Wie kann Radolfzell verschönert werden? Welche Projekte könnten die Stadt entweder optisch, oder aber auch kulturell und gesellschaftlich verbessern? Seit März hatten die Bürgerinnen und Bürger Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, ab Mai konnten sie schließlich konkrete Ideen bei der Stadt einreichen, um sich damit für das neue Bürgerbudget zu bewerben. Mit insgesamt 65.000 Euro will die Stadt Projekte fördern, die im Anschluss ab Herbst von der Bevölkerung in Eigenregie umgesetzt werden sollen.

Mittlerweile ist die Bewerbungsphase vorbei, zahlreiche Anträge sind bei Sarah Hofmann, die bei der Verwaltung für das Bürgerbudget zuständig ist, eingegangen. Welche davon schlussendlich umgesetzt werden, das wird sich im Juli zeigen – dann sollen die Bürger selbst über die Projekte abstimmen.

13 Vorschläge aus der Bevölkerung

Wie Sarah Hofmann berichtet, seien viele Ideen bei ihr eingegangen – wobei allerdings nicht alle für das Bürgerbudget geeignet waren. Zum Teil hätten sich Bürger auch mit Anregungen für Maßnahmen der Stadtverwaltung gemeldet. „Die habe ich weitergeleitet“, so Hofmann. Auch hätten drei Beratungsgespräche zu Ideen stattgefunden, die die Verantwortlichen aber erst kommendes Jahr eingereicht wollen.

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Übrig geblieben seien 13 Vorschläge für das diesjährige Bürgerbudget. Sie werden auch von Julia Theile, die sich mit Sarah Hofmann um die Aufgleisung des Bürgerbudgets gekümmert hat, gelobt: „Die Projekte, die eingereicht wurden, sind toll.“

Welche Ideen gibt es?

Dabei sind die Ideen breit gefächert. Erstellt werden soll so etwa ein Storchenpfad in Böhringen, bei dem mittels Internetauftritt, Flyern und Informationstafeln auf einem Spaziergang mehr Informationen zu den Störchen vermittelt werden sollen. Damit soll auch mehr Verständnis für die Tiere geschaffen werden. Ein weiteres Projekt soll vier Stromkästen in der Stadt verschönern – wie Hofmann berichtet, könnten bei zweien davon die Motive von den Bürgern ausgewählt werden, zwei sollen von Schülern der Teggingerschule gestaltet werden.

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Weiter sollen ein Friedensbaum mit einer Informationstafel mit einem Friedenszitat gepflanzt werden, der Musiksaal des Vereins Klangkultur durch Bemalung als Schloss-Saal zum Anziehungspunkt für Jung und Alt werden und der Schützenturm vom Verein der Hegauritter renoviert und der Öffentlichkeit für Ausstellungen zum Thema Geschichte zugänglich gemacht werden.

Viele verschiedene Vorschläge

Und es gibt noch mehr Ideen. So soll in der Nordstadt ein Yoga-Trail, also ein inklusiver und damit auch barrierefreier Pfad mit Yoga-Stationen geschaffen werden, der Menschen zusammenbringen soll. Neu hinzugezogene und bereits ansässige Radolfzeller sollen derweil im Rahmen eines anderen Projekts durch verschiedene Veranstaltungen zusammenwachsen.

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Außerdem wolle das Bürgerbündnis Radolfzell für Demokratie mit einem Fahrradanhänger durch die Stadt und die Ortsteile fahren, dort mit den Menschen ins Gespräch kommen und die Demokratie fördern. Im Rahmen einer weiteren Idee sollen Radolfzellerinnen und Radolfzeller die Biodiversität vor der eigenen Haustüre fördern, dazu sollen sie nicht nur mit Informationen ausgestattet werden, auch soll es Veranstaltungen wie einen Sensen-Kurs geben. Zudem möchte der Verein BleiB in Böhringen eine öffentlichen Boule-Bahn einrichten und der Deutsch-Französische Club plant laut Sarah Hofmann wiederum eine Hütte an ihren neuen Boule-Feldern in Böhringen. Dort soll die Öffentlichkeit zusammenkommen und den Boule-Sport kennenlernen.

