft zu finden. In der eher touristenschwachen Zeit Anfang Januar sorgten die Naturschutztage für Umsatz in den Radolfzeller Hotels und Restaurants.

„Wir haben nach den Feiertagen mit den Naturschutztagen ein bisschen Leben in die Stadt gebracht. Auch das wird in Radolfzell fehlen“, so Körner. Viele Besucher der Veranstaltung hätten so die Region kennen gelernt und später auch privat ihren Urlaub am See verbracht. Die Naturschutztage seien auch immer ein gutes Aushängeschild für die Stadt gewesen. Nun hoffen Nabu und BUND auf eine rege Teilnahme und eine Präsenz-Veranstaltung 2023.