Das Thema Mobilfunk sorgt in Böhringen für Diskussionen. Erst im Mai war der geplante und von der Stadt bereits genehmigte Bau eines Mobilfunkmasts auf einem Privatgrundstück im Böhringer Gewerbegebiet Kabisländer-Brühlwiesen Thema. Bei einem Vorort-Treffen kamen Betroffene mit Stadtrat Christof Stadller (CDU) ins Gespräch. Und nun fand eine Bürgerversammlung zum Thema Mobilfunk in dem Radolfzeller Ortsteil statt.
Der Tenor: Falls technisch notwendig könne ein 5G-Funkmast im nördlichen Ortsgebiet kommen, aber nicht in unmittelbarer Nähe zur Schule. Die Ortsverwaltung hatte in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strahlenschutz und der Dialoginitiative 5G geladen, um die Bürger umfassend über die Pläne der Telekom, den 5G-Funkmasten zu installieren, zu informieren.
Probleme mit dem Netz
„5G greifbarer machen, darum geht es am heutigen Abend“, sagte Yannick Mandel von der Dialoginitiative 5G zur Begrüßung. Rund 30 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung gefolgt und die Experten erlebten eine teils emotionale und hitzige Diskussion. Der Diskussion vorausgegangen waren Vorträge von Ingo Reinhardt, Kommunalvertreter bei der Telekom, sowie des per Videokonferenz zugeschalteten Experten für Strahlenschutz, Mathias Händler.
„Warum bauen wir als Netzbetreiber den Mobilfunk weiter aus?“ – diese Frage versuchte Ingo Reinhardt zu beantworten. Es gäbe zwei Ausbautreiber, zum einen die rasant steigende Datennutzung sowie die Forderung des Bundes und der Gesellschaft, die Infrastruktur mit 5G weiter auszubauen.
Eine Versorgungsanalyse in Böhringen habe gezeigt, dass es vor allem im nördlichen Ortsgebiet Bereiche gäbe, die für die Zukunft nicht als versorgungssicher gelten, oder sogar heute schon unterversorgt sind. Diese Feststellung wurde in der anschließenden Fragestunde seitens einer Bürgerin bestätigt, die nach eigenen Angaben mit ihrem Handy auf der Suche nach Netz durch den Garten laufe.
5G und der Strahlenschutz
Bei der Suche nach einem Standort gilt es rund 50 Aspekte zu berücksichtigen, umso schwieriger gestaltet sich die Suche. So auch in Böhringen, wie Ortsvorsteher Bernhard Diehl bestätigte. Im Dialog mit der Telekom wurden verschiedene kommunale Flächen als mögliche Standorte geprüft, der Standort nahe der Schule sei die einzige kommunale Fläche, die eine Verbesserung der Versorgungslage bewirken könnte.
Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Mathias Händler vom Bundesamt für Strahlenschutz, der das Thema Mobilfunk und Gesundheit erläuterte. „90 Prozent der Strahlung stammen vom eigenen Handy und nicht von den Funkmasten“, lautete eine seiner Kernaussagen.
Grundsätzlich seien die Wirkungen von elektromagnetischen Feldern (EMF) auf den Menschen sehr gut erforscht und es bestehe in der Wissenschaft ein Konsens. Demnach sei die einzig wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung ein thermischer Effekt, also eine Erwärmung. Bei Einhaltung der vorgegebenen Grenzwerte gäbe es keinerlei von Funkmasten verursachte gesundheitliche Auswirkungen.
Kritik von Seiten der Bürger
Nicht alle Bürger ließen sich von der Wissenschaft überzeugen und kritisieren vor allem den geplanten Standort in der Nähe der Schule. „Ich will, dass dort kein Mast hinkommt“, diese Aussage seitens eines Bürgers wurde mit großem Applaus bestätigt.
„Wir hätten früher informiert werden müssen, wir werden heute vor vollendete Tatsachen gestellt, das stinkt mir“ kritisierte ein Bürger. Ortsvorsteher Bernhard Diehl wies diese Kritik aber vehement zurück. „Wir haben das Thema bereits mehrfach öffentlich in der Ortschaftsratssitzung diskutiert, über die Tagesordnung der Sitzungen wurde im Vorfeld im Amtsblatt informiert“, sagte Diehl.
Auch in der kommenden Ortschaftsratssitzung am Mittwoch, 19. Juli, wird das Thema auf der Tagesordnung stehen. Es sei aber völlig offen, wie die Beschlussvorlage aussehen werde. Zum jetzigen Zeitpunkt seien noch keine Entscheidungen gefallen, ob der Funkmasten komme und wo er dann stehen werde, so Diehl.