Bei den letzten beiden Ideen handelt es sich zum einen um ein Kunstprojekt, bei dem alle Bürgerinnen und Bürger dazu eingeladen seien, ein Performance-Stück auf die Beine zu stellen, sowie um ein Engagement des Vereins Lachfalten. Wie Sarah Hofmann erklärt, wolle dieser älteren Menschen, die nicht mehr an öffentlichen Angeboten teilhaben können, Abwechslung im Alltag bieten. Das falle zwar nicht klassisch unter die Vorgabe, dass mit dem Bürgerbudget Projekte für die Allgemeinheit umgesetzt werden sollen. Allerdings sei es gesamtgesellschaftlich ein Anliegen, ältere Menschen am Leben teilhaben zu lassen, so Hofmann. Daher werde auch diese Idee aufgenommen.

Wie wird abgestimmt?

Allerdings werden voraussichtlich nicht alle Ideen auch umgesetzt. Jedes Projekt kann mit bis zu 8000 Euro gefördert werden, an wen das Geld schlussendlich geht, haben die Radolfzellerinnen und Radolfzeller selbst in der Hand. So findet von Mittwoch, 2. Juli, bis einschließlich Sonntag, 13. Juli, eine Online-Umfrage statt. Nach Registrierung können Bürgerinnen und Bürger ab elf Jahren hier einen Stern bis zu fünf Sterne pro Projekt hinterlassen und so priorisieren. Je mehr Sterne, desto weiter oben landet das Projekt auf der Liste.

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Wie Sarah Hofmann erklärt, müsse bei der Registrierung Name und Adresse angegeben werden, so wolle man sicher gehen, dass niemand mehrmals abstimmt. Um das zu überprüfen, könnten auch Stichproben durchgeführt werden. „Das werde ich im ersten Jahr auch tun“, so Hofmann. Sollte es doch Missbrauch geben, müsse man im kommenden Jahr – sollte das Bürgerbudget fortgesetzt werden – sehen, wie man damit umgehe.

Nicht nur digital möglich

Aber auch ohne Internet kann über die Projekte abgestimmt werden. Dafür gibt es zwei Informationsveranstaltungen in der Stadt: am Donnerstag, 10. Juli, ab 16 Uhr im Rahmen des Abendmarktes vor dem Friedrich-Werber-Haus, sowie am Samstag, 12. Juli, ab 8 Uhr im Rahmen des Wochenmarktes vor dem Rathaus. Dort werden die Projekte von den Antragsstellern vorgestellt, so Hofmann, gleichzeitig können die Bürger ihre Stimmen abgeben.

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Und wer auch dort nicht vorbeikommen möchte oder keine Zeit hat, der hat die Möglichkeit, am Mittwoch, 2. Juli, oder Mittwoch, 9. Juli, von 8 bis 12 Uhr persönlich bei Sarah Hofmann im Zimmer 27 des Rathauses vorbeizuschauen und dort an der Abstimmung teilzunehmen. „Ich glaube, das ist die der richtige Weg“, erklärt Julia Theile zur Vorgehensweise. So sei die Abstimmung niederschwellig, es werde nicht hinter verschlossenen Türen entschieden.

Wie geht es weiter?

Welche Projekte schlussendlich umgesetzt werden können, das soll kurz nach dem Ende der Abstimmung bekanntgegeben werden. Ab September und bis Ende August 2025 haben die Bürgerinnen und Bürger dann Zeit, die Ideen umzusetzen. Denn dann könnten bereits die nächsten Projekte folgen, falls das Bürgerbudget fortgesetzt wird.

Fest steht das noch nicht, der Gemeinderat muss entsprechend der Haushaltslage darüber entscheiden. Die Stadt kann sich ein Bürgerbudget aber auch künftig vorstellen: „Wir hoffen, dass es weitergeht“, sagt Julia Theile.