Die vergangenen fünf Jahre waren keine einfachen für die Kommunen, auch für die Stadt Radolfzell: Die Haushaltslage ist angespannt, gleichzeitig müssen zahlreiche Projekte vorangetrieben werden, Inflation, Krieg und auch die Pandemie sorgten für zusätzliche Belastungen. Dennoch fällt die Bilanz von SPD-Stadtrat Norbert Lumbe überwiegend positiv aus, wenn er einen Blick zurückwirft: „Es ist mehr gelungen, als man erwarten durfte, vor allen Dingen, nachdem der Oberbürgermeister gewechselt wurde“, sagt er auch aus Sicht seiner Fraktion.

Am stärksten habe die SPD sich unter anderem beim Thema Kinder und Familie eingebracht, etwa was das Offenburger Modell angehe, nach dem in zwei Betreuungseinrichtungen in Radolfzell Spielzeiten durch den Malteser Hilfsdienst angeboten werden, oder die Ausweitung der Zeller Karte. Auch die Einführung eines Kinderforums sowie einer Sommerschule sieht Norbert Lumbe als Erfolg. Für zweitere kam der Vorschlag von Lumbes Fraktionskollegin Derya Yildirim, wie bei der Eröffnung berichtet wurde.

Spielplätze und Betreuungsplätze

Weiter habe sich die SPD schon vor 2019 für die Sanierung der Spielplätze eingesetzt, so Lumbe. Damit hat die Stadt mittlerweile begonnen. Auch der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze sei ein Anliegen der SPD, hier habe sich zum Beispiel durch die Einrichtung der Kita in der Hebelstraße etwas getan – auch wenn Norbert Lumbe dieses Projekt zum Teil als „Trauerspiel“ bezeichnet.

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Denn der eigentlich von der Stadt ausgeschriebene Neubau einer Kindertageseinrichtung mit Wohnbebauung fand keinen Interessenten. „Und die Not wurde immer größer“, erinnert sich Lumbe. Am Ende sei eingetreten, was schon früher hätte realisiert werden können, so der Fraktionsvorsitzende der SPD: Die Kita wurde in gemieteten Containern eingerichtet, die die Stadt nun sogar kauft.

Umstrittener Sportplatz habe Vorteile

Ein weiteres großes Thema in der jüngeren Vergangenheit seien der neue Allwetterplatz auf der Mettnau gewesen, dessen Bau unter anderem von der SPD unterstützt wurde. Über das Thema sei heftig diskutiert worden, so Lumbe. Allerdings handle es sich um eine umweltfreundliche Maßnahme, ist er überzeugt: „Das ist nicht vergleichbar mit einem Platz, der früher mit Plastik belastet war.“ In den Zwischenräumen würden nämlich Kork und Sand eingesetzt.

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Weiter habe sich die SPD für eine anhaltende Förderung der Zeller Kultur und generell der Kultur in der Stadt eingesetzt. Positiv an der jüngsten Entwicklung Radolfzell wertet er zudem unter anderem die Verbesserung der personellen Situation im Betreuungsbereich.

Lob für den neuen Oberbürgermeister

Als Erfolg sieht Norbert Lumbe es unter anderem auch, dass das Streuhau nach langer Diskussion schließlich Anfang 2022 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen wurde. Gleichzeitig könne weitere Bebauung in der Nähe der Bora an anderer Stelle möglich bleiben, so der SPD-Fraktionsvorsitzende. Auch dass etwa mit dem Neubau des Mole-Restaurants eine Entwicklung der Seepromenade angegangen wurde, sieht Lumbe als richtigen Schritt.

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Ebenfalls erfreut zeigt er darüber, dass Simon Gröger, für dessen Wahl sich die SPD gemeinsam mit CDU und FGL eingesetzt hatte, die Haushaltskonsolidierung ernst nehme und dass die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat von Vertrauen und Konstruktivität geprägt sei, wie er sagt. Und das Thema kommunale Wohnbaugesellschaft, die unter anderem die SPD schon früher forderte, komme künftig wieder auf den Tisch.

Noch Bedarf beim Thema Innenstadt

Auch sei es in den vergangenen fünf Jahren gelungen, rings um die Altstadt Wohnungsbau zu ermöglichen. Als Beispiele nennt Norbert Lumbe etwa den Seevillenpark – erst im März hat der Gemeinderat die Weichen für den Seevillenpark II gestellt – sowie den Untertorplatz. Dort sind neben Wohnungen auch Gewerbe- und Gastronomieflächen sowie Parkplätze und Freiräume geplant. Dennoch brauche es weitere Maßnahmen, um die Innenstadt attraktiv zu machen.

Auch am Areal rund um den Bahnhof müsse sich etwas tun. Zur Ideensammlung für eine mögliche Überplanung waren Stadtverwaltung und Stadträte erst kürzlich nach Heidelberg gereist. Denn, so beklagt Lumbe: „Die Anbindung zum See lässt zu wünschen übrig.“ Das hänge auch mit dem gescheiterten Projekt Seetorquerung zusammen, das 2020 beerdigt worden war. Auf der Ost-West-Achse erhoffe er sich neue Impulse durch die geplante Untertorplatzbebauung.

Seetorquerung und Lehrschwimmbecken fehlen

Doch es gibt auch ein paar Projekte, die nicht im Sinne seiner Fraktion verliefen, wenn Lumbe zurückblickt. Etwa das Ende der Seetorquerung, das zur Folge habe, „dass wir immer noch keinen barrierefreien Bahnhof haben und auch lange keinen haben werden“, sowie durch das die Entwicklung hin zum See blockiert werde, so Lumbe. Oder die Entwicklung eines Lehrschwimmbeckens, das wegen hoher Folgekosten abgelehnt wurde. Norbert Lumbe hatte damals dafür plädiert, das Lehrschwimmbecken weiter zu planen – in der Hoffnung, die finanzielle Lage werde sich in den kommenden Jahren verbessern.

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Die größte Schockwirkung in der jüngeren Vergangenheit habe die Schließung des Radolfzeller Krankenhauses gehabt. Allerdings sieht Norbert Lumbe es hier positiv, dass nun Bewegung in die Diskussion um die Weiternutzung des Gebäudes komme. „Das ist so etwas wie ein Morgenschimmer“, sagt er. Erst kürzlich war Landrat Zeno Danner zu Gast im Gemeinderat, um über das Thema zu sprechen.

Nun müsse eine Mitverantwortung des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz zur Entwicklung des Gebäudes ins Spiel gebracht werden, so Lumbe. Er hoffe, dass die solidarische Haltung, die dazu über alle Fraktionen hinweg herrsche, erhalten bleibe. Diese Solidarität sei ihm ein „ganz, ganz großes Anliegen“ gewesen.