Die Narrizella wird in diesem Jahr Abschied vom Kappedeschle nehmen müssen. Nicht von ihrer beliebten Figur, die auf dem Brunnen sitzt, sondern von Lothar Rapp. Dieser ist zwar quicklebendig, möchte aber seine Rolle als mahnender Narr auf der Bühne des Narrenspiegels und als Macher der gleichnamigen Zeitung künftig nicht mehr erfüllen. In diesem Jahr wird er zum letzten Mal bei den vier Aufführungen des Narrenspiegels im Milchwerk zu sehen sein, wie beim Fasnet Vuzelle, dem Pressehock der Narrizella, bekannt gegeben wurde.
Narrizella-Präsident Martin Schäuble rechnet auf: 39 Jahre lang hat Lothar Rapp die Narrenschelte gehalten, an je vier Vorstellungen, das mache 156 Mal Narrenschelte für die Radolfzellerinnen und Radolfzeller. Rapp habe die Rolle und die Narrenzeitung in seinem Stil geprägt und geformt.
„Es wäre ein schlechter Rat für seinen Nachfolger, Lothar imitieren zu wollen“, so Schäuble. Rapp selbst beschwor seine Treue und sein Engagement für den Verein, auch wenn er kürzer treten wolle. „Bis zu meinem Lebensende bleibe ich Mitglied der Narrizella und werde immer helfen, wo ich kann. Aber die zwei Sachen gebe ich jetzt auf“, so Rapp.
Noch lange nicht ans Aufhören denken derweil die anderen Abteilungen der Narrizella. Die Holzhauer haben für ihren Holzhauerball am Samstag, 3. Februar, weder Kosten noch Mühen noch die Einhaltung der Naturgesetze gescheut und präsentierten die 1977 verstorbene Musik-Legende Elvis Presley, der für den Ball die Werbetrommel rühren sollte. Elvis, eigentlich Benni Bromma mit einer Perücke, wirkte etwas desorientiert.
Weltstars aus Las Vegas im Milchwerk
Ganz taufrisch sah „The King of Rock ‚n‘ Roll“ nicht mehr aus, wie auch Oberholzer Andreas Fiedler feststellen musste, doch die Gitarre hatte er dabei und versprach weitere Weltstars im Milchwerk, ganz nach dem Motto des Balls „Viva Las Vegas“.

Neue Auflage der Kinderfibel
Eine neue, erweiterte Kinderfibel präsentierten Carmen Aschinger und Sandra Hain. Die vorherige Auflage sei mittlerweile vergriffen, deswegen hätten sie das Heft um vier Seiten erweitert und ein Narrizella-Rätsel für die Kinder erstellt. Erzieherinnen und Lehrerinnen seien ganz heiß auf die Kinderfibel für ihre Schützlinge, berichtet Sandra Hain. Mit dem Heft wolle man den Kleinsten schon die Radolfzeller Fasnacht näher bringen und ins Brauchtum einführen. Gesponsert wurde die neue Fibel von den einzelnen Abteilungen der Zunft.
Ebenfalls wolle die Narrizella ihr soziales Engagement ausdehnen. Jährlich würde die Aktion Narr mit Herz über einzelne Mitglieder der Garde laufen. Mit den verkauften Bändeln sammeln die Narren Geld für Kindergärten in der Stadt. Bei der Aktion in 2024 sollen die Kindergärten Entdeckerkiste und Büllerbü die Empfänger des gesammelten Betrages sein. Als neue Aktion plant die Narrizella am Fasnachtsfreitag, 9. Februar, eine Fasnetsküchle-Ausgabe beim Tafelladen in Radolfzell.
Ausblick auf den Narrenspiegel
Mit großen Schritten rückt auch der Narrenspiegel der Narrizella im Milchwerk näher. Die beiden Regisseure Tim Schwenke und Sebastian Möhrle luden zu einem Spiel ein, mit dem sie ein bisschen etwas vom sonst streng geheimen Narrenspiegel-Programm verraten wollten. Der gesuchte Begriff musste entweder pantomimisch, mit Worten erklärt oder aufgemalt werden.

Hier zeigte Oberbürgermeister Simon Gröger sein Talent am Zeichenblock, skizzierte Berge und eine Wiese und ließ sein Team den Begriff „Heidi“ erraten. Denn eine Szene des Narrenspiegels wird einen Dialog in den Bergen Liggeringens wiedergeben, bei dem es laut Möhrle und Schwenke um die vielen touristischen Angebote der Region gehen soll. Und auch ein Programmpunkt beim Narrenspiegel: Die letzte Narrenschelte von Lothar Rapp als Kappedeschle.