Eine überwältigende Menschenmenge hat sich am Morgen des Hausherrenmontags am Radolfzeller Ufer versammelt. Vom Yachtclub bis zur Mole standen die Zuschauer und blickten hinaus auf den See, um die beste Sicht auf die geschmückten Boote der Mooser Wasserprozession zu ergattern. Wie viele da am Ufer standen? – Mehrere Tausend auf jeden Fall.
Verzögerung durch Kursschiffe
Doch bis die Boote ihren Weg über den See fanden und Behelfssteg anlegen konnten, dauerte es ein Weilchen. Zuerst musste die Wasserpolizei ankernde Segelschiffe an dieser Stelle verscheuchen, die mitten in der Landungsroute der Wallfahrtschiffe vor Anker lagen. Auch gab es eine Verzögerung durch die zwei Kursschiffe aus Moos, die an der Mole festmachen mussten und deren Wallfahrer von der Stadtmusik an den Landungssteg geleitet wurden.
Die Landung der geschmückten Ruderboote blieb zunächst eine stille. Der Lautsprecher mit Schallrichtung Mole setzte erst mit Verspätung mitten in der Empfangsansprache von Radolfzells Oberbürgermeister Simon Gröger ein. Es müssen die richtigen Worte gewesen sein, Pfarrer Stefan Hutter von der Seelsorgeeinheit Höri bedankte sich „für diesen schönen Empfang“.

Blumen im Holzboot
Hutter ging auf die Ursprünge der Mooser Wasserprozession ein. Nach einer Viehseuche legten Bauern auf der Höri das Gelübde ab, jährlich zu den drei Heiligen Hausherren nach Radolfzell zu pilgern. Die erste Wallfahrt war 1797, seit 1926 setzen die Mooser mit dem Boot über.
„Wir haben zwar heute keine Viehseuchen mehr, aber andere Dinge, die uns belasten“, sagte der Höri-Pfarrer. Einschränkungen und Beschränkungen des Lebens würden der Gedanken der Wallfahrt aufrechterhalten. Wallfahrer kämen mit Anliegen, „und die Blumen in einem kleinen Holzboot, das wir mitgebracht haben, stehen für unsere Anliegen.“
Das Motorboot „Johanna“ bestieg in Moos ein bekannter, aber neuer Passagier. Darauf wies der Mooser Bürgermeister Patrick Krauss bei der Landung in Radolfzell hin: „Aus Öhningen ist zum ersten Mal mein Kollege Andreas Schmid bei unserer Prozession dabei.“
Wegen des niedrigen Wasserpegels sei es fraglich gewesen, ob die „Johanna“ bei der Wasserprozession hätte eingesetzt werden können. Die aktuelle Sorge um ausreichend Wasser sei ein Beispiel, warum die Mooser immer noch nach Radolfzell kämen, so Bürgermeister Krauss.
Lange Fußprozession ins Münster
Auch die anschließende Prozession zu Fuß am Ufer entlang über die Alte Mettnaubrücke bis in das Münster dürfte eine der längsten an einer Mooser Wasserprozession gewesen sein. Als der Zug mit dem ersten Kreuz über den Stadtgarten am Obertor setze, war das Ende der Prozession auf der Mettnaubrücke noch nicht erkennbar. Grundschulklassen und Kindergartengruppen säumten den Prozessionsweg, auf dem Marktplatz positionierten sich früh Zuschauer, um den besten Blick auf die Prozession zu bekommen.
Die Stadtkapelle geleitete die Prozession mit den Klängen des Hausherrenlieds ins Münster. Dort mussten sich die Wallfahrer in einer Baustelle unter einem Gerüst Platz suchen, die Kirche wird saniert. Münsterpfarrer Heinz Vogel fand darin aktuelle Bezüge: „Die Situation spiegelt unser Weltgeschehen wider.“ Vogel stellte die Frage, ob es Hoffnungs- und Zufluchtsorte gebe.
Wallfahrten wie die der Mooser zu den drei Hausherren nach Radolfzell, seien dabei eine wichtige Erfahrung. Man könne sich seinen Nebensitzer im Boot nicht immer aussuchen, „man muss sich aushalten und ertragen“. Zugleich gebe es eine Sehnsucht nach dem Ankommen, nach sozialem Frieden. Die Wallfahrt sei ein Beweis, dass es Menschen gebe, „die guten Willens sind“.
Der gute Wille zur Ökumene an diesem sehr katholischen Feiertag in Moos und Radolfzell ist an kleinen Dingen erkennbar. Das Evangelium im Münster im Mooser Hausherrenamt las der evangelische Pfarrer Christian Link.