Der Abschied war gefasst, aber nicht ohne Emotionen. Beim diesjährigen Andruckfest der Narrizella Ratoldi wurde nicht nur wie sonst die aktuelle Ausgabe der Narrenzeitung Kappedeschle vorgestellt, sondern auch ihr langjähriger Macher Lothar Rapp verabschiedet. „Das, was wir so lange gemacht haben. Das ist der Hammer“, resümierte Peter Zabel, Seniorchef der gleichnamigen Radolfzeller Druckerei, über die Zusammenarbeit mit Rapp.
Zum Dank gab es von Zabel für Rapp nichts aus Papier, sondern einen Aufsteller aus Acryl mit dem Kappedeschle-Titelbild von einem gezeichneten Rapp in seiner Paraderolle auf der Bühne des Narrenspiegels. Peter Zabel war für den Druck der Zeitung verantwortlich, die Macher seien schon immer ein kleiner Kreis gewesen, aber des Pudels Kern, oder besser gesagt, des Pudels Kappedeschle-Kern, sei stets Lothar gewesen.
Ein halbes Jahrhundert Lothar Rapp
Wie lange das war, das scheint Auslegungssache zu sein. Die Zusammenarbeit zwischen Rapp und der Narrizella begann im Sommer 1973, die erste Ausgabe unter Beteiligung von Rapp, erschien dann 1974. Zwei Jahre hat er dazwischen auch mal Pause von der Narrenzeitung gemacht, die man aber beim Zählen getrost unter den Tisch fallen lassen kann.

So kommt man auf 50 Jahre Narrenzeitung unter Lothar Rapp. Viel habe er für das Magazin geopfert. „Ich war auf keinem Narrentreffen, weil ich währenddessen am Küchentisch saß und die Zeitung zusammengeklebt habe“, erinnerte sich Rapp.
Rapp ist Geschichte und doch quicklebendig
Kleben muss Rapp seit etlichen Jahren nicht mehr, die Produktion wurde immer digitaler. Doch zog auch der Zeitungsmacher beim Andruckfest nochmal einen deutlichen Schlussstrich zu diesem Kapitel seines Narrenlebens: „Der Lothar Rapp als Kappedeschle auf der Bühne ist Geschichte. Der Lothar Rapp als Macher der Narrenzeitung ist Geschichte. Aber der Lothar Rapp lebt noch, ich bin noch da.“

Wie wichtig der Kappedeschle auch für die Finanzen der Zunft ist, das erläuterte Narrizella-Präsident Martin Schäuble. Die vier Säulen der „finanziellen Sorglosigkeit“ der Narrizella seien der Narrenspiegel, Mitgliedsbeiträge, die Verpachtung des Zunfthauses und die Narrenzeitung. Er sei froh, dass der Generationenwechsel beim Narrenspiegel geglückt sei und er hofft, dass dies auch bei der Narrenzeitung gelingen möge.
Narrenzeitung hat die Narreneltern im Fokus
Titelbild und Titelthema des diesjährigen Kappedeschles sind die Figuren der Narreneltern. Dazu gibt es im Heft viele historische Aufnahmen aus den vergangenen Jahrzehnten. Ebenfalls ist das 100-jährige Bestehen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, deren Mitglied die Narrizella ist. Auch sind Portraits von befreundeten Zünften enthalten wie der Poppele-Zunft Singen, dem Stockacher Narrengericht, der Narrenzunft Engen und der Katzenzunft Meßkirch.

Groß raus kommen auch in diesem Jahr die Frauen der Zunft. Auf einer Doppelseite gibt es die besten Bilder von der Aufführung der Weibsbilder am 11.11. Und ein Vorschlag macht die Narrenzeitung für die Zukunft der Narreneltern. Warum eigentlich immer nur zwei Männer, die Mutter und Vater darstellen? Könnten das auch nicht mal zwei Frauen machen?
Um sich das zu visualisieren, gibt es im Kappedeschle eine Montage mit den Zabel-Schwestern Lena und Julika als Narrenmutter und Narrenvater. Nicht fehlen darf in der Zeitung der Narren der Nachruf auf den im vergangenen Jahr verstorbenen Bruno Epple. Künstlerische Blickfänger hat Holzhauer und Karikaturist Hanjo Ehmann beigesteuert.